Einige stechen aus der breiten Masse heraus

Wahlvideos: So innovativ präsentieren sich die Zuger

Verdächtig oft wiederholen sich Stilelemente in den Zuger Wahlvideos.

(Bild: Screenshots Youtube/Montage sib)

Wahlkampf – das bedeutet neben Reden und vielem Händeschütteln auch, sich in den sozialen Medien ins richtige Licht zu rücken. Dazu zählen für viele Zuger Politiker auch Videobotschaften. Doch nicht allzu viele Beiträge stechen aus der Masse heraus.

Längst gehört ein Auftritt in den sozialen Medien zum Must-have für Politiker. Während manch ein Lokalpolitiker seine Social-Media-Aktivitäten in der Regel auf Sparflamme betreibt, ist während des Wahlkampfes voller Einsatz gefragt. Und da am 7. Oktober in Zug bekanntlich Gesamterneuerungswahlen anstehen, weibeln die Kandidaten im Netz um die Wählergunst.

Dabei kommen auch Videos nicht zu kurz. Der Haken an der Sache: Sind diese nach Schema F gestrickt, kommen sie meist beliebig daher. Schaut man sich die Klickzahlen an, scheint sich zudem die Reichweite in Grenzen zu halten.

Rupan Sivaganesan kam früh aus den Blöcken

Einer der ersten Zuger Politiker, die für den Wahlherbst videotechnisch in Aktion, oder besser in die Pedale, getreten sind, ist der SP-Stadtratskandidat Rupan Sivaganesan. Seine Wahl-Velotouren mit Anhänger hielt er auf Video fest und postete dies bereits Ende Juli auf Facebook. Später doppelte er auf Youtube nach.

Ebenfalls früh in Aktion getreten sind die Baarer SVP-Kantonsräte Beni Riedi und Michael Riboni. Schon Mitte August veröffentlichten sie auf Youtube ein Video, das neben Aufnahmen von Zug und Baar ihre Argumente beinhaltet, weshalb das Zuger Stimmvolk das Duo wiederwählen soll. Es fallen dabei Schlagworte wie «schlanker Staat», «Kampf gegen die stetige Bevormundung der Bürger» und «sicherer Kanton Zug».

SVP zeigt sich aktiv

Insgesamt fällt auf, dass die SVP-Kandidaten äusserst aktiv sind, wenn es um Videobeiträge geht. Auch der Stadtzuger Gemeinderat Gregor Bruhin hat einen Clip auf Youtube gestellt. Darin drückt er seine Verbundenheit mit der Stadt und sein Engagement aus – inklusive Untertitel.

Auf seinem Account lassen sich auch Wahlvideos zu den Parteikollegen Philip Brunner und Heinz Tännler finden. Dazu unterhält die SVP Kanton Zug ein eigenes Youtube-Profil, gefüttert mit zwei Wahlvideos. Insgesamt wurde für die SVP-Kandidaten ein einheitlicher Stil angewandt. Man setzt also auf den Wiedererkennungseffekt.

Drohnen sind Trumpf

Auch die Wahlspots der Regierungskandidaten Andreas Hürlimann (ALG) und Andreas Hostettler (FDP) kommen in vertrautem Muster daher: Botschaften, weshalb man sie wählen soll, werden unterstrichen von (Drohnen-)Aufnahmen der Stadt Zug.

 

Zwar nicht innovativ, aber dafür sehr professionell kommt der Video-Auftritt von Kantonsratskandidat Patrick Mollet daher. Der Präsident der Stadtzuger FDP hat ein Sabbatical hinter sich (Januar bis Mai 2018) und scheint nun reichlich Ressourcen in den Wahlkampf gesteckt zu haben.

Gleich zu Beginn des fünfeinhalbminütigen Videos stehen in der Bauchbinde Website, Instagram- und Facebookname des Wahl-Walchwilers. Nach einigen obligatorischen Worten zu seinen Standpunkten («durch und durch liberal») geht er vor Ort am Zugersee auf das Bauprojekt Circulago der WWZ ein.

Später ist der gebürtige Solothurner in den Crypto Valley Labs anzutreffen. Kein Zufall, ist er doch Mitglied der Crypto Valley Association. Als IT-Unternehmer bringe er in den Bereichen Technologie und Innovation wichtiges Know-how mit, das heute im Kantonsrat weitgehend fehle. «Die Politik muss beginnen, mehr wie ein Start-up zu funktionieren», sagt er weiter.

Externer Youtube-Kanal schafft Abhilfe

Auf Seiten der CVP sticht neben den Videos von Regierungsratskandidatin Silvia Thalmann-Gut und den Kandidaten der jungen CVP vor allem ein Video mit GGR- und Kantonsratskandidatin Manuela Leemann heraus.

Auf dem Youtube-Kanal des Chamers Jahn Graf, der seit Geburt Spastiker ist (zentralplus berichtete), wird Leemann, seit einem Sportunfall auf den Rollstuhl angewiesen, über eine Viertelstunde lang interviewt. Werde sie gewählt, wolle sie sich unter anderem für mehr Hindernisfreiheit und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie einsetzen. Dies betont sie auch in weiteren Videos, welche sie auf Facebook postete.

Auf Grafs Kanal wurden auch die Kantonsratskandidaten Jürg Schenker von der SP Cham und dessen Parteikollege Oliver Ranger, der an Zerebralparese leidet, interviewt. Dazu ebenfalls Andreas Hürlimann, Konradin Franzini (ALG), der Chamer Gemeinderatskandidat Roman Ambühl (zentralplus berichtete) und weitere. Die Videos von Graf nehmen zwar etwas Zeit in Anspruch – im Falle von Hürlimann und Ambühl sind es 35 Minuten. Dafür sind sie authentisch und informativ.

Extra einen Account eingerichtet

Die Stadträtin Vroni Straub-Müller (CSP), die auch als Stadtpräsidentin kandidiert (zentralplus berichtete), konnte in ihrem Wahlvideo zumindest einen Trumpf ausspielen, um der Masse etwas zu entkommen. Als Verwaltungsrats-Präsidentin der Zugerberg Bahn AG baute sie einige Action-Bilder von Downhillfahrern ein, die vom Zugerberg hinunterdonnern. Ansonsten versucht auch sie, sich bürgernah und authentisch zu geben. Für ihr Video hat sie extra einen Youtube-Account eingerichtet.

Als einzige grössere Partei verzichtete die GLP auf ein Wahlvideo. «Aus finanziellen Gründen», wie die «Zuger Zeitung» den GLP-Wahlkampfverantwortlichen Daniel Stadlin zitiert. Ob sich dadurch überhaupt ein Nachteil für die Grünliberalen ergibt, wird sich schon bald zeigen.

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