In die Luzerner Politik statt hinter den Herd

Politikerinnen wollen Frauen anfixen

In der Stadtluzerner Exekutive ist Manuela Jost die einzige Frau, ihre vier Amtskollegen sind Männer.

(Bild: lwo)

Die Gemeinderäte im Kanton Luzern sind fest in Männerhand. Politikerinnen aller Parteien wollen das ändern: Sie haben eine Frauengruppe wiederbelebt und wollen mehr Geschlechtsgenossinnen zum Mitmachen in der Politik bewegen. Doch das ist gar nicht so einfach.

In der Luzerner Politik gibt es zu wenige Frauen – diesen Eindruck hatten Maria Pilotto und Claudia Bernasconi vor gut einem Jahr. Claudia Bernasconi ist CVP-Kantonsrätin, Maria Pilotto frischgewählte SP-Grossstadträtin. Die beiden Politikerinnen beschlossen deshalb, die Gruppe Politik beim Frauennetzwerk «Frauen Luzern» wiederzubeleben. Dass der Kanton Luzern seit einem Jahr eine reine Männerregierung hat, sei bei der Reaktivierung kein Thema gewesen, versichert Claudia Bernasconi: «Mein eigener Wahlkampf war vorbei und ich hatte ganz einfach wieder Zeit.»

Politikerinnen aller Parteien vertreten

Claudia Bernasconi (CVP)

Claudia Bernasconi (CVP)

(Bild: zvg)

Inzwischen ist die Gruppe breit abgestützt. Mit Ruth Bollinger (Grüne), Claudia Huser (Grünliberale), Susanne Heer (FDP), Claudia Bernasconi (CVP), Maria Pilotto (SP) und Lisa Zanolla (SVP) sind Politikerinnen aller Parteien engagiert. Ihr Ziel, so Claudia Bernasconi: «Bei den nächsten Wahlen für den Kantonsrat und den Nationalrat wollen wir mehr Frauen, die kandidieren.»

Denn das Problem geht nicht etwa auf die Missbilligung durch die Wählerschaft zurück: Wenn sie denn antreten, haben Frauen die gleiche Wahlchance wie Männer. Das zeigt auch eine Auswertung von «Frauen Luzern»: Bei den vergangenen Gemeindewahlen machten Frauen 34 Prozent aller Kandidierenden aus – und 33 Prozent der schliesslich Gewählten.

«Für Politik haben viele Frauen schlicht keine Zeit.»

Claudia Bernasconi, Frauen Luzern – Politik

«Trauen sich ein Amt nicht zu»

Das Problem hinter der Untervertretung der Frauen liegt also viel eher darin, dass diese seltener kandidieren. Wieso? «Frauen trauen sich ein politisches Amt oft nicht zu», glaubt Claudia Bernasconi. Das erlebe sie oft, wenn sie mögliche Kandidatinnen in ihrem Umfeld anspreche. «Das ist das grosse Problem.» Ausserdem brächten viele Frauen heutzutage Familie und Beruf unter einen Hut, so Bernasconi. «Für Politik haben die schlicht keine Zeit.»

«Es geht darum, die Hemmschwelle abzubauen.»

Claudia Bernasconi, Frauen Luzern – Politik

Politische Ziele vertritt die Frauengruppe nicht, dazu sind die Ansichten der beteiligten Frauen zu verschieden. «Wir stehen nicht für unser Parteiprogramm ein, sondern wollen Frauen parteiübergreifend zum Mitmachen motivieren», sagt Claudia Bernasconi. Zu diesem Zweck plant die Gruppe, nächstes Jahr einen Infoanlass für interessierte Frauen durchzuführen. «Es geht darum, die Hemmschwelle abzubauen.»

Die Gruppe wendet sich jedoch nicht nur an Frauen, sondern auch an die Parteien. Diese sollen mehr Frauen für Ämter aufstellen. Um sich mit Argumenten zu bewaffnen, haben die Frauen die Resultate der diesjährigen Gemeindewahlen ausgewertet. Denn die Statistikbehörde Lustat stellt keine entsprechenden Zahlen zur Verfügung. Claudia Bernasconi: «Das hat uns überrascht.»

Acht Gemeinderäte mit Frauenmehrheit

Die wichtigsten Erkenntnisse: In vier Gemeinden gibt es im Gemeinderat gar keine Frauen (Horw, Neuenkirch, Pfaffnau, Udligenswil), in acht Gemeinderäten stellen Frauen die Mehrheit. Am wenigsten Frauen in der Exekutive gibt es in den Wahlkreisen Hochdorf (30 Prozent Frauen) und Luzern Stadt (20 Prozent) – GLP-Baudirektorin Manuela Jost ist die einzige Frau in der fünfköpfigen Stadtregierung.

«Die Auswertung wird in den Parteien zu reden geben.»

Claudia Bernasconi, Frauen Luzern – Politik

Bei den Parteien zeigten sich GLP und SP besonders frauenfreundlich, mehr als die Hälfte ihrer Kandidierenden waren Frauen. Bei der SVP gab es hingegen verhältnismässig wenige Kandidatinnen. Aber auch bei den Grünen gab es nur eine Kandidatin auf drei Kandidaten. Claudia Bernasconi: «Das wird in den Parteien zu reden geben.»

Grafik: zentralplus, Quelle: Auswertung «Frauen Luzern – Politik», eigene Berechnungen

Das ist ganz im Sinne der Politikerinnen, die die Auswertung erstellt haben. Sie wollen bei den nächsten kantonalen und nationalen Wahlen 2019 und den kommunalen Wahlen 2020 den Frauenanteil wenn möglich erhöhen. «Wir haben jetzt drei Jahre Zeit, die Parteien und die Frauen aufmerksam zu machen.»

Hinweis: Die Auswertung von «Frauen Luzern – Politik» zum Download.

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