Unerlaubte Post im Mailfach der Studenten

Luzerner Professor verschickt Billag-Propaganda – Rektor sauer

Hans-Jürg Rickenbacher, Dozent an der Hochschule Musik, sorgt mit einer Mail für Aufsehen.

(Bild: zvg)

Ein Professor der Hochschule Luzern hat an alle Studenten einen Aufruf verschickt, bei der No-Billag-Initiative ein Nein in die Urne zu legen. Er hat damit den Mail-Account der Hochschule missbraucht und wird nun beim Rektor antraben müssen. Trotzdem ist er mit der Aktion ganz zufrieden.

«No Billag, No Culture!» Dies steht in einer Mail, die an Studenten der Hochschule Luzern diesen Mittwoch verschickt wurde. Absender ist Professor Hans-Jürg Rickenbacher von der Hochschule Musik. Doch der Versand erfolgte nicht nur in seinem Namen: Unterzeichnet ist die Mail von der gesamten Mitwirkungskommission der HSLU Musik. Es geht um die No-Billag-Initiative. Der Aufruf ist klar: «Es ist existenziell wichtig, dass alle an die Urnen gehen und ein Nein gegen diese gefährliche Initiative einlegen.» Sie bedrohe alle Menschen, die musizieren, gestalten, denken, forschen, einen Dialekt, Rumantsch, Italienisch oder Französisch sprechen. 

Der Mail ist ein Flyer des Schweizer Musikrates mit den Argumenten gegen die No-Billag-Initiative angehängt.

Hochschule kennt klare Richtlinien

Eine Abstimmungsempfehlung über den Universitätskanal – da staunten einige Studenten nicht schlecht. Und auch Rektor Markus Hodel sah sich sofort zu einer Reaktion gezwungen. Über die Kommunikationsabteilung lässt er ebenfalls eine Mail verschicken. Darin rügt er den Professor, welcher die Grundsätze der HSLU missachtet hätte. «Es ist nicht zulässig, Daten der Hochschule Luzern und den Mail-Account der HSLU für politische Abstimmungskampagnen zu benutzen.» 

«Wir wollten die Debatte an der Hochschule zum Thema machen.» 

Hans-Jürg Rickenbacher

Man bedauere diese Fehlleistung und dass diese allenfalls bei den Empfängern Verärgerung ausgelöst habe.

Absender nimmt Rüge sportlich 

Hans-Jürg Rickenbacher erklärt auf Anfrage von zentralplus die Aktion: «Wir wollten die Debatte an der Hochschule zum Thema machen.» Das sei mit dieser «unorthodoxen und einmaligen Aktion» gelungen. «Gerade wir Musiker haben bei dieser Initiative sehr viel zu verlieren.» Das zeige sich auch am grossen Engagement der Musikszene (zentralplus berichtete).

«Ich übernehme die volle Verantwortung und trage die Konsequenzen vollumfänglich.»

Hans-Jürg Rickenbacher

Dass er damit gegen Richtlinien verstossen habe, stört Rickenbacher wenig. «Ich übernehme die volle Verantwortung und trage die Konsequenzen vollumfänglich. Die Rüge ist gerechtfertigt.» Er werde wohl auch noch persönlich beim Rektor antraben müssen. Rickenbacher will betonen, dass die Meinungsfreiheit an der Hochschule gewährleistet sei. «Ich lasse mich auch gerne auf Debatten zum Thema ein.» Da vertrete er als besorgter Bürger natürlich seine persönliche Meinung.

Die aus seiner Sicht gelungene Überraschungsaktion hat ein grosses Echo ausgelöst. «Ich nehme eine grosse Solidarität wahr.» Dass er damit auch Studenten verärgert haben könnte, nahm er in Kauf. «Das war zwar niemals die Absicht, aber nun wird über das Thema gesprochen und damit ist das Ziel erreicht.»

No-Billag-Unterstützer verurteilen Aktion 

Gar nicht gut kommt Rickenbachers Aktion bei den No-Billag-Befürwortern an. Die Jungfreisinnigen Luzern lassen auf Anfrage verlauten: «Wir haben kein Verständnis für dieses Fehlverhalten – diesen Machtmissbrauch zugunsten eigener politischer Interessen. Wir begrüssen die schnelle und deutliche Reaktion des Rektorats, dies zu verurteilen.»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Christoph Schmitt
    Christoph Schmitt, 30.01.2018, 08:59 Uhr

    Provinzposse vom Feinsten – und die Mail ging auch an die (alle?) Mitarbeitenden. Gott hat zu allen gesprochen Und da Studierende und Dozierende keine eigene Meinung haben, sind jetzt alle dagegen. Oder dafür. Oder müde.

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