Wo die Einwohner in 50 Jahren am meisten zunahmen

Welche Zuger Gemeinde ihre Bevölkerung verfünffacht hat

Auch in Hünenberg gibt es zahlreiche Wohnblocks.

(Bild: rah)

Was das Bevölkerungswachstum angeht, sind die Zuger Gemeinden in den letzten 50 Jahren regelrecht explodiert. Allerdings nicht alle gleich. Und manche finden sich sogar überraschenderweise auf den letzten Plätzen wieder.

Baar zählte am 31. Mai 1968 12’831 Einwohner. 50 Jahre später, am 22. Mai 2018, waren es 24’358 Einwohner. Also doppelt so viele. Dies teilte die Gemeinde jüngst in ihren «News» mit. Damit ist Baar von der Zahl der Einwohner her um absolut 11’707 Bewohner gewachsen. Das ist Zuger Rekord über diese Zeitspanne.

Wenn man sich aber das relative Bevölkerungswachstum unter den elf Zuger Gemeinden anschaut, liegt Baar nur im hinteren Mittelfeld. Da gibt es ganz andere Boomtowns!

Dass Risch beziehungsweise Rotkreuz und Steinhausen in den letzten Jahrzehnten bevölkerungsmässig stark gewachsen sind – das ist kein Geheimnis. Und überrascht bestimmt niemanden. Und doch landen diese beiden Ennetseegemeinden nicht auf dem ersten Platz.

Einwohnerzahl hat sich verfünffacht

«The winner is …» – hätten Sie es vermutet? – ja, die in den vergangenen 50 Jahren in Sachen Einwohnerzahl am stärksten gewachsene Zuger Gemeinde ist … Hünenberg!

Und zwar zählte die Ennetseegemeinde 1968 erst spärliche 1’809 Einwohner. Die nächsten zehn Jahre gab sie dann Gas und hatte 1981 laut einer kantonalen Einwohnerstatistik bereit 4’222 Bewohner. Heute, 50 Jahre später, wohnen 8’824 Menschen in Hünenberg. Das ist fast eine Verfünffachung der Einwohnerzahl im Vergleich zu 1968.

Wie ist das möglich? «Die Bevölkerungsentwicklung ist auf die erste Ortsplanung der Gemeinde Hünenberg im Jahr 1968 zurückzuführen, die im Jahr 1972 von den Stimmberechtigten verabschiedet worden ist», erklärt Hünenbergs Gemeindepräsidentin Regula Hürlimann. Gestützt auf diese Ortsplanung seien die Bebauungspläne Moos und Zythus (Hochhäuser) bewilligt worden. Die Überbauung Moos wurde von 1968 bis 1977 erstellt, die Zythus-Überbauung von 1974 bis 1977.

«Seit 2010 ist die Bevölkerungszahl mehr oder weniger stabil beziehungsweise nimmt sogar etwas ab.»

Regula Hürlimann, Gemeindepräsidentin Hünenberg

Aufgrund des mit dieser Bautätigkeit verbundenen grossen Wachstums wurde in der Folge das gemeindliche Zentrum mit der Kirche und dem Saal Heinrich von Hünenberg gebaut, das man im Jahr 1975 einweihte, so Hürlimann. Im gleichen Jahr wurde auch das erste Oberstufenschulhaus Ehret B eröffnet.

1979 sei dann die Dorfkernplanung an die Hand genommen worden. Gestützt darauf wurden in Hünenberg weitere Wohnbauten erstellt. In Hünenberg See kamen die drei Etappen der Überbauung «Chämleten» (1993 bis 1999) dazu sowie die Überbauung Langweid/Eichmattstrasse (2002 bis 2004), sodass die Bevölkerung bis ins Jahr 2010 auf rund 8’800 anwuchs. Hürlimann: «Seit 2010 ist die Bevölkerungszahl mehr oder weniger stabil beziehungsweise nimmt sogar etwas ab.»

Topurban heutzutage: Rotkreuz – das frühere Eisenbahner- und Bauerndorf.

Topurban heutzutage: Rotkreuz – das frühere Eisenbahner- und Bauerndorf.

(Bild: woz)

Auf Platz zwei dann, wie erwartet, folgt Risch. Genauer gesagt: Rotkreuz. In der «Boomtown», wo sich derzeit in der Suurstoffi ein regelrecht grossstädtisches Quartier mit futuristischen Hochhäusern und modernen Wohnblocks ausbreitet, leben heute 10’510 Einwohner. Vor 50 Jahren, als Rotkreuz mehr oder weniger ein Eisenbahner- und Bauerndorf war, wurden 3’117 Einwohner gezählt – man kann also getrost von einer Verdreifachung der Einwohnerzahl sprechen.

2’238 Einwohner in Neuheim auf dem Berg

Ebenso (fast) verdreifacht hat sich die Einwohnerzahl im kleinen Neuheim – die zweite grosse Überraschung der Bevölkerungsstatistik. Dort wuchs nämlich die Einwohnerzahl von winzigen 781 Personen anno 1970 auf heute 2’238 Personen an.

«Wir sind ein attraktives Familiendorf mit einer gut aufgegleisten, nachhaltigen Infrastruktur.»

Roger Bosshart, Gemeindepräsident Neuheim

Diese Zahl wundert Neuheims Gemeindepräsidenten Roger Bosshart nicht. «Wir sind ein attraktives Familiendorf und verfügen über eine gut geplante Infrastruktur», sagt er und führt etwa den momentanen Schulneubau als Beweis an. Vor Jahren habe man noch Lehrkräfte in Neuheim abbauen müssen, weil die Zahl der Schüler rückläufig war. Nun geht die Bevölkerungsentwicklung klar in die andere Richtung.

«Wahrscheinlich werden in den nächsten Jahren nochmals 200 bis 300 weitere Einwohner hinzukommen», prognostiziert Bosshart. Dann seien die momentanen Baulandreserven genutzt und aufgebraucht. In Neuheim, das auf knapp 700 Metern Höhe liegt, werde man nach wie vor nachhaltig bauen. Ausserdem sei die Berggemeinde auch wegen seiner zahlreichen Arbeitsplätze ein attraktiver Ort. «Ich bin stolz auf unsere Gemeinde und unsere Bürger.»

Früher gabs in Steinhausen nur Bauernhäuser und Streuobstwiesen – nun hat die 9914-Einwohnergemeinde einen topmodernen Gemeindesaal.

Früher gab’s in Steinhausen nur Bauernhäuser und Streuobstwiesen – nun hat die 9’914-Einwohnergemeinde einen topmodernen Gemeindesaal.

(Bild: woz)

 

Ebenfalls hat sich Steinhausens Bevölkerungszahl in den letzten 50 Jahren knapp verdreifacht – von 3’615 auf heute 9’914. Das ist nicht verwunderlich. Nach 1940 hatte sich das Bevölkerungswachstum in der flächenmässig kleinsten Zuger Gemeinde mehr als verzehnfacht. Und Steinhausen war in den 60er-Jahren der am stärksten wachsende Ort in der ganzen Schweiz. Dabei zählte das Bauerndorf ganz früher mal nur gerade 80 Wohnhäuser, dafür aber 40 Scheunen und rund 4’000 Apfelbäume. Heute verfügt die Gemeinde über einen topmodernen Gemeindesaal und eine Bibliothek von städtischem Format.

Diese Zuger Gemeinden haben ihre Bevölkerungszahl verdoppelt

Das sind die ersten vier Plätze. Die restlichen Zuger Gemeinden – Unterägeri (8’688 Einwohner), Baar (24’358), Cham (16’628), Oberägeri (6’059) und Walchwil (3’616) – haben ihr Bevölkerungswachstum sämtlichst mehr oder weniger verdoppelt. 

Und was ist eigentlich mit der Stadt Zug? Die liegt – und das ist die dritte Überraschung der 50-jährigen Bevölkerungsstatistik – mit Menzingen auf dem letzten Platz der am wenigsten gewachsenen Gemeinden. Beide wuchsen zwischen 1968 und 2018 nur um 30 Prozent.

So sieht die Sicht auf Zug mit dem virtuellen Stadtmodell aus: Hier wohnen die meisten Zuger. Und trotzdem ist das Bevölkerungswachstum in der Stadt nicht rasanter verlaufen als in Menzingen – über die letzten 50 Jahre betrachtet.

So sieht die Sicht auf Zug mit dem virtuellen Stadtmodell aus: Hier wohnen die meisten Zuger. Und trotzdem ist das Bevölkerungswachstum in der Stadt nicht rasanter verlaufen als in Menzingen – über die letzten 50 Jahre betrachtet.

(Bild: zvg)

Allerdings ausgehend von einem ganz anderen Sockelwert. Denn während in Menzingen 1968 immerhin schon 3’450 Personen lebten, sind es 50 Jahre später nur gerade mal 4’500 Personen. In der Stadt Zug waren es dagegen vor 50 Jahren sage und schreibe bereits 23’148 Einwohner, heute sind es 30’197. Das sind zwar gut 25’000 Personen mehr als in Menzingen – gewachsen ist Zug trotzdem nicht rasanter als das karge Klosterdorf.

«Wir haben in Zug mehr auf Arbeitsplätze als auf Bevölkerungswachstum gesetzt.»

Dolfi Müller, Zuger Stadtpräsident

«Man muss natürlich sehen, dass wir von einer weit grösseren Basis vor 50 Jahren gestartet sind», erklärt Stadtpräsident Dolfi Müller gegenüber zentralplus. Ausserdem habe man in Zug schon seit Längerem eine zurückhaltende Zonenplanung betrieben und Neubauten verdichtet. «Und man darf nicht vergessen: Wir haben in Zug mehr auf Arbeitsplätze als auf Bevölkerungswachstum gesetzt.»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von cela
    cela, 04.06.2018, 13:24 Uhr

    wachstum-wachstum-wachstum. wer auf sowas stolz ist, verwechselt quantität mit qualität. der zweck der EIDgenossenschafft (art 2) lautet: dauerhafte erhaltung der natur…
    manager mit ihren politvasallen erpressen das gegenteil: wachstum-wachstum-wachstum.
    und wir – die untertanen – machen einfach mit… wie lange noch?

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