Emmen: Fünf Kandidaten buhlen um zwei freie Sitze

So kreativ präsentieren sich die Gemeinderatskandidaten

Im Emmer Gersag machen die Kandidaten mit Wahlplakaten auf sich aufmerksam. Im Vordergrund Brahim Aakti, hinten Felix Müri.

(Bild: les)

Im Emmer Wahlkampf stehen die Themen Finanzen und Wachstum im Zentrum. Diese wollen die Kandidaten mit unterschiedlichsten Mitteln anpacken. Nebst dem Inhaltlichen steht bei einer Kopfwahl jedoch auch die Sympathie im Zentrum. Hier punkten die Kandidaten mit Bildern aus ihrem Alltag.

Gleich zwei neue Gemeinderäte werden in Emmen gesucht. SVP und SP wollen ihre Sitze verteidigen, CVP, Grüne und das Forum Emmen den beiden einen Sitz abjagen. Das starke Wachstum und die akuten Finanznöte sind die prägenden Themen im Wahlkampf. 

Nach dem Rücktritt von Finanzvorsteher Urs Dickerhof (SVP) und der Vorsteherin für Bildung und Kultur, Susanne Truttmann (SP), wird in Emmen am 10. Juni über die neue Besetzung des Gemeinderats bestimmt. Wer ergänzt das Gremium mit den beiden FDP- und einem CVP-Vertreter? Die Kandidaten bringen ganz unterschiedliche Rucksäcke mit. 

Die SVP schickt ein politisches Schwergewicht in den Ring

«Die SVP muss im Emmer Gemeinderat vertreten sein», macht Felix Müri klar. Mit 31’000 Einwohnern sei Emmen immerhin die zweitgrösste Gemeinde der Zentralschweiz. «Nach 20 Jahren in der Legislative reizt es mich, meine Erfahrung in der Exekutive einzubringen», sagt Müri, der seit knapp 16 Jahren im Nationalrat sitzt. Zu seinen Stärken zählt Müri auch sein grosses Beziehungsnetz. «Wenn es Fragen zum Militärflugplatz gibt, rufe ich direkt bei Bundesrat Parmelin an», sagt Müri. 

Felix Müri serviert an einem SVP-Anlass Risotto.

Felix Müri serviert an einem SVP-Anlass Risotto.

(Bild: zvg)

Er selber könne es aber nicht richten. Gerade wenn man die finanziellen Schwierigkeiten der Gemeinde betrachtet. «Wir müssen in Emmen zusammenstehen und gemeinsam Lösungen suchen.» Ein politisches Lager aus dem Gemeinderat auszuschliessen, wäre aus seiner Sicht falsch. Das gelte für die SVP wie auch für die Linken. 

Für die Zukunft der Gemeinde prophezeit Müri: «Ohne Wachstum geht es nicht.» Trotzdem würde er etwas aufs Bremspedal stehen und eine Begrenzung des Bevölkerungswachstums durchaus befürworten. «Wir müssen gute Steuerzahler anziehen», sagt er. Hier habe man mit den Projekten der letzten Jahre aber gute Vorarbeit geleistet.

Profitieren die Grünen vom Frauenbonus?

Monique Frey ist die einzige weibliche Kandidatin. Damit könnte die Präsidentin der Kantonsfraktion der Grünen einen rein männlichen Gemeinderat verhindern. «Gemischte Teams sollten in der heutigen Zeit selbstverständlich sein», sagt sie dazu. Die 52-Jährige bezeichnet sich als Teamworkerin, was in Emmens aktueller Situation mitentscheidend sei. «Wir brauchen Lösungen für unsere Finanzprobleme und müssen ideologische Gräben überwinden.»

Ein erster Schritt sei eine bessere Kommunikation darüber, welche Leistungen man mit seinen Steuergeldern finanziere. Emmen sei in den letzten Jahren stark gewachsen, das Gemeinwesen habe nun Nachholbedarf, etwa in den Bereichen Bildung oder öffentlicher Verkehr. «Wir brauchen in Emmen insbesondere qualitatives Wachstum – nur so können unsere Erwartungen auch auf den Einnahmeseiten erfüllt werden.»

Monique Frey betätigt sich aktiv am Spiel- und Crèpesfest im Quartier.

Monique Frey betätigt sich aktiv am Spiel- und Crèpesfest im Quartier.

(Bild: zvg)

Für die Fachberaterin Ernährungssicherheit bei der Caritas Schweiz zeichnet sich Emmen durch eine hohe Lebensqualität aus. «Das Einkaufs- oder Kulturangebot ist sehr nah, aber man ist auch sehr rasch draussen im Grünen.» Dass sie dazu Sorge tragen möchte, ist für die Grünen-Politikerin selbstverständlich.

Sie erwähnt auch das ausgeprägte Vereinsleben in Emmen. Sei es in Sport- oder Quartiervereinen. Darin spiegle sich auch die Vielfalt der Emmer Bevölkerung wider. «Die Vereine sind gerade fürs Thema Integration zentral», sagt sie.   

SP-Kandidat Brahim Aakti will in Schulen investieren

«Im Emmer Gemeinderat braucht es weiterhin eine linke Vertretung», sagt SP-Kandidat Brahim Aakti. Der ETH-Absolvent sitzt seit 2016 im Emmer Einwohnerrat und war zuvor viele Jahre in der Krienser Politik tätig. Die starke Wachstumsphase in Emmen beobachtet er mit gemischten Gefühlen. «Das Wachstum ist mit vielen Herausforderungen verbunden.» Die desolate finanzielle Situation der Gemeinde sei jedoch über alle Parteien hinweg erkannt. «Handeln ist gefragt. Wachstum gibt es nicht zum Nulltarif», sagt Aakti. Er glaubt an seine Heimatgemeinde.

Der Maschinenbauingenieur arbeitet bei Andritz Hydro in Kriens. Als Gemeinderat liegt ihm besonders auch die Entwicklung der Schulen am Herzen. «Die Bedürfnisse von Kindern und Lehrerschaft erfordern eine vorausschauende Planung, vor allem, was Klassengrössen und notwendigen Schulraum betrifft.»

Brahim Aakti (links) mit seiner Familie auf dem Spielplatz.

Brahim Aakti (links) mit seiner Familie auf dem Spielplatz.

(Bild: zvg)

Aakti ist in Marokko geboren und lebte bis zur 4. Primarklasse in Nordafrika, dann erfolgte der Zuzug nach Emmen. Er ist verheiratet und Vater eines Kindes. Der sportliche Mann liebt Herausforderungen. Mit seiner Frau reiste er einst auf dem Tandem von Kriens nach Mumbai. Seit vielen Jahren ist er als aktives Mitglied und Präsident dem Leichtathletik-Club Emmenstrand verbunden. Die reiche Vereinskultur in Emmen ist ihm sehr wichtig.

CVP will mit Unternehmer Patrick Schnellmann einen zweiten Sitz erobern

«Ich habe Plausch an der Politik und bin jetzt in einem Alter, wo mich eine neue Aufgabe reizt», sagt Patrick Schnellmann (CVP) zu seiner Motivation. Er bezeichnet sich als Ur-Emmer und wohnt seit 49 Jahren in der Gemeinde. Er soll für die CVP den zweiten Sitz zurückerobern und damit die SP oder die SVP aus dem Gemeinderat schmeissen. «Meine Kandidatur ist kein direkter Angriff auf eine Partei. Unser Ziel ist, die Mitte zu stärken», erklärt Schnellmann.

Jene Mitte, welche sich auch für eine Lösung in der Finanzpolitik eingesetzt habe. Aber es sei sowieso eine Kopfwahl, bei der das Parteibüchlein eine untergeordnete Rolle spielt. «Man kennt mich», erklärt Schnellmann, der etwa im Quartierverein Sonnenhof, dem Verein Weihnachtsbeleuchtung Emmen oder im Handballclub engagiert ist.

Patrick Schnellmann möchte für die CVP in den Gemeinderat.

Patrick Schnellmann möchte für die CVP in den Gemeinderat.

(Bild: zvg)

Über die Zukunft der Gemeinde sagt er: «Wichtig ist, dass wir qualitativ wachsen.» Das sei derzeit zwar ein modernes Schlagwort, aber zwischen den Parteien gäbe es trotzdem grosse Differenzen. «Bei den Gestaltungsplänen ist man sich etwa überhaupt nicht einig.» Schnellmann wünscht sich insbesondere Zuzüger, die auch steuertechnisch etwas bringen. Sowieso sei die soziale Durchmischung eines der Hauptthemen für Emmens Zukunft, erklärt der Geschäftsführer eines KMU mit 15 Mitarbeitern.

Forum Emmen will mit Vital Burger den Parteifilz überwinden

«Emmen wurde durch den Parteifilz in den letzen Jahrzehnten abgewirtschaftet und fusionsreif gemacht», sagt Vital Burger. Er tritt für das Forum Emmen an. Ziel sei es, die guten Kräfte in der Gemeinde wieder zu wecken und ihr Können für die Rettung der Gemeinde einzuspannen. Burger prophezeit: «Emmenbrücke wird in 30 Jahren das natürliche Zentrum der Region Luzern werden und wir müssen uns auf diese Aufgabe vorbereiten.»

Burger hat Vorschläge, die bisher in der Emmer Politik neu sind. «Eine gemeindeeigene Bank, durch die wir mit einer Einlage von 5 Franken ein Darlehen von 95 Franken Geld für Investitionen kreieren können, ist dabei eine Voraussetzung für unsere Zukunft.» Weiter schlägt er den Ausbau des schon von der SBB geplanten Bahnhofs Emmen auf vier Perrons und den Bau einer Spange nach Zug vor. Und Burger plant für die Zukunft den Ausbau der Elektromobilität, den Bau von Null-Energie-Häusern mit Strohballentechnik und ein neues unterirdisches Zubringersystem.  

Vital Burger vom Forum Emmen möchte verstärkt auf Elektromobilität setzen.

Vital Burger vom Forum Emmen möchte verstärkt auf Elektromobilität setzen.

(Bild: zvg)

Wichtig sei, dass die Emmer Wertschöpfung in allen Bereichen in Emmen bleibe. Burger nennt die Krankenversicherung, das Spital, die Energieversorgung oder das Bauwesen als Beispiele. «Natürlich gehört das Strom- und Glasfasernetz, wie das beim Wasser schon heute erfolgreich angewendet wird, in gemeindeeigene Werke. Dem Strombaron CKW sagen wir in Emmen Ade.» Burger will bei der Umsetzung auf erfahrene Gemeindesanierer setzen.

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