News zum Unterfeld kurz vor der Abstimmung

Stirb langsam fürs Multiplex-Kino

So soll es aussehen, wenn das Projekt Unterfeld einmal umgesetzt worden ist.

(Bild: zVg)

Am kommenden Wochenende wird in Baar und Zug über den Bebauungsplan Unterfeld abgestimmt. Nicht wenige freuen sich auf neue Kinosäle, die dort entstehen sollen. Wohl vergebens. Zuger Kinofreunden drohen harte Zeiten.

Ein Multiplex-Kino mit fünf Sälen wollte die Kino-Unternehmer Adrian und Alban Hürlimann im Untergrund der geplanten Überbauung Unterfeld zwischen Zug und Baar errichten. Hoffnung für alle Kinobegeisterten, denen die Kinos Gotthard und Seehof in Zug sowie das Lux in Baar nicht genügend Auswahl bieten, und die es satt haben, für einen Filmabend nach Zürich oder Luzern zu fahren.

«Wir würden ein Multiplex-Kino im Unterfeld sehr begrüssen.»

Paul Langenegger, Gemeinderat, Baar

Daraus wird nun doch nichts. «Uns wurde zugesichert, dass der Rohbau für 10 Millionen Franken möglich ist», sagt Adrian Hürlimann von der Kino Hürlimann AG. «Ein weiteres Gutachten hat aber später ergeben, dass der Rohbau 19 Millionen Franken kosten soll. Das ist uns natürlich nicht möglich.»

Hoffen auf Entgegenkommen

Ganz vom Tisch sei das Projekt nicht, sagt Hürlimann. Aber dafür brauche es eine Querfinanzierung durch die Generalunternehmung Implenia, die für die Überbauung auf der Baarer Seite des Unterfelds verantwortlich ist, oder dem künftigen Eigner der Immobilie – um die Kosten auf die einst vorgesehenen 10 Millionen zu senken. «Andernfalls ginge auch einen Zuschuss durch die öffentliche Hand.» Adrian Hürlimann verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass etwa die SBB den Rohbau des neu entstehenden Kino- und Kultur-Hauses Kosmos beim Zürcher Hauptbahnhof (6 Säle, 800 Plätze) mit Millionen Franken quersubventionierten.

Noch leuchtet das Kino Gotthard allnächtlich in Grossstadtmanier.  

Noch leuchtet das Kino Gotthard allnächtlich in Grossstadtmanier.  

(Bild: Beat Holdener)

«Wir würden ein Multiplex-Kino im Unterfeld sehr begrüssen», sagt Paul Langenegger, Baarer Bauchef und CVP-Gemeinderat. «Aber auf die Verhandlungen zwischen Bauherr und Betreiber haben wir keinen Einfluss.» Gefragt, ob Baar einen Beitrag an den Bau eines Kinos leisten würde, sagt er: «Das ist völlig offen. Es ist kein entsprechendes Gesuch bei uns eingegangen.» Allerdings könnte die Idee, einem privaten Investor Geld zu geben, «schwierig zu realisieren sein».

Füllt Kinderzirkus die Lücke?

«Die Idee eines Kinos im Unterfeld erscheint aus heutiger Sicht kaum mehr wahrscheinlich», meint Reto Aregger, Unternehmenssprecher von Implenia. Es seien Gespräche mit mehreren Betreibern von Multiplexkinos geführt worden. «Die zu geringe Anzahl von Parkplätzen, weitere Kinoprojekte in der Region sowie hohe Investitionskosten machen ein Kino im Unterfeld nicht wirtschaftlich», glaubt er. Der Generalunternehmer überlegt sich, was mit dem für die Kinos vorgesehenen Baufeld geschehen könnte. «Zurzeit prüfen wir, ob beispielsweise der Kinderzirkus Grissini, der Interesse bekundet hat, dort Platz finden könnte.»

«Die Idee eines Kinos im Unterfeld erscheint aus heutiger Sicht kaum mehr wahrscheinlich.»

Reto Aregger, Sprecher Implenia

Für die Kino Hürlimann AG geht somit das Suchen nach einem geeigneten Standort für ein Multiplex-Kino im Raum Zug weiter. In den letzten Jahren wollte die Firma schon im Neubau neben der Hauptpost in Zug einen Lichtspieltempel eröffnen, was scheiterte. Ebenso wenig konnte sich die Idee einer Überbauung mit Kinos bei der Dorfstrasse in Baar durchsetzen. Und auch eine ältere Projektstudie der Stadt Zug für Kinos an der Alpenstrasse beim Dreispitzplatz ist ohne Ergebnis geblieben.

Den alten Kinos Gotthard und Lux droht das Aus

«Jetzt suchen wir unser Projekt anderswo zu realisieren,» sagt Adrian Hürlimann. Wenn das nicht in den nächsten Jahren gelingt, dann könnten für die Filmfreunde in Zug harte Zeiten anbrechen. Alban Hürlimann: «Wir haben schon mehrfach bekannt gegeben, dass das Kino Gotthard und das Kino Lux mittelfristig irgendwann schliessen.» Beim Kino Gotthard gibt es bereits Vorstudien für ein Bauprojekt, und auch fürs Lux in Baar haben die Gebrüder Hürlimann entsprechende Ideen entwickelt.

Auf dem Unterfeld bleibt wenige Tage vor der Abstimmung über den Bebauungsplan sehr vieles zur öffentlichen Nutzung des Geländes unklar. Klar ist eigentlich nur, dass im Erdgeschoss aller Bauten der Überbauung eine öffentliche Nutzung zwingend vorgeschreiben ist. Und dass die Korporation Zug auf dem Stadtzuger Teil der gemeindeübergreifenden Überbauung einen Doppelkindergarten, eine Kindertagesstätte sowie ein Café realisieren will. Gestorben ist das Projekt einer Schule, das die Bauherren auf Zuger Boden realisieren wollten.

Ein Supermarkt und viele Fragezeichen

Auf Baarer Boden ist auf zwei Baufeldern zusätzlich zur öffentlichen Nutzung auch ausdrücklich ein Restaurant vorgeschrieben. Dort ist nicht nur das Projekt eines Multiplex-Kinos sehr unwahrscheinlich geworden, sondern das einmal angedachte Hotelprojekt über den Kinos ist in der Schwebe. Aufgegeben hat Implenia aber noch nicht. «Wir möchten nach wie vor ein Hotel im Unterfeld realisieren», sagt Aregger. Es bestünden auch Kontakte zu möglichen Betreibern.

«Jetzt suchen wir unser Projekt anderswo zu realisieren.»

Adrian Hürlimann, Kino-Unternehmer, Zug

Ansonsten sei ein attraktiver Nutzungsmix im Unterfeld für Implenia wichtig, sagt Aregger, bleibt aber vage: «Viele Mietinteressenten haben sich direkt bei uns gemeldet – darunter auch Grossverteiler, die ihr Interesse an der Realisierung eines Quartierladens angemeldet haben.» Es könnten jedoch zurzeit für den Baarer Teil der Überbauung «noch keine verbindlichen Aussagen gemacht werden».

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