Neuer Zuger Baudirektor will andere Prioritäten

Mittelschule Cham infrage gestellt

Nach der Realisierung der Umfahrung Cham-Hünenberg soll es im Ortszentrum keine Staus mehr geben.

(Bild: zvg)

FDP-Regierungsrat Urs Hürlimann hat vor drei Monaten die Zuger Baudirektion übernommen. Und bemüht sich, eigene Prioritäten zu setzen. «Die Werterhaltung der Infrastruktur ist wichtiger als Neubauten», sagt Hürlimann. Dass er anders als sein Vorgänger Heinz Tännler agiert, hat seinen Grund.

In der Zuger Regierung gab es vor drei Monaten eine Rochade: Der neu gewählte CVP-Regierungsrat Martin Pfister übernahm die Gesundheitsdirektion von Urs Hürlimann. Dieser wechselte in die Baudirektion, und Heinz Tännler (SVP) übernahm die Finanzen von Peter Hegglin.

Urs Hürlimann meldet sich nun nach 101 Tagen zu Wort. Er schilderte seine Eindrücke und Ziele bis 2020 an einer Medienorientierung. Hürlimann erwähnt, wenig verwunderlich, dass die finanzielle Situation des Kantons Zug «auch bei uns sparsames Handel fordert». Gleichzeitig wachse die Bevölkerung und es gibt mehr Arbeitsplätze, womit der Druck auf die Infrastruktur und die Siedlungen zunehme. Eine «Herausforderung» für die Baudirektion.

Das Motto der Baudirektion für die nächsten fünf Jahre ist laut Hürlimann: «Wir bauen Brücken.» Was ist damit gemeint? Die Baudirektion verstehe sich als Dienstleister, der vielen Ansprüchen gerecht werden müsse. Man wolle Brücken zwischen Bevölkerung, Kanton und Wirtschaft bauen. Auch wurden neue Leitsätze verabschiedet (siehe Box).

«Die kantonseigenen Gebäude werden in einem guten Zustand unterhalten.»
Baudirektor Urs Hürlimann 

Werterhaltung hat neu Priorität

Baudirektor Urs Hürlimann

Baudirektor Urs Hürlimann

(Bild: Kanton Zug)

Die Werterhaltung der bestehenden kantonalen Gebäude habe in den kommenden Jahren bei der Zuger Baudirektion Priorität. «Das gilt selbstverständlich auch für das Kantonsstrassennetz», so der Baudirektor. Dafür sollen die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel gemäss aktueller Finanzplanung prioritär eingesetzt werden. «Der Rest ist für zwingend notwendige Neubauten vorgesehen.»

Tangente Zug–Baar wird «speditiv realisiert»

Das kantonale Strassennetz wird vom Tiefbauamt betreut. «Dabei muss das zwingend Notwendige vom Wünschbaren getrennt werden», so Hürlimann. Doch der FDP-Regierungsrat macht auch klar, dass die geplanten Projekte umgesetzt werden: Bewilligte Bauten und Anlagen wie die Kantonsschule Menzingen oder die Tangente Zug–Baar würden trotz beschränkter finanzieller Mittel speditiv weiter realisiert. Die Baudirektion schaffe ausserdem die Grundlagen für weitere Neubauten, Hürlimann erwähnte den Hauptstützpunkt der Zugerland Verkehrsbetriebe (ZVB) und die Umfahrung Cham-Hünenberg.

Hürlimann betonte an der Medienkonferenz ausdrücklich, dass Projekte, die nicht auf dem Plan stünden, deshalb nicht automatisch beerdigt würden. «Sie sind nicht gekappt.» Konkret betrifft das den Ausbau der Fachmittelschule (FMS) an der Hofstrasse, der nicht auf dem Papier der Baudirektion steht.

Vorarbeiten für Tangente starten im Juli

Bei den Strassenprojekten sieht der Zeitplan laut dem Baudirektor so aus: «Im Juli 2016 beginnen die Vorarbeiten für den Bau der Tangente Zug–Baar. Ein Jahr später, im Juli 2017, soll mit dem Strassenbau begonnen werden.» Bei der Umfahrung

Neue Leitsätze der Baudirektion

Nachdem er sich eine erste Übersicht verschaffte, hat Urs Hürlimann mit seinen Amtsleitern eine Auslegeordnung vorgenommen und zentrale Leitsätze für die räumliche Entwicklung des Kantons Zug formuliert:
1. «Wir tragen Sorge zu unserem kostbaren Lebensraum und gehen deshalb bewusst mit unseren natürlichen Ressourcen um.»
2. «Wir schaffen bedarfsgerechte Infrastrukturen zum Wohl der Bevölkerung und der Wirtschaft.»
3. «Wir verstehen uns als Dienstleistungsunternehmen sowohl gegen innen als auch gegen aussen. Motivierte Mitarbeitende und gegenseitige Wertschätzung sind uns wichtig.»

Cham-Hünenberg behandelt die Baudirektion momentan Einsprachen. «Baubeginn wäre im besten Fall 2020», so Hürlimann, bis zirka 2026/27 wird diese Strasse fertig sein. Für die Sanierung des Kantonsstrassen-Abschnitts Nidfurren-Schmittli (nach der Lorzentobelbrücke) werden jetzt die Baupläne aufgelegt. Der Kantonsrat wird sich noch dieses Jahr mit der Vorlage beschäftigten «und hoffentlich den notwendigen Kredit sprechen».

Mittelschule in Cham?

Auch über die bauliche Seite der Mittelschulbauplanung wurde an der Pressekonferenz informiert. In Menzingen sei der Um- und Neubau in vollem Gange. In Zug stehe das Provisorium und mit dem Bau der Dreifachturnhalle werde demnächst begonnen.
Bezüglich dem Mittelschulstandort Cham werde man im Herbst einen Wettbewerb starten – sofern Regierungsrat und Kantonsrat dem Projektierungskredit zustimmten.

Und das ist alles andere als gewiss. Aufgrund der finanziellen Situation des Kantons Zug ist der Entscheid des Parlaments offen. Die Zustimmung ist also nicht garantiert.

Hürlimann will  jedoch für den Schulstandort Cham einstehen, will er gegenüber zentralplus betont haben. Die Mittelschule Ennetsee steht neben dem Hauptstützpunkt der ZVB auf der Prioritätenliste. «Wir erachten sie als wichtig für die Entwicklung des Kantons», sagte er an der Orientierung. Eine zeitliche Limitierung existiert: Das Vorverkaufsrecht mit dem Landeigentümer in Cham läuft 2020 aus.

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