Hochhausgegner haben keine Chance

«Wir wollen kein Manhattan in Rotkreuz»

René Zimmermann, der Initiant der Motionen «Stopp dem Hochhausbau um den Bahnhof Rotkreuz» gibt sich vor der Gemeindeversammlung kämpferisch.

(Bild: wia)

Kampf den Rotkreuzer Hochhäusern! So lautete das Credo der Motionäre, die im März gleich vier Vorstösse gegen den Hochhausbau in der Suurstoffi lancierten. An der Gemeindeversammlung vom Montagabend sind die Initianten jedoch deutlich in der Unterzahl. Die Gemeinde Risch-Rotkreuz will hoch hinaus.

Man würde sich nicht in einer Gemeindeversammlung wähnen. Auf der Bühne des Dorfmatt-Zentrums tanzen sich zwei Salsatänzer die Seele aus dem Leib. Was die vorwiegend älteren Besucher sowohl zu freuen wie auch zu irritieren scheint. Vielleicht ist es ein Versuch, die Diskussion über die Gemeinderechnung etwas lebendiger zu gestalten.

Doch deswegen sind wir nicht hier. Wir sind gespannt, ob heute die ganzen Pläne für geplante Hochhäuser «zunderobsi» gemacht werden. Will heissen: Ob die vier Motionen, die eine Maximalhöhe von 40 Metern für Hochhäuser in Bahnhofsnähe fordern, Recht bekommen.

Ein schottischer Freiheitskämpfer in Rotkreuz?

Der Initiant dieser Motionen, René Zimmermann, hat sich jedenfalls in Widerstandsmontur geworfen. Mit einem Kilt ist er an der Gemeindeversammlung erschienen. Der Grund? «Den Kilt trug ich bereits bei meinen Verhandlungen mit der Zug Estates vor einigen Monaten. Ich kam mir vor wie ein Schotte, der gegen die grossen Engländer kämpft.» Die damalige Sitzung sei gut verlaufen, so erklärt Zimmermann.

Blick vom Bahnhof Rotkreuz in Richtung Suurstoffi. Die Profile zeigen auf, wie hoch hier bald gebaut werden soll.

Blick vom Bahnhof Rotkreuz in Richtung Suurstoffi. Die Profile zeigen auf, wie hoch hier bald gebaut werden soll.

(Bild: wia)

Man habe in vielen Dingen eine Einigung gefunden, erklärt der Rotkreuzer. «So wird der Baustellenverkehr nicht mehr bei uns im Quartier durchgeleitet, ausserdem wird es keine zusätzliche Einfahrt geben, wie dies anfangs geplant war», erklärt Zimmermann. Nur in einem Punkt konnte – naturgemäss – kein Konsens gefunden werden. Eine Maximalgebäudehöhe von 40 Metern habe man nicht erwirken können.

Der Entscheid ist wichtig für die weitere Planung

Und auch der Gemeinderat von Risch-Rotkreuz teilt die Ansicht von Zug Estates. Eine Beschränkung der Maximalhöhe hält er für wenig sinnvoll. Dennoch werden die Motionen am Montagabend im gemeindlichen Plenum besprochen. Denn, so erklärt Bauchef Ruedi Knüsel, «würde sich eine Erheblicherklärung der Motionen auf die laufende Planung auswirken. Wir wollen Klarheit für die weitere Planung».

Daraufhin stellt sich der Motionär René Zimmermann ans Mikrofon. «Sind Sie schon einmal aufgewacht und hatten vor Ihrem Wohnzimmer ein Bauprofil stehen, von dem Sie nicht einmal die Spitze sehen konnten?» Ihm sei das so passiert und vielen anderen Bewohnern ebenfalls. «Und diese Wand, die da kommen soll, ist keine zwanzig Meter von meinem Gebäude entfernt», so der Mann im Kilt. «Wir wollen nicht das Manhattan von Zug werden.»

«Wir können doch nicht plötzlich rückwirkend alles umstossen. Sonst hätten wir völlige Planungsunsicherheit.»

Redner an der Gemeindeversammlung in Risch

Ein weiterer Herr steht auf, ein älterer. Und weist die Motionäre, die mitunter SVP-Anhänger sind, darauf hin, dass sich gerade die Volkspartei, für welche «der Volkswille das höchste Gut» sei, nun gegen den Entscheid wehre. Die Planung sei schliesslich an der letzten Gemeindeversammlung abgesegnet worden. «Klar bin ich auch erschrocken, als ich die Bauprofile zum ersten Mal sah. Doch wir können doch nicht plötzlich rückwirkend alles umstossen. Sonst hätten wir völlige Planungsunsicherheit.»

Rotkreuzer fühlen sich überrumpelt

Weitere Redner stehen auf. Man fühle sich überrumpelt, verschaukelt, seit man die hohen Bauprofile gesehen habe. Man habe keinen 60-Meter-Turm erwartet. Darüber sei nicht geredet worden.

«Dass wir klammheimlich gewerkt hätten, kann man uns nicht vorwerfen.»

Ruedi Knüsel, Bauchef Risch-Rotkreuz

Dem widerspricht Bauchef Knüsel: «Dass wir klammheimlich gewerkt hätten, kann man uns nicht vorwerfen. Wir haben einen Botschaftstext mit Visualisierungen in alle Haushalte geschickt. Ausserdem haben wir an der Gemeindeversammlung transparent informiert.» Zur Verkehrsproblematik, die sich mit dem neuen Gebäude noch verschärfen dürfte, erklärt Knüsel: «Tatsächlich haben wir dieses Thema noch nicht erfolgreich gelöst. Nun arbeiten wir jedoch mit einem neuen Planungsbüro zusammen, und wir denken, dass wir nun auf einem besseren Weg sind.»

Und Gemeindepräsident Peter Hausherr erklärt vor der Abstimmung: «Erklären Sie die Motion für erheblich, beantragt der Gemeinderat zuhanden der Gemeindeversammlung eine Änderung der Bauordnung. Dies unter Berücksichtigung einer Vorprüfung an den Kanton. Weiter wird es eine öffentliche Auflage geben, und die Gemeindeversammlung wird ein weiteres Mal mitbestimmen können.»

Die Rischer wollen keine Erheblicherklärung

Was dann die SBB als Grundeigentümerin tun wird, ist offen. Für sie gibt es drei Möglichkeiten. Entweder baut diese auf Risiko weiter, sie wartet den definitiven Entscheid ab, oder sie beschränkt sich präventiv auf 40 Meter Bauhöhe.

Die Androhung dieses sehr komplizierten Verfahrens zeigt Wirkung. Nur 51 Gemeindemitglieder wollen eine Erheblicherklärung, 186 sprechen sich dagegen aus.

Es darf also, sofern kommende Woche die Baubewilligung rechtskräftig wird, fröhlich weitergebaut werden.

Da geht's durch in Richtung Suurstoffi. In der Distanz sind die Bauprofile zum geplanten Hochhaus ersichtlich.

Da geht’s durch in Richtung Suurstoffi. In der Distanz sind die Bauprofile zum geplanten Hochhaus ersichtlich.

(Bild: wia)

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