Edmund Arens: «Ein äusserst scharfer Eingriff»

Freistellung an Uni Luzern: Ehemaliger Dekan zeigt sich bestürzt

Hauptgebäude der Universität Luzern.  (Bild: rew)

Trotz anhaltender Kritik an der Theologischen Fakultät schweigt die Universität Luzern zu den Hintergründen der Freistellung von Professor Martin Mark. Der ehemalige Dekan und langjährige Theologieprofessor Edmund Arens hat dafür kein Verständnis. Ein Kommunikationsprofi ortet ein grosses Reputationsrisiko für die Institution.

Die Gründe für die Freistellung des ehemaligen Dekans der Theologischen Fakultät der Universität Luzern, Martin Mark, sind weiterhin schwer fassbar (zentralplus berichtete).  Professor Mark thematisierte angebliche Unregelmässigkeiten innerhalb der Fakultät. Das Rektorat schweigt sich allerdings auch dazu aus.

Die Vorwürfe aus dem langen, über 80-seitigen Dokument seien «absolut haltlos und entbehren jeder Grundlage», lassen die Verantwortlichen verlauten. Die Bitte um ein Interview mit Rektor Bruno Staffelbach zum Thema wird mit Hinweis auf den Persönlichkeitsschutz des freigestellten Professors abschlägig beantwortet. Auch Regierungsrat und Universitätsratspräsident Reto Wyss nimmt keine Stellung.

Obwohl es an der Fakultät brodelt. Innert weniger Tage haben 260 Unterstützer die Petition aus der Reihe der Studenten gegen die Entlassung von Mark unterzeichnet – ein Grossteil der 300 Theologiestudenten. Adressat ist Regierungsrat Reto Wyss. Die Petitionäre wollen unter anderem eine Klärung der Hintergründe erreichen. «Die theologische Fakultät wie die Uni Luzern und deren Vertreter sind der tragenden Öffentlichkeit und ihren eigenen Werteansprüchen gegenüber Rechenschaft schuldig», schreiben diese auf der Petitionsseite.

«Scharfer Eingriff»

Wenig Verständnis für die Vorgänge hat auch der emeritierte Professor und ehemalige Dekan Edmund Arens. «Ich finde den Umgang mit Martin Mark sehr schlimm. Das war bisher nie dagewesen, dass jemand an der Universität rausgeschmissen wird», sagt Arens. Er arbeitete 21 Jahre an der Fakultät, wo er Fundamentaltheologie lehrte und in diesem Fach forschte. Im August 2017 wurde Arens pensioniert.

«Es ist immer so: Institutionen streiten heikle Vorwürfe so lange ab, bis diese sich partout nicht mehr abstreiten lassen.»

Edmund Arens, Emeritus und ehemaliger Dekan der Theologischen Fakultät

Das Vorgehen im Fall Mark sei beispiellos: «Es handelt sich um einen äusserst scharfen Eingriff. Dafür müsste eine erhebliche kriminelle Energie vorliegen, die ich beim ehemaligen Dekan nicht in meinen kühnsten Träumen zu entdecken vermag», sagt Arens.

Mark sei ein äusserst seriöser, sehr zuverlässiger und aufrechter Mann. Mit seinem Versuch, aufzuräumen, habe er sich jedoch keine Freunde gemacht. Dass sich die Verantwortlichen zugeknöpft zeigen, überrascht Arens nicht: «Es ist immer so: Institutionen streiten heikle Vorwürfe so lange ab, bis diese sich partout nicht mehr abstreiten lassen.»

Kommunikationsexperte rät zur Zurückhaltung

Verständnis für die zurückhaltende Kommunikation der Universität zeigt Erich Rava, Mitglied des Schweizer Verbands für Krisenkommunikation und ehemaliger Head of Marketing Communications bei «Admeira». «Es handelt sich um eine sehr festgefahrene Situation», sagt Rava. Beide Seiten, sowohl Mark als auch die Universitätsleitung, hielten eisern an ihrer Meinung fest.

«Ich kann mir vorstellen, dass man Professor Mark insgeheim dankbar ist.»

Erich Rava, Kommunikationsexperte

Erich Rava, Dozent und Spezialist für integrierte Marketing-Kommunikation.

Erich Rava, Dozent und Spezialist für integrierte Marketing-Kommunikation.

(Bild: zvg)

Als unvoreingenommener und beidseitig nicht involvierter Fachspezialist rät Rava beiden Parteien, möglichst über einen mediativer Prozess eine Schlichtung zu erreichen. «Dabei müssen alle Fakten auf den Tisch», sagt Rava. Jede Äusserung gegenüber der Öffentlichkeit hingegen würde wie bei einem Pendel eine Gegendarstellung fordern, was weitere Kollateralschäden verursachen könne. «Die persönlichen Konflikte, der Protest der Studenten und die massiven Vorwürfe bergen ein grosses Reputationsrisiko für die Universität.»

Experte bringt Untersuchung ins Spiel

Auf alle Vorwürfe gleichzeitig einzugehen, sei nicht ratsam. «Die Universität käme aus dem Rechtfertigen nicht mehr heraus», sagt Rava. Die Position der Universität bezüglich der im Raum stehenden schweren inhaltlichen Vorwürfe bezeichnet er als «äussert zurückhaltend».

Zum jetzigen Zeitpunkt auf einzelne Vorwürfe wie Intransparenz in der Rechnungsführung oder Kompetenzüberschreitungen einzugehen, würde von Seiten aller Stakeholder, insbesondere der Steuerzahler, Studenten und Politiker, als Eingeständnis von Fehlern gewertet werden, schätzt Rava.

Aus seiner Sicht wäre es in der derzeitigen Situation aber eine Chance für die Universität, zumindest durchblicken zu lassen, dass man an der Aufarbeitung der Missstände interessiert sei. In der Krisenkommunikation gelte mehr denn anderswo: immer kommunizieren und niemals «no Comment», denn dieses befeuere Gerüchte, Intransparenz und Unverständnis.

«Ich kann mir jedoch vorstellen, dass man Professor Mark insgeheim dankbar ist», sagt Rava. Hierdurch könne wie im Postauto-Skandal letztlich eine tiefgreifende Veränderung in Angriff genommen werden. Möglicherweise werde man nach Abschluss des Freistellungsverfahrens eine Untersuchung in die Wege leiten.

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