Luzerner Stadtrat präsentiert neue Carstudie

Car-Problem: Die Allmend soll’s richten

Der Car-Umschlag beim Schwanenplatz dürfte noch länger erhalten bleiben.

(Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Der Stadtrat präsentiert mit der Carstudie neue Lösungen: Auf der Allmend will er zusätzliche Carparkplätze prüfen. Dafür soll der Schwanenplatz von den Cars befreit sein. Auch die beiden Parkhaus-Varianten Musegg oder Schweizerhofquai bleiben im Spiel, jedoch ist die Metro-Idee vom Tisch.

Das ist sie also: die x-te Studie zur Problematik der Cars in Luzern. Der Stadtrat hat sie letztes Jahr beim Luzerner Forschungsunternehmen Interface in Auftrag gegeben. Am Dienstag hat er nun die Ergebnisse präsentiert.

Der Stadtrat will einen neuen Carparkplatz auf der Allmend prüfen: einen zentralen Anhalte- und Parkhub für alle Cars und mit einer schnellen Anbindung ins Zentrum durch die Zentralbahn. Diese Lösung könnte in Kombination mit einem neuen Parking in der Innenstadt entstehen – ob «Musegg» oder «Schweizerhofquai» lässt der Stadtrat offen.

Der Zeitdruck ist gross: Im Herbst kommt die Initiative zur Rettung des Parking Musegg vors Volk, der Stadtrat muss zeitgleich einen Gegenvorschlag erarbeiten. Die Studie liefert wichtige Grundlagen, wie der Stadtrat das Carproblem langfristig lösen will. Mit dem Ja zum carfreien Inseli ist eine solche noch dringender geworden, weil dann auf Stadtgebiet 83 Carparkplätze fehlen werden.

Noch kein Entscheid gefällt

Langfristig will die Stadt zudem den Schwanenplatz von den Cars befreien und als öffentlichen Raum «freispielen», wie er am Dienstag informierte. Der Platz soll Teil einer attraktiven und lebenswerten Innenstadt sein, die auch dem Gewerbe und dem lebenswichtigen Tourismus genügend Entwicklungsmöglichkeiten lässt. Auch der Löwenplatz soll entlastet werden und nur noch als Halteplatz dienen.

Von links: Stadtpräsident Beat Züsli, Studien-Autor Ueli Haefeli und Stadtrat Adrian Borgula.

Von links: Stadtpräsident Beat Züsli, Studien-Autor Ueli Haefeli und Stadtrat Adrian Borgula.

(Bild: jwy)

Der Stadtrat hat Interface mit der Studie beauftragt, um eine Aussensicht für nachhaltige Lösungen zu erhalten. Verfasst hat die Studie Ueli Haefeli, er hat mit Fachexperten Lösungen analysiert und Interviews mit Betroffenen geführt. Dies unter der Annahme, dass der Verkehr in der Agglomeration weiter wächst und die Bevölkerung ein weiteres Wachstum des Gruppentourismus kritisch beäugt.

Die Studie hält fest, dass das Carparkplatzproblem «zentral an wenigen Orten» gelöst werden muss, zudem soll es unabhängig von anderen Grossprojekten wie dem Tiefbahnhof oder der Spange Nord angegangen werden. «Gerade weil die Situation politisch so komplex ist, braucht es eine einfache Lösung», sagt Haefeli bei der Präsentation.

Lösung auf der Allmend

Um die Allmend kommt man nicht herum: wegen der guten Anbindung mit der S-Bahn, durch die Nähe zur Autobahn und weil es kein Wohngebiet ist. «Die Allmend ist zwar auch nicht die eierlegende Wollmilchsau», so Haefeli, aber für jede Lösung zentral. Eine Herausforderung ist, dass man die Kapazität der S-Bahn erhöhen müsste.

Der Stadtrat hat noch keinen Entscheid gefällt, erachtet aber zwei Lösungen als «prüfenswert». Er will die sogenannte Option «Allmend-Plus» weiterverfolgen – also einen Parkplatz auf der Allmend mit Transfer in die Innenstadt per S-Bahn. Als möglichen Standort für einen neuen Carparkplatz kommt der nördliche Teil der Allmend infrage, also westlich der Horwerstrasse im Bereich Murmattweg/Eichwaldstrasse.

«Alles kann aber nicht auf der Allmend abgewickelt werden», sagt Stadtrat Adrian Borgula. Darum gibt es zwei Erweiterungsoptionen:

  1. «Allmend und Innenstadtparkhaus»: Genügend Anhalte- und rund 40 Parkplätze in einem Parkhaus (Musegg oder Seeparking). Der Rest und der Fernbusterminal in der Allmend.
  2. «Allmend und externer Überlauf»: Zusätzliche Parkplätze in Allmend-Nähe für Spitzenzeiten. Eine Option sind 80 Parkplätze für Cars im Hinter-Schlund.

Die Stadt will nun einen Test auf der Allmend durchführen mit der Schienen- und Weg-Route zur Innenstadt. Auch den «Überlauf» im Hinter-Schlund auf Krienser Boden will man prüfen und die Carparking-Vorschläge «Musegg» und «Schweizerhofquai» weiterverfolgen. Allerdings ohne zusätzliche Besucherparkplätze für Autos, wie das die Parkhaus-Initianten fordern. Vom Tisch ist damit die Variante Ibach mit einer Metro-Verbindung zum Schwanenplatz.

Der Stadtrat nehme zudem mit Genugtuung zur Kenntnis, dass der Kanton mit der Stadt Kontakt aufgenommen hat, um gemeinsam ein Fernbusterminal zu prüfen. Dies wird nötig, weil beim Inseli Fern- und Reisebusse ihre Basis verlieren. Im Agglomerationsprogramm sind dafür drei Millionen Franken vorgesehen, realisiert werden soll es ab 2019 (zentralplus berichtete).

Parkhäuser werden nochmals geprüft

Der Stadtrat will jetzt «ergebnisoffen und gemeinsam mit allen Betroffenen» schnell und in einer offenen Gesprächskultur die weiteren Arbeiten angehen, wie er mitteilt. Dazu gehört auch die Evaluation der beiden innerstädtischen Carparking-Lösungen «Schweizerhofquai» und «Musegg» (zentralplus berichtete).

Einfache Lösungen sind nicht in Sicht, das bestätigt auch die Studie: «Kompliziert wird die Lösungsfindung durch eine politische Blockade, ausgelöst unter anderem durch knappe Mehrheiten im Parlament und die oft angespannte Situation zwischen den in der Stadt beziehungsweise im Kanton dominanten politischen Lagern.»

Für den Stadtrat ist klar, dass der heutige Allmend-Betrieb für Messe, Sport und Freizeit erhalten werden muss. Ebenso will er die Anhalteplätze für Hotels in der Innenstadt nicht gefährden. «Wir wollen kein Carverbot in der Innenstadt», sagt Adrian Borgula.

Im Bereich der aktuellen Mittelinsel vor dem Luzernerhof planen die Initianten die Zufahrt ins Seeparking.

Die Idee eines unterirdischen Seeparkings bleibt auf dem Tapet.

(Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Volk entscheidet im Herbst

So geht’s jetzt weiter: Es folgen Gespräche mit den betroffenen Kreisen in den nächsten Wochen. Bereits Anfang Mai will der Stadtrat seinen Bericht und Antrag zur Parkhaus-Musegg-Initiative vorlegen. Dieser wird neben der Stellungnahme zur Initiative auch den Weg zur attraktiven Innenstadt aufzeigen.

Der Bericht und Antrag wird am 28. Juni im Stadtparlament debattiert – gemeinsam mit dem Raumentwicklungsprogramm und mit der Mobilitätsstrategie der Stadt Luzern. Das Volk wird am 23. September über die Initiative und den Gegenvorschlag des Stadtrates entscheiden.

Die Studie empfiehlt zudem, auf Basis von Erfahrungen aus Testphasen in der Allmend 2022 definitiv über das weitere Vorgehen zu entscheiden.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Leo
    Leo, 28.02.2018, 14:27 Uhr

    Und übrigens, ich habe es in Rom und Paris gesehen, Parkgebühren sind kein Problem. In Rom z. B. je nachdem wann der Car ins Parkhaus beim Petersplatz fährt sogar sehr hohe. Wer das nicht bezahlen will, lässt im Parkhaus aussteigen und fährt bis zum Kolosseum und noch weiter zum warten. Das sind nochmals ganz andere Distanzen als zur Allmend.

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  • Profilfoto von Leo
    Leo, 28.02.2018, 14:22 Uhr

    Ich sehe die Allmend auch als das optimal mögliche. Nur sollte man nicht alles ebenerdig, auf EINER Fläche realisieren, sondern zwei drei Stockwerke in die Tiefe gehen um so Land und oberirdische Fläche zu sparen.
    Und ja, Touristen dürfen ruhig mal etwas laufen. Ist gut für die Gesundheit und ist in allen grossen Städten gang ung gäbe. Siehe Rom, Paris, Barcelona etc.

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