Ex-Dekan: «Man wollte mich zum Schweigen bringen.»

Freigestellter Professor richtet happige Vorwürfe an Universität Luzern

Die Universität Luzern an der Frohburgstrasse.

(Bild: zvg)

Die Freistellung von Martin Mark erschüttert die Universität Luzern. Nun zeigt sich: Der frühere Dekan der Theologischen Fakultät hat vor seiner Absetzung schwere Vorwürfe an die Universitätsleitung gerichtet. Aus seiner Sicht will man ihn deshalb loswerden und zum Schweigen bringen. Die Universität dementiert vehement.

Professor Martin Mark, ehemaliger Dekan der Theologischen Fakultät, muss die Universität Luzern verlassen. Er wird auf den 31. Juli freigestellt. Angeblich, weil das Vertrauensverhältnis fehlt, sagt die Universität. Andere Stimmen sprechen von einem Zwist mit den eigenen Mitarbeitern (zentralplus berichtete). Doch hinter der Freistellung steckt offenbar mehr.

Wie Mark gegenüber zentralplus sagt, sei er während seiner drei Jahre als Dekan überfällige Reformen angegangen und habe versucht, diese umzusetzen. Unter anderem habe er eine höhere finanzielle Transparenz herstellen wollen.

«Träger von potenziell gefährlichen Informationen»

Mark spricht unter anderem von fehlenden Kontrollmechanismen, welche er als Dekan beobachtete. Ausserdem sei die Verteilung der Ressourcen in Verwaltung und Lehre ausser Balance geraten. Mark habe hierzu auch ausführliche Berichte zuhanden des Rektors und des Universitätsrates verfasst. Weitere Details sollen jedoch zurzeit nicht an die Öffentlichkeit gelangen.

zentralplus liegt jedoch aus dritter Hand eine Mail von Martin Mark an die Fakultätsversammlung vor. Darin schreibt er, der Auslöser für die Freistellung seien seine kritischen Beobachtungen und Anfragen zu nicht eingehaltenen Dienstwegen, fehlenden Kontrollmechanismen, Kompetenzüberschreitungen, Begünstigungen, verdeckten Finanzströmen und Intransparenz in der Budgetierung und Rechnungsführung. Diese Anfragen und Beobachtungen habe er als Dekan von Amtes wegen gemacht.

Der Dekan der Theologischen Fakultät Martin Mark freut sich über das neue Zentrum für Komparative Theologie.

Der ehemalige Dekan der Theologischen Fakultät Martin Mark.

(Bild: les)

Die Gründe für seine Absetzung sieht er laut der Mail deshalb in seiner kritischen Haltung: «Die von mir erst ansatzweise thematisierten möglichen Probleme namentlich im Bereich der Finanzen scheinen brisant genug zu sein, um gewissen Kreisen Anlass gegeben zu haben, meine Amtsenthebung als Dekan voranzutreiben und mich anschliessend als Träger von potenziell gefährlichen Informationen zum Schweigen zu bringen und von der Universität entfernen zu lassen.»

«Systematisch betriebenes Mobbing»

Die Gründe für seine Kündigung seien vom Rektorat vorgeschoben, ist in der Mail weiter zu lesen. Die Universitätsleitung habe sich nie veranlasst gesehen, den Wahrheitsbeweis anzutreten oder auch nur auf die Entgegnungen von seinem Anwalt Hans Wiprächtiger und ihm einzugehen.

Mark schreibt weiter, dass er seine Kündigung als missbräuchlich erachtet. Und schiesst auch scharf gegen Rektor Bruno Staffelbach: «Dem Universitätsrat ist vom Rektor vorgetäuscht worden, das Vertrauensverhältnis zwischen mir und den Angehörigen der Theologischen Fakultät sei dermassen zerrüttet, dass eine Weiterführung meiner Beschäftigung als Professor undenkbar sei.»

«Ich und das gesamte Pfarreiteam haben Mark immer als zuvorkommend, friedliebend und konsensorientiert erlebt.»

Burkhardt Troxler, Präsident Kirchenrat Malters

Die Absetzung als Dekan, die Versetzung in ein abgelegenes Büro, die unter Sanktionsdrohung verfügte Herausgabe der Akten aus der Dekanatszeit und das gesamte mehrstufige Kündigungsverfahren wertet Mark im Schreiben als systematisch betriebenes Mobbing.

Pfarrei Malters schätzt Mark

Mit seinen Bemühungen um eine Reform sei er in der Fakultät und der Universitätsleitung auf energischen Widerstand gestossen, sagt Mark. Noch nie zuvor wurde an der ältesten katholisch-theologischen Lehr- und Forschungsinstitution der Schweiz jemand entlassen.

Zu den Hintergründen der Absetzung von Mark als Dekan äusserte sich die Universitätsleitung im vergangenen September nicht gegenüber den Medien. Vorwürfe betreffend der Unzufriedenheit der Mitarbeiter mit dem Führungsstil sind laut Mark erst im Frühling durch die Universitätsleitung an ihn herangetragen worden.

«Er ist jedoch hartnäckig und kann gute Fragen stellen – vielleicht wird ihm dies als Arroganz ausgelegt?»

Burkhardt Troxler, Präsident Kirchenrat Malters

Für Burkhardt Troxler, Präsident des Kirchenrates von Malters, decken sich die offiziellen Vorwürfe der Universität gegenüber Mark überhaupt nicht mit den eigenen Erfahrungen. Dort arbeitet der Professor in einem 20-Prozent-Pensum als Priester. «Ich und das gesamte Pfarreiteam haben Mark immer als zuvorkommend, friedliebend und konsensorientiert erlebt.»

Er verfüge über einen enormen Erfahrungsschatz, der in den vergangenen fünf Jahren der Pfarrei zugutegekommen sei. «Er ist jedoch hartnäckig und kann gute Fragen stellen – vielleicht wird ihm dies als Arroganz ausgelegt?» Auch die Studierenden reiben sich die Augen über die Freistellung – sie haben eine Petition lanciert und wehren sich gegen den Entscheid der Universitätsleitung (zentralplus berichtete).

Universität erachtet Vorwürfe als haltlos

Mark wird die Kündigung gemeinsam mit seinem Anwalt anfechten. «Die vergangenen Monate waren stressig», sagt Mark. Er will sich sein langjähriges wissenschaftliches Arbeiten jedoch nicht einfach wegnehmen lassen: Insbesondere die Arbeit mit den Studenten schätze er sehr – «gerade weil sie ein komplexes Fachgebiet engagiert angehen», sagt der Experte für das Alte Testament. Er schulde es zumindest den Studierenden, dass er nicht einfach so auf das kommende Semester hin verschwinde.

«Ein so einschneidender Entscheid wird sicher nicht leichtfertig getroffen.»

Lukas Portmann, Pressesprecher der Universität Luzern

«Die von Professor Mark durchgedrungenen Vorwürfe sind absolut haltlos und entbehren jeder Grundlage», sagt Lukas Portmann, Pressesprecher der Universität Luzern. «Der Universitätsrat hat ihm gekündet. Das Vertrauensverhältnis für eine Weiterführung der Anstellung fehlt.» Weitergehend nimmt Portmann aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes keine Stellung zur Freistellung oder zu den schweren Vorwürfen von Mark an die Adresse der Universitätsleitung.

Ob der Universitätsrat unter Vorsitz von Regierungsrat Reto Wyss oder Rektor Staffelbach über die Berichte unterrichtet ist oder diese gelesen hat, dazu gibt es auf Anfrage von zentralplus ebenfalls keine Antwort.

Die involvierten Personen und Gremien seien genügend informiert gewesen, um einen fundierten Entscheid treffen zu können, fügte Portmann an. Herrn Mark wurde im Übrigen entsprechend den gesetzlichen Vorgaben das rechtliche Gehör gewährt. «Ein so einschneidender Entscheid wird sicher nicht leichtfertig getroffen», so Portmann.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von mebinger
    mebinger, 24.07.2018, 08:27 Uhr

    Kann ich mir gut vorstelle, es wird in unserer Gesellschaft immer schwerer kritisch zu sein und wer nicht spurt, wird kaputt gemacht.

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  • Profilfoto von David L
    David L, 23.07.2018, 23:39 Uhr

    Ohne mich in der theologischen Fakultät näher auszukennen tendiere ich stark dazu die Version von Professor Mark zu glauben.
    Darauf deutet für mich nicht nur die inhaltsleere Kommunikation der Uni hin, sondern auch ähnliche Mauscheleien, die ich an einer anderen Fakultät miterlebt habe. Es gibt an dieser Uni gewisse «Persönlichkeiten», welche die Qualität der Lehre bedenkenlos opfern, wenn sie sich dadurch unliebsame (weil fähigere) Konkurrenten vom Hals schaffen können. Entsprechend ist auch das Niveau in dem Laden im Sinkflug.
    Wenn hier nun zudem noch potentiell widerrechtliche Bereicherungen im Spiel sind, steigt der Druck auf die verbleibenden integeren Elemente wohl zusätzlich.
    (Es versteht sich von selbst, dass von unseren Kantonspolitikern hier kein Gegensteuer zu erwarten ist.)

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