Instrumentallehrer sollen degradiert werden

Luzerner Kantonsschüler müssen um ihre Musikschule fürchten

Die Referendumsübergabe wurde mit den Liedern «Zundhölzli» und «Portemonnaie» von Mani Matter begleitet.

(Bild: pze)

Parlamentarier wollen die Auslagerung des Musikunterrichts an den Kantonsschulen an die Gemeinden prüfen. Damit sinken die Lohnkosten, weil kantonal angestellte Lehrer besser gestellt sind als ihre Pendants an den Volksschulen. Eine allfällige Anpassung hätte auch Auswirkungen auf die Kantischüler.

Weniger Kosten, einfachere Strukturen und mehr Qualität: Das versprechen sich Kantonsräte von CVP, FDP, GLP und SVP durch die Auslagerung des Musikunterrichts in den Kantonsschulen an die Gemeinden. Das heisst, Instrumental- und Gesangslehrer an Mittelschulen würden zukünftig nicht mehr als Kantons-, sondern als Volksschullehrer angestellt. Der Regierungsrat hat zwei hängige Vorstösse positiv beantwortet, die eine solche Auslagerung prüfen sollen. Derzeit untersucht die Regierung die Auswirkungen der Auslagerung. Die Ergebnisse sollen in der zweiten Hälfte dieses Jahres vorliegen.

Bis anhin funktioniert das System im Grundsatz so: Wenn ein Kantonsschüler am Alpenquai beispielsweise Klavierunterricht nehmen möchte, kann er selbst entscheiden. Entweder er geht zum Instrumentallehrer der Kanti selbst oder nutzt das Angebot der Musikschule der Stadt Luzern. Alleine in der Stadt Luzern gibt es neben der städtischen Musikschule vier kleinere kantonale Musikschulen. Die vom Kanton angestellten Lehrer haben dabei etwas bessere Arbeitsbedingungen. Nun soll geprüft werden, ob eine Abschaffung der kantonalen Musikschulen neben weniger Lohnkosten auch weitere Kosteneinsparungen zur Folge hat, etwa indem der administrative Aufwand reduziert wird.

Drohen Kantonsschulen Qualitätseinbussen?

Nachteile für die Kantonsschüler würden sich kaum ergeben, meint Franz Grimm, Präsident Verband Musikschulen des Kantons Luzern (VML). Vielmehr sieht der Präsident des VML grosse Vorteile für die angestellten Lehrpersonen. So gäbe es weniger Pensenschwankungen, konstantere Sozialleistungen sowie grössere Teams und Fachschaften. Auch grössere musische Programme an den Kantonsschulen sind laut Grimm nicht gefährdet: «Das Beispiel Schüpfheim zeigt, dass auch weiterhin Angebote wie ein Ensemble oder Musical-Veranstaltungen möglich sind.»

«Das bedeutet auch einen Verlust an Qualität und Kultur an den Schulen.»

Remo Herbst, Präsident des Verbandes der Luzerner Mittelschullehrer und Mittelschullehrerinnen

Ganz anders sieht das Remo Herbst, Präsident des Verbandes der Luzerner Mittelschullehrer und Mittelschullehrerinnen (VLM): «Wenn man den Kantonsschulen die Musiklehrer wegnimmt, dann werden künftig viele Projekte nicht mehr möglich sein. Das bedeutet auch einen Verlust an Qualität und Kultur an den Schulen.» Er nennt dabei das Beispiel seines Sohnes, der an der Kantonsschule Reussbühl über Mittag Instrumentalunterricht nehmen kann: «Bevor er an der Kantonsschule war, gab es die Möglichkeit in der Primarschule nicht.» Herbst fürchtet, dass sich eine Auslagerung ausserdem negativ auf das Interesse am Musikunterricht auswirken könnte bei den Mittelschülern.

Weniger administrativer Aufwand

Herbst gibt ausserdem zu bedenken, dass es nicht das erste Mal sei, dass man versuche, die Musikschullehrer an den Kantonsschulen auszulagern: «Es wurden bereits mehrere ähnliche Anträge lanciert, bisher konnten im Parlament immer alle gebodigt werden. Ich hoffe, das ist auch dieses Mal der Fall.»

«Wir gönnen den Musiklehrern des Kantons, dass sie etwas bessere Anstellungsbedingungen haben.»

Franz Grimm, Präsident Verband Musikschulen des Kantons Luzern 

Als Beispiel für eine erfolgreiche Auslagerung wird in der Vorstoss-Begründung das Gymnasium Schüpfheim genannt, dort ist der Musikunterricht bereits vollständig in der Hand der Gemeinde. In Schüpfheim habe sich laut dem Petitonär und CVP-Kantonsrat Roger Zurbriggen die Administration vereinfacht, die Löhne zwischen Kantons- und Gemeindepersonal angeglichen und die Qualität des Unterrichts erhöht.

Musiklehrerverband in der Zwickmühle

Franz Grimm, Präsident des VML, sieht neben dem möglichen Spareffekt auch organisatorische Vorteile: «Der administrative Aufwand würde sich wesentlich vereinfachen, wenn alle Musiklehrer der kommunalen Musikschulen angehörten.»

Eine eigentliche Position hat der Verband der Musikschulen noch nicht: «Das ist ein Entscheid, den die Politik treffen muss. Ob die Gemeinden die Auslagerungen unterstützen, hängt wesentlich davon ab, ob der Kanton die Beiträge an die kommunalen Musikschulen entsprechend unserem Mehraufwand anpassen wird», sagt Franz Grimm. Viele Details sind laut Grimm noch nicht klar, man sei auf jeden Fall gesprächsbereit. «Wir stecken natürlich auch etwas in der Zwickmühle, denn eigentlich gönnen wir den Musiklehrern des Kantons, dass sie etwas bessere Anstellungsbedingungen haben – trotzdem macht eine Vereinheitlichung Sinn.»

Möglicher Spareffekt bei den Löhnen

Während Herbst die Forderungen der Politik kritisiert, ist man beim VML, welche die Musikschulen der Gemeinden vertritt, grundsätzlich offen für die Stossrichtung von Regierung und Parlament: «Das Anliegen ist aus unserer Sicht vorstellbar und wurde bereits innerhalb des Verbandes diskutiert», erklärt Präsident Franz Grimm. Er rechnet mit einem Spareffekt bei den Lohnkosten, der aber nicht genau beziffert werden kann.

«Der administrative Aufwand würde sich wesentlich vereinfachen, wenn alle Musiklehrer der kommunalen Musikschulen angehörten.»

Franz Grimm, Präsident Verband Musikschulen des Kantons Luzern

Es ist nicht das erste Mal, dass die Musiklehrer betroffen sind. Der Kantonsrat hat im letzten Herbst die Halbierung der kantonalen Beiträge an musische Lektionen beschlossen. Der Verband für die Musikschulen des Kantons Luzern (VML), der Verband der der Luzerner Mittelschullehrer (VLM) sowie die linken Parteien haben dagegen 30’000 Referendumsunterschriften gesammelt (zentralplus berichtete).

Gegen eben diese Forderung sind auch die insgesamt 29 bürgerlichen Parlamentarier, die das Postulat von CVP-Parlamentarier Zurbriggen unterschrieben haben. Sie lehnen die Halbierung der kantonalen Musikschulbeiträge ab. Sein Postulat hat Zurbriggen eingegeben, um abzuklären, ob es alternative Sparmassnahmen gibt, «damit eine Halbierung der Musikschulbeiträge abgewendet werden kann». CVP-Kantonsrat Zurbriggen hofft, dass die Ergebnisse, welche der Regierungsrat auf die zweite Jahresmitte verspricht, Grundlage für eine sachliche Diskussion sind.

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