Neuer Sprungturm für 500'000 Franken

Ein teurer Sprung in den Zugersee

Der Grosse Gemeinderat Zug hat lange über das Sprungturmprojekt gesprochen. (Bild: mbe.)

Qualitätsarchitektur in sensibler Zone oder ein absolutes Luxusprojekt? Das vom Zuger Stadtrat vorgelegte Projekt für einen neuen Sprungturm im Strandbad sorgte im Stadtparlament für lange Diskussionen. SVP und FDP zogen den Vergleich mit einem Sprungturm-Projekt am Zürichsee, das nicht einmal die Hälfte kostete.

Am Zürichsee hat die Gemeinde Erlenbach für 160’000 Franken einen Sprungturm realisiert, in Zug soll er eine halbe Million Franken kosten (siehe Visualisierung des Turms unten). Darum dreht sich die Diskussion im Zuger Grossen Gemeinderat (GGR) hauptsächlich am Dienstagabend. Wegen des traditionellen Jahresessens am selben Abend wird zur Eile gemahnt.

Stadtrat verteidigt Projekt

Finanzvorstand Karl Kobelt verteidigt die hohen Kosten. Sparen nütze nur, wenn es auf einer guten Strategie beruhe, habe er in einem Management-Kurs für die öffentliche Verwaltung in Luzern gesagt. Er möge die Stadt Zug, weil sie anpacke und nicht jammere. «Setzen Sie ein positives Zeichen für den Breitensport, die Jugend, die Lebensfreude und die Stadt Zug», sagt der Stadtrat.

«Setzen Sie ein positives Zeichen für den Breitensport, die Jugend, die Lebensfreude, die Stadt.»

Stadtrat Karl Kobelt

Bau- und Planungskommission und GPK mehrheitlich dafür

Urs Bertschi, Präsident der Bau- und Planungskommission (BPK) erklärt, die Kommission habe das Vorhaben nüchterner betrachtet. Es sei aber schön, einen Stadtrat eine solche Lobeshymne halten zu hören. Die BPK habe dem Projekt mit sieben zu zwei Stimmen zugestimmt.

Man wolle bauliche Qualität bei diesem sensiblen Bauwerk, das sich optimal in die sensible Seelandschaft einfügen solle. «Schwingen Sie sich nicht zu den Totengräbern dieses Turms auf.» Eine bessere und günstigere Lösung werde es nicht geben, so der SP-Fraktionschef.

Philip C. Brunner (SVP) erklärt als GPK-Präsident, dass die GPK den Springturm will und ihm positiv gegenübersteht. Es habe mehrheitlich Befürworter und einige Kritiker gegeben.

FDP: «Zu perfektionistisch»

Roman Burkard (FDP) vertritt eine andere Meinung. Ihm geht der Perfektionismus zu weit. Fünf kantonale Ämter hätten sich bereits mit dem Turm beschäftigt. Ein Grossteil der Kosten sei auf die Auflagen des Kantons zurückzuführen. «Die Zeiten für Luxusprojekte sind schon länger vorbei», so Burkard. Im Namen der FDP-Fraktion verlangt er die Rückweisung des Antrags und die Vorlage eines überarbeiteten Projekts.

Der Rückweisungsantrag wird mit 19 Nein- zu 17 Ja-Stimmen abgelehnt.

«Man darf doch noch Fragen stellen»

Beat Bühlmann (SVP) erklärt, die SVP sei für den Turm. Man sei aber «kein unanständiger Mensch», wenn man Fragen stelle zu den Details. Rund 25’000 Franken Kosten verursachten die Umweltverträglichkeitsauflagen des Kantons.
Bühlmann verweist auf ein Sprungturmprojekt in Erlenbach, das bloss 160’000 Franken gekostet habe.

Christoph Iten (CVP) ergänzt, die Christdemokraten finden den Turm wie die anderen Parteien teuer. «Das entspricht dem Preis eines kleinen Einfamilienhauses. Vielleicht nicht im Kanton Zug, aber in einem Nachbarkanton.» Trotzdem befürwortet die CVP den Turm. Er persönlich finde, dass es einen 5-Meter-Turm brauche und keinen 3-Meter-Turm, «da spreche ich im Namen der Jugend.»

«Wir wollen den Sprungturm in den See stellen und nicht bachab schicken.»

Barbara Gysel, SP

Man wolle nicht kleinkrämerisch sein, aber …

Die SP sei nicht als kleinkrämerisch oder kleingeistig bekannt, erklärt Barbara Gysel. Aber auch die Sozialdemokraten fänden die Kosten für diesen Turm hoch. «100’000 Franken für Ingenieurkosten sind sehr viel», so Gysel. 25’000 Franken für die Umweltverträglichkeitsprüfung bezeichnete sie als eher günstig. Man wolle die Vorlage jedoch konstruktiv-kritisch beurteilen. Gysel: «Wir wollen den Sprungturm in den See stellen und nicht bachab schicken.»

Fraktion Alternative-CSP begrüsst «Fischunterkunft»

Der Fraktion Alternative-CSP findet laut Susanne Giger, dass die Planung eines neuen – allenfalls kostengünstigeren – Projekts völlig neu angegangen werden müsste und nochmals Planungskosten verursachen würde. Darum sage man Ja zum Projekt – inklusive der Unterkunft aus Totholz für die Fische.

«Der alte Sprungturm diente auch als Floss. Es ist wichtig, dass es weiterhin zusätzlich zum Sprungturm ein Floss gibt», sagt Giger. Ihre Fraktion begrüsse, dass dieses Anliegen in die Planung zur Erweiterung des Strandbads einfliesse.

Die GLP finde das Projekt teuer, erklärt David Meyer. Die Partei bezweifle aber, dass man ein besseres oder günstigeres Projekt bekomme, wenn es jetzt abgelehnt werde. Und CVP-Fraktionschef Hugo Halter findet, die Ingenieurkosten seien bereits so hoch, dass es nicht gut wäre, das Projekt jetzt abzulehnen.

BPK-Präsident reisst Geduldfaden

BPK-Präsident Urs Bertschi enerviert sich. «Hört auf, immer mit Vergleichsobjekten zu kommen», fordert er seine Ratskollegen auf. Die SIA-Normen seien «die Bibel aller Bauherren», es sei nicht Sache des Parlaments, über SIA-Normen, Sicherheitsfragen und Schrauben zu diskutieren. «Ist ja peinlich!», entfährt es Bertschi.

«Wir brauchen kein Kunstwerk mit fantastischen Materialien.»

Etienne Schumpf, FDP

Etienne Schumpf (FDP) äussert nochmals die Bedenken der FDP-Gemeinderäte. Man brauche einen Sprungturm und kein «Kunstwerk mit fantastischen Materialien». Und Jürg Messmer von der SVP will Auskunft darüber, wie die 200’000 Franken gerechtfertigt seien. Die Auskunft fällt vage aus und wird nicht diskutiert, denn an diesem Abend muss ja alles ganz schnell gehen.

Dafür bringt Monika Mathers-Schregenberger (Alternative-CSP) noch ein Killerargument ein. Sie habe ein Foto des Sprungturms in Erlenbach gesehen – «der sieht ja schrecklich aus».

Der Grosse Gemeinderat bewilligt am Schluss mit 23 Ja- zu 13 Nein-Stimmen den vom Stadtrat beantragten Objektkredit für den neuen Sprungturm.

Visualisierung des geplanten Turms.

Visualisierung des geplanten Turms.

(Bild: Appert Zwahlen Partner AG, Landschaftsarchitekten BSLA, Cham)


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