Creabeck-Filiale kommt wegen Post an den Anschlag

Post lässt sich von Hünenberg subventionieren

Die Creabeck-Filiale in Hünenberg See beherbergt eine Postagentur. Und diese macht den Geschäftsführern das Leben schwer.

(Bild: Google Street View)

Vor fünf Jahren hat die Creabeck AG in ihrem Betrieb eine Postagentur aufgenommen. Der Geschäftsleiter bereut diesen Entscheid heute. Nicht nur, weil der Gratis-Paketversand regelrecht explodiert ist, sondern auch, weil der Aufwand so gross sei, dass man deswegen Minuszahlen schreibt. Nun darf der Steuerzahler die Postagentur retten.

Weil die Post immer mehr Filialen abbaut, schiessen Postagenturen seit Jahren wie Pilze aus dem Boden. So auch in Hünenberg, wo 2012 eine solche Agentur in der Creabeck AG gegründet wurde.

Bloss: Für den Bäcker lohnt sich das kaum. Laut den Informationen zur Gemeindeversammlung vom Montag sei der Aufwand für die Bäckerei so gross, dass sich der Postbetrieb nicht lohne. Daher sei man nicht bereit, die Agentur mit der von der Post ausgerichteten Entschädigung weiterzuführen.

«Da lassen sich Leute Schränke und Velos schicken. Das ist der Horror.»

Roman Fähndrich, Geschäftsleiter Creabeck AG

Roman Fähndrich, Geschäftsleiter der Creabeck AG nimmt kein Blatt vor den Mund bezüglich der Postagentur: «Wir haben den Vertrag mit der Post vor fünf Jahren gemacht. Seither ist die Tendenz von Gratispaketen von Zalando oder Amazon massiv gestiegen, ja explodiert. Den ganzen Warenumschlag machen wir hier quasi gratis.»

Zudem habe die Bäckerei auch samstags und sonntags geöffnet, was verglichen mit anderen Postfilialen sehr kundenfreundlich sei. «Deshalb lassen sich gewisse Leute ihre Pakete explizit an unsere Agentur liefern, was uns wiederum einen Mehraufwand beschert», so Fähndrich. Auch ein Platzproblem entstünde durch die vielen Pakete: «Da lassen sich Leute Schränke und Velos schicken. Das ist der Horror.»

Jeden Monat fehlt Geld

Der Betrag, den die Bäckerei für ihre Agentur erhalte, sei «lächerlich», betont der Geschäftsleiter. «Uns fehlt jeden Monat Geld. Darum sind wir im Sommer auch auf die Post AG zugegangen, um eine neue Lösung zu finden. Dort stiessen wir jedoch komplett auf taube Ohren.

«Die hatten null Verständnis und sind uns keinen Meter entgegengekommen. Wohl auch, weil die Post dachte, sie finde sofort wieder ein Unternehmen, in welcher sich eine Agentur unterbringen lasse», sagt Fähndrich. «Ein anderer Standort konnte jedoch bis jetzt offenbar nicht gefunden werden.» Weil bei den Verhandlungen mit der Post keine Einigung erzielt werden konnte, beschloss die Creabeck AG, die Postagentur aufzugeben. Fähndrich ergänzt: «Ohne einen höheren Beitrag mache ich das nicht mehr. Es geht mir dabei überhaupt nicht darum, mich bereichern zu wollen. Sondern darum, dass wir nicht jeden Monat Negativzahlen schreiben.»

«Wir hoffen noch immer auf eine Einigung mit der Post.»

Guido Wetli, Hünenberger Gemeindeschreiber

Im Interesse der Bevölkerung von Hünenberg See sei es für den Gemeinderat keine Option gewesen, dass der Creabeck seine Postagentur aufgibt und ist deshalb vorerst in die Bresche gesprungen. Seit September dieses Jahres unterstützt die Gemeinde das Bäckereiunternehmen mit monatlich 1’000 Franken. Dies, damit die Mehrkosten des Postagentur-Betriebs gewährleistet werden konnten.

Laut dem Hünenberger Gemeindeschreiber Guido Wetli handle es sich dabei um eine Notlösung. «Wir hoffen noch immer auf eine Einigung mit der Post.» Dennoch geht es nun erst einmal darum, an der Gemeindeversammlung darüber abzustimmen, ob die Stimmberechtigten den monatlichen Betrag von 1’000 Franken – also insgesamt 12’000 Franken – auch für das kommende Jahr sprechen möchten.»

«Dass wir die Post damit auf gewisse Weise subventionieren, macht uns überhaupt nicht glücklich.»

Guido Wetli, Hünenberger Gemeindeschreiber

Also noch einmal zum Mitschreiben. Ein Unternehmen, das eine Postagentur beherbergt, kann den Betrieb wegen des Mehraufwands nicht mehr bewältigen. Die Post beharrt auf ihren Standpunkten und somit stellt die Gemeinde, ergo der Steuerzahler sicher, dass der Postbetrieb weiterhin funktioniert.

Zahlungen bis maximal 2020

«Dass wir die Post damit auf gewisse Weise subventionieren, macht uns überhaupt nicht glücklich. Uns war es darum wichtig, dass wir offen über diesen Unterstützungsbeitrag informieren und ihn nicht einfach im Budget ‹verstecken›», so Wetli. Der monatliche Betrag soll bis maximal 2020 von der Gemeinde gezahlt werden. Dann soll die Situation wieder neu analysiert werden.

«Die Entschädigungen tragen dem Aufwand unserer Partner Rechnung.»

Markus Flückiger, Mediensprecher der Post

Und was sagt die Post zur ganzen Angelegenheit? Sie widerspricht der Aussage, dass man der Creabeck AG nicht entgegengekommen sei. «Wir haben dem Agenturpartner Verbesserungen in logistischer Hinsicht in Aussicht gestellt», schreibt Mediensprecher Markus Flückiger. Grundsätzlich gelte: Die Entschädigung an Filialen mit Partnern setzen sich aus einem fixen und einem umsatzorientierten Betrag zusammen. «Die Entschädigungen tragen dem Aufwand unserer Partner Rechnung.» Dass die Post ihre Partner adäquat entschädige, unterstreiche die Tatsache, dass man an über 900 Standorten mit Partnern zusammenarbeite.

Darüber, dass sich nun die Gemeinde Hünenberg eingemischt habe in die Angelegenheit, habe man bei der Post keine Kenntnis. Mit der Post seien dazu keine entsprechenden Verhandlungen geführt. Die Post habe indes mit der Gemeinde Hünenberg vereinbart, «dass sie die Postversorgung in Hünenberg See jederzeit sicherstellen wird, sei dies mit einer Filiale mit Partner oder mit dem Hausservice», erklärt Flückiger.

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