Weiter Weg, um Junge zum Abstimmen zu bewegen

E-Voting: Zug will Bern Beine machen

Kleine Parteien hoffen darauf, dass die Namen ihrer Kandidaten durch das geänderte Wahlsystem häufiger auf den Wahlzettel geschrieben werden.

(Bild: Emanuel Ammon / Aura)

Online abstimmen ist auch nach zig Pilotversuchen in der Schweiz noch immer nicht möglich. Der Zuger Regierungsrat fordert nun vom Bund vorwärts zu machen, damit Zug das System auf freiwilliger Basis einführen kann. Junge Parlamentarier begrüssen das. Doch es gibt noch viele Hürden auf dem Weg bis zur ersten elektronischen Abstimmung.

Vom E-Voting versprechen sich manche eine höhere Stimmbeteiligung. Das ist allerdings nicht belegt. Für die Zuger Regierungsrätin Manuela Weichelt könnte man mit der elektronischen Abstimmung auch die jüngere Generation vermehrt für politische Themen begeistern.

Ihre Direktion des Inneren ist für die Wahl- und Abstimmungsaufsicht zuständig. Der Kanton Zug ist laut Weichelt daran, das Wahl- und Abstimmungsgesetz anzupassen und, unter anderem, die elektronische Abstimmung einzubauen. Als dritten Stimmkanal neben Brief- und Urnenabstimmung. «Die Gesetzesrevision ist in der Vernehmlassung und kommt 2017 in den Kantonsrat», sagt Weichelt auf Anfrage.

«Wir verlangen ein möglichst einfaches und praktikables System, damit man bei eidgenössischen, kantonalen und gemeindlichen Vorlagen elektronisch abstimmen kann.»
Manuela Weichelt, Zuger Regierungsrätin

Kanton Zug fordert endlich Tempo

Eine Umfrage zum E-Voting läuft momentan auch auf Bundesebene. Der Bund hat ein neues Planungsinstrument bei den Kantonen in die Vernehmlassung gegeben. Der Zuger Regierungsrat hat geantwortet und äussert Kritik, wie den Infos des Regierungsrats zu entnehmen war. Die Forderung der Kantonsregierung: «Der Bund soll die rechtlichen und sicherheitstechnischen Grundlagen schaffen, die es den Kantonen und Gemeinden erlauben, die elektronische Stimmabgabe auf freiwilliger Basis direkt mit einer Anbieterin oder einem Anbieter definitiv einzuführen».

Damit schlage der Regierungsrat eine Vorgehensweise vor, die schneller zum Ziel führe als das vom Bund vorgesehene Planungsinstrument. «Wir verlangen ein möglichst einfaches und praktikables System, damit man bei eidgenössischen, kantonalen und gemeindlichen Vorlagen elektronisch abstimmen kann», sagt Manuela Weichelt.

Regierungsrat lehnt weitere Pilotversuche ab

Der Bund solle zudem auf weitere Pilotversuche verzichten, bei denen nur ein Teil der Stimmberechtigten teilnehmen könne. Zug hat nie an einem Pilotversuch teilgenommen (siehe Box).

Kanton Zug machte nicht mit

Der Kanton Zug hat sich nie an einem Pilotversuch zum E-Voting beteiligt. Der Regierungsrat begründete dies damit, dass er auf marktreife und zertifizierte E-Voting-Systeme warte, welche die Sicherheitsanforderungen erfüllten. Er wartet bis heute. In der Innerschweiz beteiligte sich nur Luzern an einem Versuch. Schon 2007 reichte die SP Zug einen E-Voting-Vorstoss ein. Der damalige Regierungsrat beschied, der Kanton Zug wolle nicht abseits stehe, aber auch keine Pionierrolle übernehmen. Zudem verwies er schon damals auf die Pannenanfälligkeit der Systeme, die Missbrauchsgefahr und nicht zuletzt die Kosten.

Ob der Kantonsrat sich der Meinung des Regierungsrat anschliesst, wird sich zeigen. Ein Postulat der SP Zug zur elektronischen Abstimmung wurde 2014 im Rat abgelehnt (zentralplus berichtete).

Junge SP- und CVP-Parlamentarier reichten Vorstösse ein

Postulant Zari Dzaferi freut sich, dass der Regierungsrat das Thema E-Voting angehen will, sagt er auf Anfrage. «Ich bin weniger optimisch, wie das Thema im Kantonsrat aufgenommen wird, wenn der Rat die Gesetzesrevision berät», so der SP-Kantonsrat. «Das Interesse bei finanz- und wählerstarken Parteien dürfte nicht sonderlich gross sein. Diese haben oft eine ältere Wählerschaft.»

«Nur per Post über Abstimmungen zu informieren und brieflich abzustimmen, ist nicht mehr zeitgemäss.»
Zari Dzaferi, SP-Kantonsrat, Baar
 

Dzaferi findet, der Kanton Zug müsse sich bewegen. «Nur per Post über Abstimmungen zu informieren und brieflich abzustimmen, ist nicht mehr zeitgemäss. Die jüngere Generation erledigt immer mehr über die elektronischen Kanäle. Dem sollte auch die Politik Rechnung tragen», so der Kantonsrat.

Zug soll bei Easyvote mitmachen

Dass Zug moderner werden sollte, verlangen auch andere junge Parlamentarier. Nicht das E-Voting, aber die Unterstützung einer elektronischen Abstimmungshilfe, verlangte die jüngste Zuger Kantonsrätin Laura Dittli von der CVP. Ihre Motion verlangte, dass der Kanton Zug easyvote evaluiert, wo politische Themen jugendgerecht und verständlich erklärt werden. Der Vorstoss der jungen Parlamentarierin wurde im Mai 2015 an den Regierungsrat überwiesen. Die easyvote-Abstimmungshilfe wird von 120 Jugendlichen ehrenamtlich hergestellt. 10 Kantone unterstützen das Projekt, in der Innerschweiz der Kanton Luzern.

Davon will der Regierungsrat allerdings nichts wissen und beantragt, die Motion nicht für erheblich zu erklären und abzuschreiben. «Die Einführung einer Wahl- und Abstimmungshilfe ist durch den Regierungsrat bereits im Jahre 2014 abgelehnt worden. Es steht indes den Gemeinden frei, eine solche Abstimmungshilfe zu unterstützen, wobei es zu beachten gilt, dass diese nicht zusammen mit den amtlichen Stimm- und Wahlunterlagen versendet werden darf», heisst es im Bericht und Antrag.

Dittli verlangt in ihrem Vorstoss ebenfalls weitere gesetzliche Grundlagen, die es dem Kanton und den Gemeinden erlaubten, «weiterführende Massnahmen einzuführen, um mehr junge Erwachsene an die Urne zu bringen.»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Beat Murer
    Beat Murer, 06.10.2016, 11:06 Uhr

    Die Einführung des E-Voting lässt immer noch auf sich warten. Bereits 2002 wohnte ich als damaliger Leiter Wahlen und Abstimmungen der Stadt Luzern an einem Workshop der Bundeskanzlei in Genf bei. Dabei wurde ein Zeithorizont für eine allfällige flächendeckende Einführung des E-Voting von 10 Jahren, also das Jahr 2012 genannt. Nun sind bereits wieder 3 Jahre in die Lande gegangen.

    Ich frage mich, wie viel Geld noch in die Vorbereitungen gesteckt werden. Da das E-Voting sicherer sein muss als e-Banking (Absolute Sicherheit, dass Stimme in der elektronischen Urne eintrifft und dass das Stimmgeheimnis gewährleistet ist), braucht es ein enormer technischer Aufwand. Meines Erachtens würden die für das E-Voting-Projekt noch aufzuwendenden Gelder viel gescheiter in den Staatskundeunterricht investiert.

    Im übrigen steht und fällt die Stimmbeteiligung auch mit der Art und Wichtigkeit von Wahlen und Abstimmungen und dem entsprechenden politischen Diskurs auf politischer Ebene und in den Medien, dies zeigen auch die entsprechenden Stimmbeteiligungsstatistiken.

    Beat Murer, ehem. Leiter Wahlen und Abstimmungen Stadt Luzern

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