Bereits kandidieren gegen 35 Junge für Kantonsrat

Immer mehr junge Zuger drängen in die Politik

Kantonsratskandidatin Sofia Zouhir

(Bild: zvg)

Was treibt eine 20 Jahre junge Frau in die Politik? Wie schätzen Jungparteien ihre Chancen im Wettkampf gegen die Grossen ein? Sofia Zouhir von der Juso und Gian Brun von den Jungfreisinnigen erzählen.

Sofia Zouhir ist Co-Präsidentin der Juso Zug, kandidiert für den Kantonsrat und das mit frischen 20 Jahren. Doch sie ist weder allein noch die jüngste Kandidatin. 2014 gab es in Zug knapp 20 Kandidatinnen und Kandidaten für den Kantonsrat, die 25 Jahre oder jünger waren. Heuer sind es um die 35, die Steigerung ist signifikant.

Wenn die Politik statisch ist

Brun ist überzeugt, die Jugend sei in den letzten Jahren politischer geworden. Das hänge unter anderem damit zusammen, dass die Politik auf nationaler Ebene statisch geworden sei. Er spricht von einem Reform-Stau. Bei der Juso klopft man sich eher selbst auf die Schulter. Die junge Linke sei in den letzten Jahren sehr aktiv gewesen und habe auch in der Politik stark mitgemischt. Zu sehen, dass man etwas bewegen könne, motiviere auch andere.

Zouhir hat auch ihre persönlichen Gründe, sie wolle «zukunftsorientierte Politik für junge Menschen» machen. Diese müssten schliesslich auch noch am längsten mit den Konsequenzen von heutigen Entscheiden leben.

Konstanter Zuwachs

Die Juso Zug habe nicht spürbar mehr Neuzukömmlinge verzeichnet als in früheren Jahren, der Zuwachs sei relativ konstant. Bei den Jungfreisinnigen Zug sei das anders. Vor zweieinhalb Jahren «sind wir vielleicht drei bis vier Nasen gewesen» erzählt Brun, heute seien sie etwa zehn bis 15 Mitglieder, die regelmässig aktiv seien.

«Das Alter spielt aufgrund der Erfahrung schon eine Rolle.»

Juso-Co-Präsidentin und Kantonsratskandidatin Sofia Zouhir

Zouhir sagt, sie gebe ihr Bestes. «Das Alter spielt aufgrund der Erfahrung schon eine Rolle, aber junge Menschen haben dafür eher neue Ideen», am Schluss müsse jeder Wähler selbst seine Prioritäten setzen. Mit einer Niederlage im Wahlkampf müsse sie rechnen und umgehen können. Das wäre aber sicherlich kein Grund, um aus der Politik auszusteigen, gibt die junge Politikerin von sich preis.

Mit Engagement zum Erfolg

Wie realistisch die Chancen einer sehr jungen Person sind, in den Kantonsrat zu kommen, hänge vor allem davon ab, wie vernetzt der Kandidat in seiner Gemeinde sei, sagt Brun. Das sei ausschlaggebend für die Mobilisierung der Wähler, so die Meinung des Jungfreisinnigen. Zouhir glaubt, es hänge von der Partei ab, aber auch der Mutterpartei und deren Unterstützung. Das eigene Engagement halten beide für ausschlaggebend.

Und das glaubt die Juso-Co-Präsidentin zu haben. Doch gibt sie ehrlich zu, dass sie ihre Chancen nicht allzu gross einschätzt. Sie nehme die Sache durchaus ernst, doch ständen ihr als Studentin schlicht nicht dieselben Mittel zur Verfügung wie anderen. Das Studentenleben bringe andererseits eine hohe Flexibilität mit sich. Zudem habe sie, so Zouhir, es etwas einfacher, ihre Verbindungen via Social Media zu stärken. Das liege den jungen Politikern sicherlich besser als den alten.

Unterstützung von den Mutterparteien

Es helfe extrem, dass die FDP die Jungfreisinnigen unterstütze, sagt währenddessen Brun. Für den Wahlkampf haben sich die beiden zusammengetan. Nur schon aufgrund des Wahlsystems mache es im Kanton Zug keinen Sinn, als Jungpartei mit eigenen Listen in die Wahlen zu gehen.

Die Jungfreisinnigen Zug

Die Jungfreisinnigen Zug

(Bild: zvg)

Die Jungfreisinnigen werden zwar als Partei von der FDP finanziell nicht unterstützt – aber ideell. Und bei Unsicherheiten oder Ähnlichem werde ihnen geholfen. Für die Juso gibt es von der SP Plätze in der Liste und Plakate. Die junge Linke setze sich aber auch selbst stark für ihre Kandidaten ein und könne für etliche Aktionen Mitglieder aktivieren, sagt die Co-Präsidentin.

Die Politik ernst nehmen und selbst ernst genommen werden

«Im Allgemeinen werden wir schon ernst genommen, auch wenn wir im Kanton Zug nicht so gross sind», so die Juso-Co-Präsidentin. Brun hingegen denkt: «Eine Jungpartei wird ernst genommen, sobald sie initiativ- oder referendumsfähig ist.»


Ernst zu nehmen wäre dann auch das Amt als Kantonsrätin, meint Zouhir. Davor habe sie auch Respekt. Ob sie Angst habe, zwischen allen Älteren unterzugehen, verneint sie aber. Sie sehe es als super Chance und Möglichkeit, in der Politik Fuss zu fassen.

Die Vorteile der Ungebundenheit

Die beiden Jungparteien sind sich sicherlich nicht in allem einig, doch die Frage, wo die Vorteile von jungen Politikern liegen, beantworten sie beinahe identisch: Junge Leute seien noch freier, hätten die Möglichkeit, Dinge auszuprobieren. Brun spricht von einer «Narrenfreiheit» und Zouhir meint, man sei vielleicht noch kreativer in Sachen Wahlkampf. Man sei auch weniger gebunden, finden beide, weniger in Interessengemeinschaften und Medien verwickelt.

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