Stadt Luzern lässt Konsipark-Nutzung völlig offen

Quartier erteilt Hotel-Ideen im Voraus eine Abfuhr

Einig ist man sich in einem Punkt: Der Park soll auf keinen Fall geschlossen werden.

(Bild: Xaver Mustaniemi/AURA)

Eine Schule, ein Museum oder ein Hotel? Was im Gebäude im Konsipark ab 2019 einzieht, gibt zu reden. Klar ist für alle Seiten: Der Park muss öffentlich bleiben. Die Stadt hält sich über ihre Favoriten noch bedeckt – anders als der betroffene Quartierverein.

Voraussichtlich 2019 verlassen die Musik-Studenten den Konsipark und ziehen in einen Neubau beim Südpol. Was passiert danach an diesem erhabenen Ort? Das Interesse an dieser Frage ist gross. Nicht nur von Seiten der Bevölkerung, welche die grösste Parkanlage der Stadt als Erholungsraum schätzt. Auch an potenziellen zukünftigen Nutzern mangelt es offensichtlich nicht.

Das zeigt ein Blick zurück. Zuletzt sind mehrere Interessenten mit ihren Plänen auf die Stadt zugegangen, wie aus einer Antwort des Stadtrates auf einen Vorstoss hervorgeht. Die Stadt plant bald eine öffentliche Ausschreibung, auf die sich mögliche neue Mieter bewerben können (zentralplus berichtete).

Vom Geburtshaus zum Studentenwohnheim

Die bereits an die Stadt herangetragenen Pläne umfassen ein breites Spektrum: Ein studentisches Wohnheim, ein Bed & Breakfast oder Proberäume für Musikstudenten? Oder doch eher ein «Kraftort», ein Büro für Eventmanagement oder ein Schulraum der Hotelfachschule? Oder vielleicht ein Geburtshaus, ein Ort für die Kultur oder ein Haus der Philosophie?

«Der Dreilindenpark ist ein wunderbarer Ort, aber ein anspruchsvoller.»

Manuela Jost, Baudirektorin Stadt Luzern (GLP)

All jene Ideen schwirren offenbar im Raum. Doch welche davon wären tatsächlich möglich – und welche auf keinen Fall? Bei der Stadt hält man sich diesbezüglich noch bedeckt. «Wir haben die Vorschläge im Stadtrat inhaltlich nicht bewertet», sagt Baudirektorin Manuela Jost (GLP). Im Gegenteil: Um die Ausschreibung möglichst breit zu halten und niemanden im Vorfeld abzuschrecken, hat die Stadt noch keine Idee aussortiert. «Wir wollen den Radius bewusst offen lassen», sagt Jost.

Die Stadt rechnet für die Ausschreibung mit einem grossen Interesse. «Wir gehen davon aus, dass es ein Gebäude und ein Ort ist, der in interessierten Kreisen Ideen hervorruft.» Zurzeit sei indes noch nicht klar, wie vertieft die erwähnten Ideen tatsächlich sind. Doch genau das müssen sie laut Jost sein. «Der Dreilindenpark ist ein wunderbarer Ort, aber ein anspruchsvoller.» Weil die Anlage in der Schutzzone B liegt und im Denkmalverzeichnis enthalten ist, wird es laut der Baudirektorin entsprechende hohe Auflagen an die zukünftigen Nutzer geben.

Welche Rolle spielt der Preis?

Auch über die Frage, wie ausschlaggebend letztlich der Mietpreis sein wird, will sich die Stadt noch nicht äussern. Die Kriterien werden zurzeit erarbeitet – und Ende September der Geschäftsprüfungskommission des Stadtparlaments vorgelegt. «Ein ganz wichtiges Kriterium ist sicher, dass es keine abgeschottete Nutzung sein darf. Der Park soll weiterhin öffentlich sein und künftig sollte auch das Erdgeschoss des Hauptgebäudes erlebbar sein», sagt Jost.

«Eine Hotelnutzung ist überhaupt nicht in unserem Sinn.»

Peter Frei, Präsident Quartierverein Wesemlin-Dreilinden

Noch offen ist, ob nur ein Mieter den Zuschlag erhält – oder ob mehrere Konzepte das Rennen machen könnten. «Für uns wäre es ideal, einen Mieter zu haben», sagt Manuela Jost. «Aber wir schliessen es nicht aus, dass eine Gruppe oder mehrere unabhängige Mieter den Zuschlag erhalten.»

Quartierverein ist erleichtert

Freude über das klare Bekenntnis der Stadt zum öffentlichen Park herrscht beim Quartierverein Wesemlin-Dreilinden. «Es würde einen unüberhörbaren Aufschrei geben, wenn der Park nicht mehr der Öffentlichkeit zugänglich wäre», sagt Präsident Peter Frei und bekräftigt nochmals die klare Haltung der Anwohner. «Die Grünfläche wird von der Quartierbevölkerung sehr geschätzt und muss öffentlich bleiben.»

Ausgangspunkt vieler Touristenfotos

Auf der Website von Luzern Tourismus ist der Konsipark als eine der Attraktionen der Stadt aufgeführt. Dennoch ist die zukünftige Nutzung für den Tourismusstandort offenbar nicht von besonderer Relevanz. «Der Dreilindenpark wird vorwiegend von der einheimischen Bevölkerung besucht», sagt Tourismusdirektor Marcel Perren. «Unsere ausländischen Gäste reisen hauptsächlich wegen anderen Sehenswürdigkeiten wie etwa der Kapellbrücke oder dem Löwendenkmal nach Luzern.» Wegen der Lage über dem See werde der Konsipark indes gerne zum Fotografieren besucht. Angesprochen auf eine mögliche Hotelnutzung sagt Perren lediglich: «Über konkrete zukünftige Nutzungspläne ist uns nichts bekannt.»

Wenig Gefallen findet der Quartierverein an allfälligen Plänen, das Gebäude als Hotel zu nutzen. «Das ist überhaupt nicht in unserem Sinn», sagt Peter Frei. «Das Risiko wäre zu gross, dass der Park oder ein Teil davon exklusiv vom Hotel beansprucht würde.»

Lieber möchte der Quartierverein, dass auch ein Teil des Gebäudes öffentlich wäre. «Eine kulturelle Nutzung mit einem Café wäre natürlich toll», so Frei. Gleichzeitig zweifelt er daran, dass die Bedingungen dafür ideal sind. «Ich bin mir bewusst, wie schwierig es ist, dort oben ein Café zu betreiben.» Der Architekt vergleicht die Situation mit dem Schlössli Utenberg. Dort ist das Restaurant seit Ende letzten Jahres geschlossen – nun versucht ein neuer Käufer sein Glück (zentralplus berichtete). «Nur eine gute Lage, das reicht eben nicht», sagt Frei.

Zweites Schlössli Utenberg?

Apropos Schlössli Utenberg. Dort ist zuletzt Kritik laut geworden am Entscheid der Stadt, das Gebäude einem privaten Unternehmer zu verkaufen – und nicht an eine Stiftung für ein Luzerner Kulturzentrum (zentralplus berichtete). Besteht die Gefahr, dass sich das Szenario im Konsipark wiederholt?

Eine schöne Aussicht hat man von oben. Eine schöne Ansicht von unten: Das Konservatorium im Dreilindenpark.

Eine schöne Aussicht hat man von oben. Eine schöne Ansicht von unten: Das Konservatorium im Dreilindenpark.

(Bild: Xaver Mustaniemi/AURA)

Baudirektorin Manuela Jost winkt entschieden ab. Mit dem Schlössli Utenberg könne man die Ausschreibung im Dreilindenpark nicht vergleichen. «Beim Schlössli Utenberg musste die vorherige Baurechtsnehmerin eine Nachfolge finden. Hier bestimmen wir, wer das Gebäude zukünftig nutzen kann.» Jost weist zudem darauf hin, dass das Schlössli Utenberg in Zukunft genauso öffentlich sei wie bisher. «Der Vorwurf, die Stadt habe es verpasst, öffentlichen Raum zu schaffen, zielt also ins Leere», so die grünliberale Stadträtin.

Entscheid im Frühling 2018

Von Seiten des Quartiervereins wartet man nun gespannt auf die Ausschreibung. Sich selber in einer Form für die Gebäude zu bewerben, war bislang kein Thema – auch, weil die Ressourcen fehlen. Vereinspräsident Peter Frei schliesst aber nicht aus, dass sich der Quartierverein womöglich einem interessanten Konzept anschliesst.

Die Ausschreibung für die Gebäude im Konsipark läuft gemäss der Stadt ab kommendem Herbst bis Anfang 2018. Den Entscheid fällt der Stadtrat voraussichtlich im nächsten Frühling.

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