Bürgerliche zieren sich

Luzerner Jungparteien: Linke sehen sich reif für den Regierungsrat

Die Jungpolitiker warnen vor dem Ende des freien Internets.

(Bild: zvg)

Der Kampf um die Sitze in der Luzerner Regierung ist lanciert. Noch nichts hat man bisher aber von den Jungparteien gehört. Doch vor allem bei den jungen Linken ist einiges in Bewegung, während sich die Bürgerlichen zurückhaltend geben. 

Es dauert nicht mal mehr ein Jahr, bis die Luzerner an die Wahlurnen gerufen werden. Nächsten Frühling gilt es, eine neue Regierung und ein neues Parlament zu bestellen. Höchste Zeit für die Parteien, der Bevölkerung erste Namen und Gesichter zu präsentieren. 

Die FDP gab letzte Woche bekannt, dass sie ein Zweierticket präsentieren wird (zentralplus berichtete), und die SP versucht es mit dem Adligenswiler Jörg Meyer (zentralplus berichtete). Noch gar nichts hat man bisher jedoch von den Jungparteien gehört.

Ein 25-jähriger Finanzdirektor?

Bei verschiedenen Wahlkämpfen – sei es für die Stadt- oder die Kantonsregierung – gab es in jüngster Zeit immer wieder chancenlose Kandidaturen von teilweise sehr jungen Kandidaten (zentralplus berichtete). Man muss kein Politexperte sein, um die kritische Frage zu stellen, ob diese Personen tatsächlich die erforderliche Kompetenz und Erfahrung mitbringen, um ein derart verantwortungsvolles Amt zu bekleiden. 

«Für eine reine ‹Promo-Kandidatur› ist das Amt des Regierungsrats nicht geeignet.»

Elias Meier, Präsident JCVP Luzern

Können sich die Jungparteien vorstellen, dass ein 25-jähriger Student der Sozialanthropologie, der während des Frühjahrssemesters an einer Sommerbar arbeitet und im Winter den Skifahrern beim Besteigen des Bügelliftes hilft, als Finanzdirektor für ein Budget von 3,5 Milliarden Franken verantwortlich sein soll? Oder geht es bei allfälligen Kandidaturen nicht vielmehr darum, öffentliches Aufsehen zu generieren?

zentralplus hat die sechs Jungparteien des Kantons Luzern zu ihren Regierungsratsambitionen, den nötigen Kompetenzen allfälliger Kandidaten sowie zu deren Chancen befragt. Die Antworten könnten nicht unterschiedlicher sein.

Bürgerliche zurückhaltend

«Das Thema Regierungsratskandidatur wird selbstverständlich auch bei uns diskutiert», sagt Elias Meier, Präsident der JCVP. Man sei offen für eine eigene Kandidatur, habe aber einige Kriterien aufgestellt, welche ein allfälliger Kandidat erfüllen müsste, um für eine Nomination vorgeschlagen zu werden. 

«Für uns kommt eine Kandidatur nur infrage, wenn die entsprechende Person bei einer Wahl das Amt auch tatsächlich ausüben könnte», betont Meier. «Für eine reine ‹Promo-Kandidatur› ist das Amt des Regierungsrats nicht geeignet.» Sollte sich niemand finden lassen, der diese Kriterien erfüllt, werde man darauf verzichten, eine eigene Kandidatur auf die Beine zu stellen.

«Auf Spasskandidaturen verzichten wir.»

Christian Huber, Präsident JSVP Luzern

Einige Anforderungen an das Amt des Regierungsrats stellt auch die Junge SVP, wie Präsident Christian Huber erklärt. Von Kandidaturen seitens der Jungparteien hält er nicht viel.

«Wir sind der Meinung, dass es für ein solches Amt eine Person mit umfassenden Kompetenzen benötigt, und glauben nicht, dass irgendeine Jungpartei einen Kandidaten portieren kann, der diesen Anforderungen entspricht», sagt er lapidar. Und schiebt nach: «Auf Spasskandidaturen verzichten wir.»

Juso sucht Kandidaten

Noch nicht so weit ist die Juso, wie Präsidentin Lorena Stocker erklärt. «Wir sind noch in der Planungsphase des Wahlkampfs und müssen analysieren, inwiefern eine Kandidatur für die Regierung Sinn macht.» Sie persönlich erachtet eine Kandidatur als sinnvoll. Dabei hat sie aber nicht nur die Regierung im Fokus: «Wir hatten schon mal einen Sitz im Kantonsrat. Diesen versuchen wir uns wieder zu holen», so Stocker.

Für Jungparteien sei es jedoch schwierig, sich Gehör zu verschaffen. «Eine Kandidatur für den Regierungsrat könnte dem entgegenwirken.» Denn dadurch würde man an Podien und Diskussionsrunden im Vorfeld der Wahlen eingeladen, wo man seine Botschaften einfacher deponieren könne, sagt sie.

«Wir haben einige Leute in der Partei, die fähig wären.»

Lorena Stocker, Präsidentin Juso Luzern

Aktuell sei man daran, eine Auslegeordnung zu machen, um festzustellen, ob es überhaupt Personen gibt, die sich eine Kandidatur vorstellen könnten. «Ich glaube, dass wir einige Leute in der Partei haben, die es machen würden und auch fähig dazu wären», zeigt sich Stocker jedenfalls schon mal optimistisch.

Denn Führungskompetenz könnten junge Leute genauso aufweisen. «Wenn ich an Herrn Schwerzmann denke, erkenne ich auch nicht unbedingt eine klare Führung und Linie, obwohl er nicht mehr 25 ist. Das könnte jemand Junges ebenso gut.» Zudem basiere Erfahrung nicht nur auf dem Alter, sondern auch auf dem Erlebten, gibt sich Stocker angriffig.

Junge Grüne machen ernst

Bei der anderen linken Jungpartei will man ebenfalls aktiv im Kampf um einen Regierungssitz mitmischen. «Die Jungen Grünen sind schon in den Vorbereitungen für die kantonalen Wahlen 2019», sagt Co-Präsident Jona Studhalter. «Der Umstand, dass aktuell weder eine Frau, noch jemand Junges, noch jemand aus der Stadt im Regierungsrat sitzt, lässt uns natürlich ebenfalls erwägen, eine Alternative zu bieten.»

«Bei den letzten Wahlen konnten wir mit Irina Studhalter wichtige Akzente im Wahlkampf setzen und so nicht nur den Regierungsratswahlkampf aufmischen, sondern auch unsere Anliegen und Positionen an die Leute bringen», zeigt sich ihr Bruder selbstbewusst. Das Hauptaugenmerk richte man indes auf das Parlament und möglichst starke Listen in allen Wahlkreisen.

Es scheint, dass es die Jungen Grünen wie bereits vor drei Jahren tatsächlich ernst meinen. Denn zurzeit würden Gespräche mit diversen Personen laufen, so Studhalter. «Wir haben noch keine konkreten Namen. Aber wir können sagen, dass wir – als aktivste Jungpartei im Kanton Luzern – selbstverständlich mit einer Regierungsratskandidatur liebäugeln.»

Liberale legen Fokus auf das Parlament

Etwas anders tönt es bei den Jungen Grünliberalen, der wählerstärksten Jungpartei im Kanton Luzern. «Eine eigene Kandidatur ziehen wir nicht in Betracht», sagt Präsident Mario Cozzio. «Wir werden aber alles daran setzen, eine allfällige grünliberale Kandidatur tatkräftig zu unterstützen.» Die Mutterpartei stehe den Jungen sehr nahe, weshalb man die Kräfte bündeln möchte.

Ins gleiche Horn stösst Ramon Bisang, Präsident der Jungfreisinnigen. «Wir werden keine Regierungsratskandidaten stellen.» Denn die Personen, welche für das Amt infrage kämen, seien bereits jetzt schon vielseitig im Beruf, der Politik und in freiwilligen Ämtern aktiv und somit stark ausgelastet. «Deshalb werden wir auf eine Kandidatur, die nur dazu dient, die Aufmerksamkeit der Medien zu erhalten, und chancenlos ist, verzichten.» Für die jungen Freisinnigen sei ein aktiver Wahlkampf hinsichtlich der Kantonsratswahlen wichtiger, so Bisang.

Auch wenn bislang noch nicht viel an die Öffentlichkeit gelangt ist, scheint es, dass wohl eine Person aus den Reihen der Jungparteien auf die Wähler wartet. Man darf also gespannt sein, welche Gesichter im nächsten Frühjahr von den Plakatwänden lachen werden. Gewählt wird im Kanton Luzern am 31. März 2019.

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