Tritt Dorfkönig Andreas Hotz nochmals zur Wahl an?

Machtdemonstration der Baarer Art

Baars Gemeindepräsident Andreas Hotz (links) und Bauchef Paul Langenegger.

(Bild: zentralplus)

Andreas Hotz ist noch im besten Magistraten-Alter. Deshalb ist es sehr wahrscheinlich, dass er nochmals Baarer Gemeindepräsident werden will. Denn es gibt triftige Gründe für eine weitere Kandidatur. Zieht er sich zurück, brechen in Baar ganz neue Zeiten an.

Sollte Gemeindepräsident Andreas Hotz sich tatsächlich wider Erwarten dazu entschliessen, nicht mehr anzutreten, werden die Karten komplett neu gemischt und alles ist offen für die Wahlen. Dann wäre der Generationswechsel der alt bewährten Garde komplett vollzogen und der Vorhang geöffnet für ganz neue politische Zeiten in Baar.

Hotz glaubt an Baar

Doch warum sollte Andreas Hotz dies tun? Er ist 58, noch immer neugierig, routiniert und ein Schnelldenker. Er lässt sich selten aus der Ruhe bringen. Andererseits wickelt er Gemeindeversammlungen gerne im Eilzugstempo ab. Vor allem ist der sportlich eingestellte FDP-Mann und Rechtsanwalt, der auch nach vierzehn Jahren noch Spass an seinem Exekutivamt hat, ein phänomenaler Werber für die Gemeinde Baar: Keine Marketingagentur der Welt würde das Baarer Standortmarketing besser auf die Reihe bringen als er. Weil Hotz an Baar glaubt. Ohne Wenn und Aber. Dafür mit Apéro.

Da wäre es kein Wunder, wenn sich der Gemeindepräsident, als der er seit 2007 amtet, sehr wahrscheinlich noch einmal aufstellen lässt für die Gemeinderatswahlen. Weil er dann weiss, dass er quasi automatisch wiedergewählt wird.

Denn ein ungeschriebenes Gesetz in Baar besagt, dass man einen amtierenden Gemeindepräsidenten, der noch einmal antritt, nicht abwählt. Es sei denn, er hat sich Gröberes zuschulden kommen lassen. Aber diesbezüglich sind bei Hotz keine Leichen im Keller zu befürchten.

«Ich werde Ende Juni bekannt geben, ob ich nochmals kandidiere.»

Andreas Hotz, Baarer Gemeindepräsident

Andreas Hotz gibt sich trotzdem noch geheimnisvoll und bedeckt. «Ich werde Ende Juni bekannt geben, ob ich nochmals kandidiere.» Er müsse sich erst noch mit seiner Ehefrau absprechen und mit seinen Parteifreunden. Er sei sich in dieser Entscheidung noch unsicher. Dabei spürt man sofort, wenn man mit ihm spricht, dass er innerlich parat ist für eine weitere Amtszeit.

Die Rituale der Baarer Dorfpolitik sehen es allerdings vor, dass eine genaue Abfolge der Informationskette eingehalten werden muss, um so eine Entscheidung zu kommunizieren. Rituale, die schon fast an den weissen Rauch im Vatikan erinnern, wenn ein neuer Papst gewählt wird. Vize-Gemeindepräsident Paul Langenegger ist sich sicher, wie er verrät, dass er es als Erster erfahren wird, was Hotz vorhat.

Ganz sicher ist sich Hotz dagegen, dass er alle Hebel in der Hand hat, bis klar ist, wie er sich entscheiden wird. Denn alle Baarer Politiker «hypern» seiner Entscheidung entgegen. Eine besondere Art der Machtdemonstration.

Nicht nur der FDP fehlt der Leader

Im Fall von Andy Hotz, wie er in Baar auf der Strasse heisst, würde seine Absicht, vier weitere Jahre dranzuhängen, keineswegs bedeuten, lediglich mit allen Mitteln am Sessel der Macht kleben zu wollen.

Das Problem ist vor allem, dass die FDP Baar keinen potenziellen Nachfolger vom Kaliber eines Hotz in Sicht hat – wie man aus den Reihen der FDP hinter vorgehaltener Hand erfahren kann. Die FDP würde ohne Andreas Hotz also die Macht im Dorfe verlieren. Ein No-Go.

«Ich werde mich im Herbst entscheiden und dies in Absprache mit der FDP von Baar.»

Jost Arnold, FDP-Gemeinderat

Zudem ist schon zu vernehmen, dass der zweite Liberale im Gremium, Jost Arnold, der seit zehn Jahren seines Amtes als Vorsteher für Liegenschaften und Sport waltet, sehr wahrscheinlich seinen Posten abgibt. Grund: Arnold, ein grosser Hundeliebhaber und Jahr für Jahr bei der Baarer Chilbi ein Sympathieträger der Jugend, weil er den Schaustellern jeweils Gratisfahrminuten abzuringen weiss, ist jetzt 65 und eigentlich reif für den politischen Ruhestand.

CVP ist gut aufgestellt, aber …

Doch auch Arnold will die Karten noch nicht auf den Tisch legen. «Ich werde mich im Herbst entscheiden und dies in Absprache mit der FDP von Baar», lässt der Allenwinder Politiker wissen. In dem 1300-Seelendorf Allenwinden gilt es natürlich als ein politisches Privileg, direkt in der Baarer Exekutive vertreten zu sein. Sein Abgang wäre sicher ein politischer Verlust für Allenwinden. Wobei Arnolds Sohn Michael (Jahrgang 1987) schon als Präsident der FDP Baar in den Startlöchern steht.  

«Ich bin jetzt 65, und es wird einmal Zeit, aufzuhören.»

Paul Langenegger, CVP-Gemeinderat

Gesichert ist indes, dass der «Dino» und das Baarer Urgestein im Gemeinderat, Paul Langenegger, nicht mehr zur Wahl antritt. Der 65-jährige CVP-Mann, der bis 2018 dann sage und schreibe 24 Jahre im Gemeinderat gewesen sein wird, hat schon seit Längerem bekannt gegeben, dass er nicht mehr kandidiert. «Ich bin jetzt 65, und es wird einmal Zeit, aufzuhören», sagt der amtierende Bauchef und Vize-Gemeindepräsident und fügt gelassen hinzu: «Ich muss auch niemandem mehr etwas beweisen.»

Aus Sicht der CVP verbleiben mit Pirmin Andermatt, dem augenblicklichen Verkehrs- und Sicherheitschef, und Schulpräsidentin Sylvia Binzegger zumindest zwei amtierende Kandidaten für die nächsten Gemeinderatswahlen im Rennen. Beide werden wohl auch wiedergewählt.

Doch auch Binzegger orakelt: «Ich bin nach wie vor voll motiviert, die Entwicklung von Baar mitzugestalten. Den definitiven Entscheid darüber, ob ich zur Wahl für die nächste Amtsperiode des Gemeinderats nochmals antreten werde, habe ich noch nicht getroffen. Zum gegebenen Zeitpunkt werde ich darüber informieren.»

SVP braucht neuen Kandidaten

Selbst wenn Andermatt als letzter «Räbevater» wohl noch warten muss, bis er Ambitionen auf das Gemeindepräsidentenamt anmelden kann. Zahlreiche Baarer Gemeindepräsidenten bekleideten nämlich auch immer das Amt des «Räbevaters» – jenen begehrten, popularitätssichernden Posten des Häuptlings während der Baarer Fasnacht.

«Ich will der Jugend Platz machen.»

Hans Steinmann, SVP-Gemeinderat

Ein weiterer verdienter Baarer Gemeinderat, der nicht mehr antritt, ist SVP-Finanzchef Hans Steinmann. Der 68-jährige Blickensdörfer, seit 20 Jahren Exekutivpolitiker, ist der Einzige, «der explizit der Jugend Platz machen will». Doch was heisst das konkret? Die Baarer SVP verfügt mit Beni Riedi und mit Michael Riboni über zwei forsche Jungpolitiker. «Ich kann dazu noch nichts sagen», meint Steinmann. Klar scheint für ihn indes, dass sich Markus Hürlimann wohl nicht für den Baarer Gemeinderat bewerben wird.

Und was macht eigentlich Berty Zeiter, die Sozialchefin der Alternative – die Grünen in Baar? Wird sie noch einmal kandidieren? Zeiter: «Diese Frage kann ich klar mit Ja beantworten.»

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