Zwei Luzerner Parteien suchen neue Präsidenten

Wer gibt bei der SVP und den Grünen in Zukunft den Ton an?

Wer dirigiert in Zukunft die Grünen und die SVP der Stadt Luzern? (Bild: AURA/Montage: zentralplus)

Links und rechts des politischen Spektrums werden in der Stadt Luzern neue Parteichefs gesucht. Während die SVP bereits Hearings durchführt und sich ein Favorit herauskristallisiert, brauchen die Grünen mehr Zeit – obwohl ihr Präsident bereits Ende Jahr zurücktritt. Der Job, ehrenamtlich eine Partei zu leiten, scheint wenig populär.

Die SVP der Stadt Luzern sucht einen neuen Dirigenten oder eine neue Dirigentin. Der jetzige Präsident Peter With gibt sein Amt im Mai 2018 nach sechs Jahren ab, weil er neuer Präsident des Kantonalen Gewerbeverbands Luzern werden möchte (zentralplus berichtete).

Mit potenziellen Nachfolgern haben vor kurzem erste Hearings stattgefunden. Wie viele und welche Kandidaten im Rennen sind, das lässt sich Urs Zimmermann, Grossstadtrat und Präsident der dreiköpfigen Findungskommission, nicht entlocken. «Ich kann dazu keine Auskunft geben, schliesslich können sich weitere Interessierte jederzeit melden», sagt der Unternehmer diplomatisch.

Interesse überschaubar

Klar ist bereits jetzt, wer es nicht werden wird: Vize-Präsidentin Ilona Kaufmann oder Grossstadtrat Urs Zimmermann. Denn sie beide sitzen, gemeinsam mit Kantonsrat und Withs Vorgänger Pirmin Müller, in der dreiköpfigen Findungskommission – und haben sich damit selbst aus dem Rennen genommen.

Auch über das Interesse am Amt schweigt sich Urs Zimmermann aus. Nur so viel: Es werde sicher nicht zehn Bewerbungen geben. «Man kennt es generell aus dem Vereinsleben: Ehrenamtlich Tätige findet man nicht mehr so einfach wie früher.» Das Pensum des SVP-Präsidenten schätzt Zimmermann auf zirka 20 Prozent ein.

Gleich reihenweise parat stehen die Kandidaten wohl tatsächlich nicht. Es ist bekannt, dass die SVP immer mal wieder damit ringt, für wichtige Positionen gutes Personal zu finden – beispielsweise als es um die Stadtratswahlen ging (zentralplus berichtete).

Alter Hase – und Sesselkleber

Innerhalb der siebenköpfigen SVP-Fraktion sticht allerdings besonders einer hervor: Fraktionschef Marcel Lingg. Der 52-Jährige wäre mit Sicherheit ein valabler Kandidat, ist er doch ein alter Hase im Politgeschäft und bestens inner- und ausserhalb der Partei und in der Wirtschaft vernetzt. Einzig, dass er bereits seit über 20 Jahren im Parlament sitzt und damit eher zu den Sesselklebern gehört, dürfte womöglich nicht optimal sein.

Parteipräsident Peter With (im Vordergrund) argumentierte für eine Kandidatur, Marcel Lingg (hinten sitzend) kämpfte dagegen. (Bild: jal)

Der abtretende SVP-Präsident Peter With (im Vordergrund) und sein potenzieller Nachfolger Marcel Lingg (sitzend). (Bild: jal)

Auf Anfrage von zentralplus gibt sich Marcel Lingg bedeckt. «Bei mir ist alles möglich», sagt er vielsagend. Er will weder offiziell bestätigen, dass er einer der Angehörten in den Hearings war, noch streitet er es ab. Für ihn ist aber klar, dass ein allfälliges Doppelmandat nicht in Frage kommt. «Würde ich zum neuen Parteipräsidenten, bräuchte die SVP einen neuen Fraktionschef.» Darüber hinaus verweist er auf die Generalversammlung vom 2. Februar 2018, an der die Wahl von Withs Nachfolge ansteht.

Die Wünsche der Wirtschaft und der FDP

So oder so: Lingg würde die Anforderungen bestens erfüllen. Mitbringen muss der oder die Neue laut Urs Zimmermann nämlich politische Kenntnisse und ein gutes Beziehungsnetz. Wünschenswert wäre zudem die Mitgliedschaft in der Fraktion – doch dann kämen nur noch wenige für das Amt in Frage. «Das ist aber kein Killer-Kriterium», sagt Zimmermann denn auch. «Elementar wichtig für uns ist, dass wir die Zusammenarbeit mit unseren Partnern, die wir auch dank Peter With in den letzten Jahren aufgebaut haben, weiterführen können.»

Ähnlich tönt es von ebendiesen Partnern. «Die Zusammenarbeit der Bürgerlichen, die wir vor den letzten Wahlen aufgegleist hatten, wurde von SVP-Präsident Peter With parteiintern vorangetrieben», lobt FDP-Präsident Fabian Reinhard. Er wünscht sich deshalb einen Nachfolger, der das genauso mitträgt. Für die FDP sei diese Personalie von Bedeutung. «Wir sind ein Stück weit in der Oppositionsrolle, entsprechend wichtig ist es, dass die bürgerlichen Kräfte einen gemeinsamen Kurs fahren.»

Ein Knochenjob – aber interessant

Reinhard ist selber seit über zwei Jahren Parteipräsident und kennt die Belastung, die er in seinem Fall auf ein 30-Prozent-Pensum schätzt. «Es ist schon ein Knochenjob», sagt er. Nebst den parteiinternen Aufgaben sei man auch das Gesicht der Partei gegen aussen. Dennoch liegt es ihm fern, sich zu beklagen. «Es ist ein interessantes Amt, in dem man die Chance hat, politisch etwas zu bewegen.»

Alexander Gonzalez, Fabian Reinhard und Urs Zimmermann (von links).

Alexander Gonzalez, Fabian Reinhard und Urs Zimmermann (von links).

Auch für den städtischen Wirtschaftsverband ist es von hoher Relevanz, wer Withs Nachfolger wird. «Die SVP ist für uns ein essentieller wirtschaftspolitischer Partner», sagt Präsident Alexander Gonzalez. Dem jetzigen SVP-Chef windet er ein Kränzchen. «Die Partei ist klar im Kurs, aber trotzdem konsensbereit – da hat sich die SVP der Stadt Luzern sehr gut entwickelt, unter anderem dank des Präsidenten.»

Er wünscht sich deshalb wie Reinhard, dass die neue Person diesen Kurs weiterfährt und sich für einen bürgerlichen Schulterschluss und eine gewerbefreundliche Stadt einsetzt. Favorisiert wird vom Wirtschaftsverband naturgemäss ein Unternehmer, der «die Anliegen des Gewerbes persönlich kennt».

Angesprochen auf Marcel Lingg lässt Gonzalez durchblicken, dass dies ein Wunschkandidat wäre. «Ein potenzieller Nachfolger», sagt Gonzalez, der mit Lingg im Vorstand des Wirtschaftsverbandes sitzt. «Ich erlebe Marcel Lingg als starken, engagierten Partner, der ähnlich wie Peter With, die Fähigkeit hat, auch sachbezogene Meinungen zu vertreten und nicht nur parteiliche.» Der Wirtschaftsverband werde sich aber zu einem späteren Zeitpunkt aktiv einbringen. Wohl spätestens Mitte Januar, wenn die SVP-Findungskommission der Parteileitung ihre Vorschläge präsentiert.

Die Grünen gehen es langsam an

Auf der Suche nach einer neuen Person an der Parteispitze sind auch die Grünen der Stadt Luzern, denn der Posten ist bald vakant. Marco Müller tritt Ende Dezember nach fünf Jahren als Präsident zurück (zentralplus berichtete).

Doch vier Wochen vor dem Rücktritt ist noch immer offen, wer seine Nachfolge antritt. «Wir gehen die Suche langsam an, noch ist nichts spruchreif», sagt Vize-Präsident Martin Abele. Das heisst konkret: «Vor Ende Jahr wird kein Entscheid fallen.» Ab Januar 2018 wird die Partei vorerst ohne offiziellen Präsidenten geführt. Die Arbeit wird laut Abele intern von mehreren Vorstandsmitgliedern übernommen. «Wir möchten die Nachfolge im Verlauf des nächsten Jahres regeln», kündigt der Vize-Präsident an.

«Mehrere Personen haben Interesse gezeigt, im Vorstand mitzuarbeiten. Wir wollen aber niemanden drängen.»

Martin Abele, Vize-Präsident Grüne

Obwohl er betont, dass keine Hast besteht, drängt sich eine Frage auf: Haben die Grünen Mühe, jemanden zu finden, der geeignet ist und die Aufgabe übernehmen will? Martin Abele verneint. «Mehrere Personen haben Interesse gezeigt, im Vorstand mitzuarbeiten. Wir wollen aber niemanden drängen, sondern nun Schritt für Schritt vorwärtsgehen.» 

Nebst Müller treten nämlich zwei weitere Mitglieder aus dem zwölfköpfigen Vorstand zurück. Zuerst wolle man diese Vakanzen schliessen und anschliessend aus dem Kreis des neuen Vorstandes jemanden fürs Präsidium motivieren.

18-Jähriger wie in Sursee? Wieso nicht!

Klar ist aber auch: Der abtretende Präsident Marco Müller hat einen grossen Aufwand betrieben – entsprechend gross sind seine Fussstapfen. Martin Abele drosselt die Erwartungen. «Die neue Person soll sich nicht mit Marco Müller messen müssen.» 

In Sursee hat mit Samuel Zbinden kürzlich ein 18-Jähriger das Präsidium der Grünen übernommen (zentralplus berichtete). Auch in Luzern sei das Alter kein Kriterium, sagt Martin Abele. Genauso wenig wie ein vorgängiges Amt. «Es braucht für das Präsidium eine integrative Persönlichkeit, mit Zeit, Freude am Politisieren und Interesse am aktuellen Geschehen.» 

Claudio Soldati, Marco Müller und Martin Abele (von links).

Claudio Soldati, Marco Müller und Martin Abele (von links).

(Bild: zvg)

Klar sind auch die Wünsche der engsten Partnerin der Grünen. «Wie bisher möchten wir mit dem Präsidium der Grünen kooperativ für eine soziale und ökologische Stadt zusammenarbeiten», sagt SP-Präsident Claudio Soldati. Er ist selber seit über fünf Jahren Präsident der wählerstärksten Partei der Stadt. Er schätzt seinen Aufwand auf ein Pensum von 15 bis 25 Prozent.

Obwohl es anfänglich streng gewesen sei, schätzt er sich sehr glücklich in seinem Amt. «Wenn die eigene Arbeit Früchte trägt, beispielsweise durch engagierte Mitglieder, Wahl- und Abstimmungserfolge, ist das ein unglaublich grosser Lohn.» Soldati ist denn auch überzeugt, dass die Grünen eine geeignete Nachfolge von Marco Müller finden werden.

Wann es soweit ist, steht allerdings zurzeit in den Sternen. Anders als bei der SVP konstituiert sich der Vorstand der Grünen selber, es braucht also keine Wahl durch die Mitgliederversammlung. Dies, weil die städtischen Grünen rein formell keine eigene Partei bilden, sondern eine Ortspartei der Grünen des Kantons Luzern sind.

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