Zuger FDP für 2018 gleich zweifach unter Druck

Nach Michel-Rücktritt: Weit und breit kein Kronprinz in Sicht

Wer wird von der Zuger FDP in das Regierungsgebäude einziehen und Matthias Michel nachfolgen? Noch ist kein Favorit in Sicht.

 

(Bild: Carlo Schuler / zentralplus)

Während die Freisinnigen in der Stadt Zug den SP-Sitz von Dolfi Müller angreifen, tun sich für die Partei andernorts Fronten auf. Seit Dienstag ist klar, dass es im Zuger Regierungsrat nächstes Jahr einen Ersatz für Regierungsrat Matthias Michel braucht. Und weitere könnten folgen. Dabei ist schon heute klar: Es wird nicht leicht, Zugpferde zu finden.

Seit gestern hat die FDP im Kanton Zug gleich zwei Grossbaustellen für die nächsten Wahlen. Denn 2018 brauchen die Freisinnigen nicht nur einen Nachfolger für den nicht mehr kandidierenden Matthias Michel im Regierungsrat. Die FDP muss auch noch einen Nachfolger für Baars scheidenden Gemeindepräsidenten Andreas Hotz finden – der ja bekanntlich auch nicht mehr antreten will.

Was die Nachfolge von Hotz betrifft, ist die kantonale Partei der FDP zwar nicht direkt davon betroffen. Indirekt allerdings schon. Denn die Baarer Freisinnigen müssen alle Kräfte aufbieten, um den frei werdenden Sitz in der Exekutive der zweitgrössten Gemeinde im Kanton Zug zu bestücken. Dabei ist die FDP in Baar erstmal gefordert, einen repräsentativen Nachfolger aufzubieten – will man den Sitz und vor allem das Gemeindepräsidium nicht an die CVP verlieren. Zumal der Allenwinder FDP-Haudegen Jost Arnold auch noch altershalber aus dem Baarer Gemeinderat ausscheiden könnte.

Ob FDP-Baudirektor Urs Hürlimann noch einmal für den Zuger Regierungsrat kandidiert, steht in den Sternen. Sein Nein würde die FDP zusätzlich unter Druck setzen in Sachen Kandidatensuche.

Ob FDP-Baudirektor Urs Hürlimann noch einmal für den Zuger Regierungsrat kandidiert, steht in den Sternen. Sein Nein würde die FDP zusätzlich unter Druck setzen in Sachen Kandidatensuche.

(Bild: Kanton Zug)

Von den Baarer Freisinnigen werden also einige ausfallen bei der Kandidatenkür, wenn es darum geht, die Lücke von FDP-Regierungsrat Matthias Michel im nächsten Jahr zu schliessen. Der Baarer kantonale Parteipräsident, Andreas Hostettler, hat ja bereits durchblicken lassen, nicht für den Regierungsrat kandidieren zu wollen (zentralplus berichtete). 

Tritt Hürlimann auch nicht mehr an?

Und es könnte für die erfolgsverwöhnte Zuger FDP, die ja derzeit in Bern mit Bruno Pezzati im Nationalrat und mit Joachim Eder im Ständerat bestens vertreten ist, noch schlimmer kommen. Nämlich, wenn FDP-Regierungsrat Urs Hürlimann, derzeit kantonaler Baudirektor, sich auch noch dazu entschliesst, 2018 nicht mehr anzutreten.

Denn der ist bekanntlich auch schon 62 und hat sich bis Anfang 2018 ausbedungen, um mitzuteilen, ob er nochmals für die Zuger Regierung kandidiert. Hürlimann selbst hält sich äusserst bedeckt zu seiner politischen Zukunft. «Ich habe das Privileg, interessante und zukunftsorientierte Projekte in der Baudirektion zu bearbeiten. Ich werde meiner Partei, der FDP, anfangs Jahr 2018 meinen Entscheid mitteilen.»

«Ich habe das Privileg, interessante und zukunftsorientierte Projekte in der Baudirektion zu bearbeiten.»

Urs Hürlimann, kantonaler Baudirektor, FDP

Falls nein, hätte die Zuger FDP eine dritte Grossbaustelle. Dann würden die Alarmglocken erst recht läuten, wenn die FDP gleich zwei Sitze zu verteidigen hätte. Und bei der Majorzwahl kommt es bekanntlich darauf an, zugkräftige und populäre Kandidaten aufbieten zu können. Doch die sind momentan nicht in Sicht.

Powerfrau und Unternehmerin aus Unterägeri: Gabriela Ingold, FDP.

Powerfrau und Unternehmerin aus Unterägeri: Gabriela Ingold, FDP.

(Bild: FDP)

Nun gut. Es gibt die Unternehmerin Gabriela Ingold, die man in Zug seit ihrer Kandidatur als Nationalrätin (zentralplus berichtete) wenigstens kennt. Sie gilt als Unternehmerin und Treuhänderin und als Powerfrau. Ingold weiss aber noch nicht, ob sie für den Regierungsrat kandidieren will. Sie ist sicherlich eine der Kronfavoritinnen, wenn es darum geht, eine FDP-Frau in den Regierungsrat zu portieren.

Der «höchste Zuger» ist schon über 60

Bei den männlichen Freisinnigen gibt es sicher einige, die für den Regierungsrat kandidieren könnten. Ob sie es wollen, ist die eine Frage. Ob sie genügend bekannt und volksnah sind, die andere.

Da ist zum Beispiel der neue Kantonsratspräsident Daniel Burch. Der Ingenieur kommt aus Risch-Rotkreuz und sitzt seit 2003 im Kantonsrat. Der «höchste Zuger» ist also ein Erfahrener in den Reihen der FDP und ist auch in der Rotkreuzer Bevölkerung durch seine langjährige Mitgliedschaft in der Klausengruppe ein Begriff. Er ist allerdings bereits über 60. Bräuchte die FDP nicht einen jüngeren Kandidaten?

Da wäre zum Beispiel der Walchwiler Florian Weber, FDP-Fraktionschef im Kantonsrat. Ist er der neue freisinnige Kronprinz? «Es ist grundsätzlich nichts ausgeschlossen, aber die Partei muss sich erst mal zusammensitzen und Überlegungen anstellen.» Über einen potentiellen Kandidaten zu sprechen – dafür sei es noch viel zu früh.

«Ich stehe nicht zur Verfügung.»

Adrian Andermatt, FDP Baar

Auch Adrian Andermatt wäre so ein junger dynamischer Freisinniger mit Wirtschaftskompetenz. Der Baarer Jurist hat allerdings einen gut dotierten Job bei der Zuger Kantonalbank. «Ich stehe nicht als Regierungsratskandidat zur Verfügung», sagt er sofort auf Anfrage von zentralplus.

Der FDP-Kantonsratspräsident Daniel Burch wäre sicher ein valabler Regierungsratskandidat: Der Rischer hat die 60 allerdings schon überschritten.

Der FDP-Kantonsratspräsident Daniel Burch wäre sicher ein valabler Regierungsratskandidat: Der Rischer hat die 60 allerdings schon überschritten.

(Bild: PD)

Und was ist mit Beat Unternährer, dem Neuen aus Hünenberg? Der Unternehmer mit Berkeley-Diplom und Mitgründer der Corporate Finance Group AG in Zürich würde sicherlich genügend Finanzexpertise für den Job im Regierungsrat mitbringen. Er ist als Neuer im Kantonsrat allerdings noch nicht so bekannt auf der politischen Bühne. Das Gleiche gilt für den dynamischen Betriebswirt Peter Letter aus Oberägeri. Der 47-Jährige, studierter Betriebswirt, meldet sich rege zu Wort im Kantonsrat. Er ist aber noch neu im Parlament.

Kleeb will auch nicht

«Das Problem für jemanden aus der Wirtschaft, der sich in der Politik engagieren will, ist, dass er sich sehr eingeschränkt fühlt», versichert Andreas Kleeb, erfolgreicher Unternehmer, streitbarer Politiker und wieder offizielles Mitglied der Zuger FDP. Der IT-Unternehmer war ja bereits aus der FDP ausgetreten. Andererseits hat er sich auch schon als FDP-Nationalrat beworben. «Nein, ich stehe auch nicht zur Verfügung.»

Arno Grüter, FDP-Präsident in Cham und Nationalratskandidat 2015, würde das Regierungsratsamt grundsätzlich schon interessieren. «Es gibt derzeit niemand, der sich dafür aufdrängt.»

Arno Grüter, FDP-Präsident in Cham und Nationalratskandidat 2015, würde das Regierungsratsamt grundsätzlich schon interessieren. «Es gibt derzeit niemand, der sich dafür aufdrängt.»

(Bild: zvg)

Man sieht: Die Kandidatenkür innerhalb der FDP wird also alles andere als ein Selbstläufer. Aber es gibt ja beispielsweise auch noch einen Arno Grüter aus Cham. Der 41-jährige FDP-Nationalratskandidat, frühere Banker und Präsident der FDP Cham ist zumindest landesweit bekannt durch seine Model-Rolle bei der eBalance-Schlankheitskampagne – bei der er 16 Kilogramm abnahm und dabei zugab, sich mit täglich vier M&M-Schoggi-Drops für seine Bemühungen zu belohnen.

 

«Ich würde dieses Amt grundsätzlich schon interessant finden», sagt Grüter, der dreifacher Familienvater ist. Allerdings befinde er sich derzeit weder in einem politischen Exekutivamt noch sei er in einem Parlament vertreten. «Wer von der FDP nächstes Jahr in die  Regierungsratswahl geschickt wird, ist noch völlig offen. Momentan drängt sich niemand auf – es gibt keinen Kronprinzen.»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von mebinger
    mebinger, 13.09.2017, 18:48 Uhr

    Die FDP hatte schon immer gute Kandidaten, aber die Meisten drängen sich halt nicht in den Vordergrund. Ich hab nicht die Geringste Angst um die FDP. Sollte sie sich sogar entscheiden auch Querdenker zu berücksichtigen wären noch viele weitere Kandidaten möglich. Vielleicht nimmt sie sich ein Beispiel an die deutsche FDP, welche den politischen Liberalismus wiedererkennt hat und keine Angst hat von ewiggestrigen als links betitelt zu werden

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