Luzerner Regierungsratswahlkampf ist eröffnet

Nach SP-Männervorschlag: Welche Partei findet noch eine Frau?

Das Regierungsgebäude des Kantons Luzern.

(Bild: les)

Die Parteien bringen sich für die Luzerner Wahlen 2019 zunehmend in Stellung. Die SP will mit Jörg Meyer zurück in die Regierung. Nun sind alle Augen auf Finanzdirektor Marcel Schwerzmann gerichtet. Tritt er nicht nochmals an, dürften die Chancen auf eine Frau in der Regierung deutlich steigen.

Wer in den Luzerner Regierungsrat einziehen will, hat eigentlich noch monatelang Zeit, sich Gedanken zu machen. Erst Ende Januar 2019 muss man seine Kandidatur offiziell einreichen. Doch bereits diesen Mittwoch hat die SP verkündet, dass sie mit dem Adligenswiler Kantonsrat Jörg Meyer zurück in die Regierung will (zentralplus berichtete). Ein Mann soll dieses Mal also die Kohlen für die Sozialdemokraten aus dem Feuer holen.

Parteipräsident David Roth macht keinen Hehl daraus, dass man den Sitz von Finanzdirektor Marcel Schwerzmann im Blick hat. Falls der Parteilose, der seit zwölf Jahren in der Regierung sitzt, überhaupt nochmals antreten sollte. 

Was macht Schwerzmann?

Schwerzmann sagt zu zentralplus: «Ich werde mich äussern, sobald die Ausgangslage klar ist und ich diese mit meinem Umfeld diskutiert habe.» Dies werde kaum vor den Sommerferien der Fall sein. «Ich werde meinen Entscheid rechtzeitig mitteilen, um eine klare Aussage für alle Kandidierenden und Parteien zu gewährleisten», sagt er.

Sollte Marcel Schwerzmann zurücktreten, dürften sich mehrere Parteien in Stellung bringen.

Sollte Marcel Schwerzmann zurücktreten, dürften sich mehrere Parteien in Stellung bringen.

Einer- oder Zweierticket bei der FDP?

Eine Vakanz ist bereits bekannt. Mitte Januar erklärte FDP-Regierungsrat Robert Küng, nicht mehr kandidieren zu wollen. Die FDP-Ortsparteien können nun bis Ende April Kandidaten vorschlagen. Bisher Interesse angemeldet haben Rolf Born (55, Emmen), Jim Wolanin (40, Neuenkirch), Charly Freitag (40, Beromünster), Fabian Peter (41, Inwil) und Roland Emmenegger (45, Hochdorf).

«Wir hätten es gerne gesehen, wenn sich eine Frau beworben hätte.»

Markus Zenklusen, FDP-Präsident

«Unser Sitzanspruch ist unbestritten», sagt Parteipräsident Markus Zenklusen. Im Juni werde man mit allen Aspiranten drei öffentliche Anlässe durchführen, am 28. Juni wird offiziell nominiert. «Ob die FDP eine Zweierkandidatur lanciert, entscheidet die Delegiertenversammlung», sagt Zenklusen. Die Geschäftsleitung werde dies im Vorfeld beraten und einen Vorschlag machen. Dass die FDP noch eine Frau portiert, ist mehr als fraglich. «Wir hätten es gerne gesehen, wenn sich eine Frau beworben hätte», sagt Zenklusen, «doch im Moment sieht es nicht danach aus.»

Falls Schwerzmann verzichtet, könnte SVP in die Hosen steigen

Bei SP und FDP haben sich bisher alles männliche Politiker aus der Deckung gewagt. Dabei ist die Regierung bereits jetzt ohne Frau. Das muss nicht unbedingt so bleiben, wie ein Blick auf weitere Parteien zeigt.

«Sollte sich ein Zweierticket ergeben, würde die Frauenfrage ins Spiel kommen.» 

Angela Lüthold-Sidler, SVP-Präsidentin

Bei der CVP wird derzeit ermittelt, ob man nebst den beiden Bisherigen, Guido Graf und Reto Wyss, mit einer dritten Kandidatin antreten soll. Aktuell findet eine Basisbefragung statt (zentralplus berichtete). CVP-Nationalrätin und Präsidentin der städtischen CVP, Andrea Gmür, hat sich bereits für eine solche Taktik stark gemacht (zentralplus berichtete).

Frischen Wind in die Frauenfrage könnte ausgerechnet die SVP bringen. «Grundsätzlich soll eine Einerkandidatur mit Paul Winiker angestrebt werden», sagt SVP-Präsidentin Angela Lüthold zwar auf Anfrage von zentralplus. Sollte Marcel Schwerzmann jedoch sein Mandat niederlegen, würden die Karten neu gemischt. «Die SVP könnte dann eventuell mit zwei Kandidaten antreten», erklärt Lüthold. Der Entscheid liege jedoch bei der Delegiertenversammlung. Stellt dann plötzlich die SVP eine Frau? «Priorität hat sicher die Qualifikation. Sollte sich unter Umständen ein Zweierticket ergeben, würde diese Frage ins Spiel kommen.» 

Diesen fünf Herren schenkte die Luzerner Stimmbevölkerung bei den letzten Wahlen ihr Vertrauen. Von links: Reto Wyss, Guido Graf, Marcel Schwerzmann, Robert Küng und Paul Winiker.

Diesen fünf Herren schenkte die Luzerner Stimmbevölkerung bei den letzten Wahlen ihr Vertrauen. Von links: Reto Wyss, Guido Graf, Marcel Schwerzmann, Robert Küng und Paul Winiker.

(Bild: les)

Traditionell legt die politische Linke mehr Wert auf geschlechtergemischte Teams. Nachdem die SP auf einen Mann setzt, verbleiben die Grünen. Parteipräsident Maurus Frey sagt: «Es braucht Frauen in der Regierung. Es würde mich überraschen, wenn die Grünen einen Mann nominieren. Wir haben erfahrene und profilierte Politikerinnen in unseren Reihen, die dieser Aufgabe gewachsen sind.»

Grüne und Grünliberale lassen sich noch Zeit

Damit ist auch klar, dass die Grünen antreten werden. «Die jetzige Regierung grenzt mit einer dogmatischen Politik den grünen, linken und sozial verantwortlichen Teil der Bevölkerung aus. So funktioniert Regieren aus Sicht der Grünen nicht», sagt Frey. Die Nominierung findet wohl nach den Sommerferien statt. 

Ende Oktober werden auch die Grünliberalen bekannt geben, wer antritt. «Da die GLP voraussichtlich nur mit einer Person antritt, steht die Geschlechterfrage weniger im Vordergrund», sagt Präsident Roland Fischer. «Im Zentrum stehen politische Erfahrung, Sach-, Führungs- und Sozialkompetenz.»

Fazit: Wahlkampf wird auch 2019 männlich

Nur die Grünen – welche bisher noch nie einen Sitz im Regierungsrat innehatten – werden sicher eine Frau portieren. Die SP versucht’s mit einem Mann – die FDP kann gar nicht anders. Mit Spannung wird der Entscheid von Finanzdirektor Marcel Schwerzmann erwartet. Sollte er tatsächlich das Feld räumen, dürften die Diskussionen um den Einbezug der politischen Linke und/oder der Frauen aktueller denn je werden.

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