60 Mal mehr Leistung als heute wäre möglich

Ein Drittel des Zuger Stroms könnte aus der Sonne kommen

Vorbildfunktion beim Bau von Photovoltaikanlagen haben im Kanton Zug bisher Gemeinden und vor allem Private. Im Bild: Sehbehindertenschule Sonnenberg in Baar.

(Bild: Fotoagentur Aura)

Im Rahmen der Energiewende muss in der Schweiz die Sonnenenergie massiv ausgebaut werden. Der Kanton Zug, der selber noch nicht viel dazu beigetragen hat, soll nun mit gutem Beispiel vorangehen, fordert eine Motion. Gute Idee, findet auch die Regierung. Sie will sich aber aus der Verantwortung stehlen.

Um den Atomausstieg zu realisieren, soll in der Schweiz die Erzeugung von Sonnenenergie massiv erhöht werden – vorab zur Gewinnung von Strom. Bereits bis 2035 soll die Produktion mehr als verfünffacht werden. Laut den Plänen des Bundes soll das Sonnenlicht nach dem Wasser zur zweitwichtigsten Energiequelle avancieren.

Da schadet es nichts, wenn die öffentliche Hand mit gutem Beispiel vorangeht und in den eigenen Gebäuden selber mehr Energie mit Solaranlagen erzeugt, finden die Zuger Sozialdemokraten. Sie haben im Kantonsrat eine Motion eingereicht, welche die Regierung dazu verpflichten will. Zumal Zug bisher recht diskret in die Energie der Zukunft investiert hat.

Der Kanton könnte 60 Mal mehr Solarstrom erzeugen

Dies wird aus der Antwort der Regierung deutlich, welche kommende Woche im Zuger Kantonsparlament zu reden geben wird. Danach betreibt der Kanton Zug lediglich vier kleinere Solaranlagen, die zusammen 170 Megawattstunden pro Jahr erzeugen. Die laut Regierungsunterlagen grösste steht auf dem Areal des Strassenverkehrsamts in Steinhausen.

Das Potenzial für Sonnenenergie wäre aber ungleich grösser. Laut Solarkataster könnten auf kantonalen Bauten und Anlagen nämlich 10’000 Megawattstunden pro Jahr erzeugt werden. Das entspräche einem Drittel der gesamten derzeitigen Solarstromproduktion im Kanton Zug.

Nur 4 Prozent des Stromverbrauchs werden aus der Sonne gedeckt

Und auch dies ist lediglich ein Bruchteil dessen, was möglich wäre. Gemäss Regierung, die sich auf Berechnungen von Zuger Energieversorgern abstützt, werden momentan erst 4 Prozent des Zuger Strombedarfs aus der Sonne gedeckt. Es könnte aber «rund ein Drittel» sein, wie der Regierungsrat festhält – wenn das Potenzial ausgenützt würde.

Doch das volle Potenzial aufzuzeigen und es auch nützen zu wollen, sind zwei grundverschiedene Sachen.

Neues Energiegesetz erfüllt Anliegen

Die Zuger Regierung ist der Meinung, dass sie schon jetzt mit gutem Beispiel vorangeht und das Kantonsparlament deshalb ruhig die SP-Motion zum verbindlichen Auftrag erklären soll. Schon jetzt kläre das Hochbauamt bei jeder anstehenden Gesamtsanierung wie etwa bei der Kantonsschule Zug «und auch beim allgemeinen Gebäudeunterhalt laufend, inwiefern bei den verschiedenen kantonalen Arealen das Sonnenenergiepotenzial genutzt werden kann».

Im Rahmen der bevorstehenden Revision des kantonalen Energiegesetzes könne das politische Anliegen in Gesetzesform gegossen werden.

Bitte keine Komplikationen

Allerdings möchte der Zuger Regierungsrat noch ein paar Einschränkungen machen. Neben all den lobenden Worten für erneuerbare Energien möchten die Magistraten nicht alles umsetzen. Man schlage vor, dass sich der Kanton nur um eigene Bauten und Anlagen kümmern müsse, die er selber nütze, nicht aber um solche von «subventionierten Organisationen», wie es die Motion verlangt.

Landwirte sind in Sachen Solarenergie oft investitionsfreudiger als Gmeinwesen: Hier der Hof von Franz Blaser in Rotkreuz, mit einer grossen Photovoltaik-Anlage auf der Scheune.

Landwirte sind in Sachen Solarenergie oft investitionsfreudiger als Gemeinwesen: hier der Hof von Franz Blaser in Rotkreuz, mit einer grossen Photovoltaikanlage auf der Scheune.

(Bild: mam)

Warum? «Da zwischen den jeweiligen Leistungsaufträgen bzw. Subventionen und der Produktion von Strom und Wärme in den allermeisten Fällen kein sachlicher Zusammenhang besteht.» Die Nutzung der Sonnenenergie auf diesen Gebäuden, die in der Regel auch nicht den «subventionierten Organisationen» gehören, müsste mit separaten Verträgen geregelt werden.

Ums Potenzial sollen sich andere kümmern

Die Krux ist, dass ein Teil des Potenzials, welches kantonale Anlagen und Bauten gemäss Solarkataster bieten, bei Gebäuden besteht, die von «subventionierten Organisationen» benützt werden. Von den möglichen Photovoltaikanlagen, die über 1’500 Megawattstunden pro Jahr erzeugen könnten, fällt so einer von drei Standorten garantiert aus. Neben der Kantonsschule Zug und dem Strassenverkehrsamt wäre diese beim Kantonsspital Zug möglich – das in eine Aktiengesellschaft, eine «subventionierten Organisation», ausgelagert wurde.

Überhaupt herrscht Unklarheit, was die Regierung unter «subventionierter Organisation» versteht. Baudirektor Urs Hürlimann (FDP) sagte auf Anfrage, das müsse man bei der SP erfragen, diese verwende den Begriff in ihrem Vorstoss.

Bei den Autobahnen soll der Bund schauen

In einem anderen Bereich möchte man sich gar nicht engagieren: Die Motion fordert, dass der Kanton Zug mithilft, etwa bei Schallschutzwänden oder Verkehrsrestflächen Anlagen zur Stromgewinnung zu installieren. Das lehnt die Regierung ab. Denn dies wäre «mit erheblichen Mehrinvestitionen verbunden». Autobahnen und die dortigen Schallschutzwände gehörten ausserdem dem Bund. Die Nutzung müsste auch mit Verträgen geregelt werden – für die Zuger Regierung ebenfalls ein Argument dagegen.

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