Worüber stimmen wir eigentlich ab?

Abstimmung im Februar: Die Zuger im Polit-Check

«Gotthard, Ausschaffungsinitiative, das mit dem Gleichstellen von Verheirateten und etwas mit Lebensmitteln», weiss Felix Jäggi. (Bild: Barbara Schnyder)

Am 28. Februar entscheiden die Zugerinnen und Zuger über vier nationale und eine städtische Abstimmung. Doch worüber stimmen wir eigentlich ab? zentral+ hat sich in Zug umgehört.

Die Schäfchenplakate sind zwar omnipräsent und die Social-Media-Plattformen spielen verrückt. Doch wissen Zugs Einwohner tatsächlich, worüber wir am 28. Februar alles abstimmen? Wir haben uns auf die Pirsch begeben, den Zugern aufgelauert und sie gefragt: Worüber entscheiden wir denn bei der kommenden Abstimmung?

Nationale Umfragen sind bekannter

«Gotthard, Ausschaffungsinitiative, das mit dem Gleichstellen von Verheirateten und etwas mit Lebensmitteln», sagt Felix Jäggi (63) auf die Frage. Wir stehen im Metalli-Zentrum und wollen herausfinden, wie gut die Zuger ihre Initiativen beieinanderhaben. Gar nicht mal so schlecht, beweist Jäggi. Einzig dass in Zug über das Salesianum abgestimmt wird, wusste er als Zugezogener nicht. Damit entspricht Jäggis Wissensstand ungefähr der durchschnittlichen Antwort, welche zentral+ bei der nicht repräsentativen Strassenumfrage erhalten hat.

«Gotthard, Ausschaffungsinitiative, das mit dem Gleichstellen von Verheirateten und etwas mit Lebensmitteln», weiss Felix Jäggi.

«Gotthard, Ausschaffungsinitiative, das mit dem Gleichstellen von Verheirateten und etwas mit Lebensmitteln», weiss Felix Jäggi.

(Bild: Barbara Schnyder)

Fast alle Befragten wussten, welche vier nationalen Abstimmungen bevorstehen. Der kantonale Bebauungsplan war den meisten etwas weniger geläufig. zentral+ hat bei Olivier Dolder, Politologe bei Interface Politikstudien in Luzern, nachgefragt, warum das so ist.

Dolder: «Grundsätzlich ist es einfacher, über nationale Abstimmungen informiert zu sein. Nationale Abstimmungen werden auf den verschiedensten nationalen und lokalen Kanälen (Fernsehen, Radio und Zeitungen) aufgenommen und haben damit sehr viel mehr Medienpräsenz als kantonale Abstimmungen.» Kantonale Abstimmungen würden oft nur in Lokalmedien behandelt. Es sei also schwieriger, sich über kantonale Abstimmungen Informationen zu beschaffen. (Nicht so bei uns: zentral+ berichtete hier über das Salesianum.)

Junge informieren sich weniger und kurzfristiger. Stimmt das?

Jäggi hat den Ruf der Zuger Senioren gerettet. Aber wie steht es um die jüngeren Generationen? Auf die Frage, worüber wir am 28. Februar abstimmen, meint eine junge Frau (18): «Ich weiss das nicht so genau, aber meine Eltern wissen über solche Abstimmungen Bescheid.» Sie und ihre Kollegin (19) interessieren sich nicht so dafür und laufen wieder weg.

Eine andere junge Frau (20) raucht auf einer Bank und erzählt: «Ich gehe zwar regelmässig abstimmen, habe mich aber noch nicht über die bevorstehenden Abstimmungen informiert.» Joel Roos (19) muss hingegen nur kurz überlegen und weiss: «Über die 2. Gotthard-Röhre und die SVP-Ausschaffungsinitiative wird abgestimmt.» Aber er findet es schwierig, sich eine Meinung darüber zu bilden: «Ich überlasse das den älteren und meiner Meinung nach erfahreneren Bürgern.»

Joel Roos überlässt das Abstimmen den «Erfahrenen».

Joel Roos überlässt das Abstimmen den «Erfahrenen».

(Bild: Barbara Schnyder)

Sabrina Heller (17) darf noch nicht abstimmen, weiss aber, worüber abgestimmt wird und lächelt: «Ich freue mich, in Zukunft auch selbst an die Urne zu gehen.»

Darf noch nicht abstimmen, würde aber gern: Sabrina Heller (17)

Darf noch nicht abstimmen, würde aber gern: Sabrina Heller (17).

(Bild: Barbara Schnyder)

 

Damit zeigt der Trend: Junge sind grundsätzlich etwas weniger informiert oder informieren sich kurzfristiger. Der Politologe Dolder sagt dazu: «Junge informieren sich vor allem anders als ältere Generationen, zum Beispiel über Soziale Medien. Und jüngere Menschen gehen seltener an die Urne.» Mit Aussagen über das Stimmverhalten müsse man zudem vorsichtig sein. Dolder weiss, wovon er spricht: «Oft entstehen bei Fragen nach dem Stimmverhalten sozial erwünschte Antworten. Das sind Antworten, die man gibt, weil man annimmt, dass diese so vom Gegenüber erwartet werden und eher akzeptiert werden als die eigentliche Antwort.»

Prägnante Informationen sind beliebt und gefährlich

Wie viele Zuger weiss auch Karl Rohrer (52), worüber er Ende Februar abstimmen wird: «Die SVP-Initiative, die zweite Gotthard-Röhre, die Heiratsstrafe und das mit den Nahrungsmitteln.» Doch woher hat er die Informationen? Rohrer informiert sich nach eigenen Angaben in Zeitungen und im Internet.

Karl Rohrer (52) weiss, worüber abgestimmt wird.

Karl Rohrer (52) weiss, worüber abgestimmt wird.

(Bild: Barbara Schnyder)

Das tut auch Stephanie Horat (28). Aber sie sagt: «Ich informiere mich zusätzlich auf Facebook oder im Gespräch mit Freunden.» Als Informationsquelle wurde oft auch die Gratiszeitung «20 Minuten» genannt.

Grundsätzlich scheinen kurze Informationen beliebter. Dolder sieht darin auch die Kunst einer guten Kampagne: «Es geht darum, Schwieriges verständlich zu machen und komplexe Aussagen auf eine einfache und verständliche Sprache herunterzubrechen.» Dabei bestehe aber die Gefahr, dass die Wählerinnen und Wähler am Schluss falsch informiert seien und im schlimmsten Fall sogar etwas abstimmen würden, was sie gar nicht wollen. Das könne passieren, weil die knappen Informationen falsch interpretiert würden. «Eine gute Kampagne aus demokratietheoretischer Sicht zeichnet sich also dadurch aus, so klar und knapp wie möglich und so ausführlich wie nötig zu informieren», sagt Dolder.

Die Gotthard- und die Durchsetzungsinitiative

Während der Umfrage merken wir, dass zwei Initiativen immer sofort genannt werden, während es bei anderen ein wenig holpert. Stephanie Horat (28) und Alice Bianchi (58) wissen, dass über die zweite Gotthard-Röhre und die Durchsetzungsinitiative abgestimmt wird. Davon haben sie bereits gehört. «Über die anderen beiden Initiativen wollen wir uns noch informieren», sagen beide und schmunzeln.

 

Noch sind sie nicht ganz sattelfest im aktuellen Polit-Wissen: Stephanie Horat und Alice Bianchi

Noch sind sie nicht ganz sattelfest im aktuellen Polit-Wissen: Stephanie Horat und Alice Bianchi.

(Bild: Barbara Schnyder)

Dass die Gotthard- und die SVP-Initiative bekannter sind als die CVP- und die Juso-Initiativen, ist laut Politologe Dolder kein Zufall: «Die SVP-Durchsetzungsinitiative ist in den Medien stark präsent. Sowohl vonseiten der SVP als auch von den Gegnern wurde viel unternommen, um die Bevölkerung auf die jeweiligen Anliegen aufmerksam zu machen.» Der Gotthard hingegen sei für viele eine emotionale Abstimmung. Alle kennen den Tunnel, es geht um Sicherheit und um Alpenschutz und es ist ein Berg, der schon oft zur Debatte stand, erklärt Dolder.

Die Zuger haben unseren Politik-Wissenstest bestanden. Dass sie sich aktuell besonders für die SVP-Initiative und die Gotthard-Abstimmung interessieren, liegt auch daran, dass die Medien die beiden Initiativen immer wieder aufgreifen. Und offenbar scheinen die Zuger den Gotthard besonders zu mögen.

 

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