Zuger SVP empfiehlt ihren Shootingstar

Nach Tännlers Rückzug soll Aeschi ran

Thomas Aeschi blickte in Hünenberg auf die vergangene Session zurück.

(Bild: zvg)

Schon am Wochenende wurde über eine Kandidatur Aeschis gemunkelt – jetzt meldet sich die SVP Zug offiziell zu Wort: Sie nominiert Thomas Aeschi als Bundesratskandidaten. Wird damit nicht das Pulver etwas früh verschossen? Beni Riedi, Vizepräsident der kantonalen SVP, ist anderer Meinung.

Also doch: Thomas Aeschi soll Bundesrat werden – zumindest wenn es nach der SVP des Kantons Zug geht. Am Donnerstagnachmittag hat die Parteileitung bekannt gegeben, dass sie den 36-jährigen Zuger Nationalrat bei der Findungskomission der SVP Schweiz als Bundesratskandidaten nominieren wird. «Thomas Aeschi vertritt als intelligenter und dynamischer SVP-Politiker die Haltung vieler Stimmbürgerinnen und Stimmbürger», schreibt die SVP. Das zeige sich daran, dass er im Kanton Zug das beste persönliche Wahlergebnis bei den Wahlen 2015 erzielt habe. Zudem werde mit ihm die jüngere Generation im Bundesrat vertreten. «Wir sehen ihn als ideale Ergänzung zum amtierenden Bundesrat», schreibt die SVP.

Jetzt liege es bei der Findungskommission, Gespräche mit Aeschi zu führen und herauszufinden, ob das ein gangbarer Weg wäre, sagt Beni Riedi von der SVP Kanton Zug. Die Zuger SVP habe positive Signale aus Bern erhalten und wolle deshalb ein Zeichen dafür setzen, dass sie hinter Aeschi stehe. «Und seine Chancen sind intakt», sagt Riedi. «Er ist ja in Rekordzeit Kantonsrat und dann Nationalrat geworden, mit Bestresultaten.»

Will die Zuger SVP unbedingt in den Bundesrat?

Allerdings besteht dabei auch eine Gefahr: Sollte Aeschi von der Findungskommission tatsächlich in Erwägung gezogen werden, aber nicht gewählt, wäre seine bis anhin blitzschnell verlaufene Politkarriere angekratzt: Aeschi ist nach nur einem Jahr im Kantonsrat in den Nationalrat gewählt worden, und soll jetzt schon nach einer Legislatur als Bundesratskandidat gehandelt werden.

Verschiesst die Zuger SVP hier ihr Pulver nicht eine Legislatur zu früh? Beni Riedi widerspricht: «Grundsätzlich haben wir von der Partei nur klargestellt, dass wir voll und ganz hinter einer Kandidatur von Thomas Aeschi stehen», sagt Riedi. «Ob er das tatsächlich auch machen will, und ob er eine Wahl annehmen würde, diese Entscheidung liegt bei ihm. Wir haben nur entschieden, dass wir ihn für fähig halten, dieses Amt auszuüben.»

«Er ist ja in Rekordzeit Kantonsrat und dann Nationalrat geworden, mit Bestresultaten.»

Beni Riedi, SVP Kanton Zug

 

Zur Person

Thomas Aeschi ist seit 2011 für die SVP im Nationalrat. Er ist Mitglied der Kommission für Wirtschaft und Abgaben, sowie der EFTA/EU-Delegation. Daneben arbeitet Thomas Aeschi als Berater für eine führende internationale Management- und Strategieberatungsfirma. Das schreibt die SVP in ihrer Mitteilung. Zuvor arbeitete er als Analyst im Bereich Fusionen und Akquisitionen einer Schweizer Grossbank in Zürich und Melbourne. Im Jahr 2014 wurde Thomas Aeschi vom World Economic Forum als Young Global Leader nominiert.

Thomas Aeschi schloss seine Ausbildung mit einem Master in Public Administration von der Harvard University und dem Titel lic.oec.HSG von der Universtität St. Gallen ab. Dort arbeitete er auch während eines Jahres als Mitglied des Organisationskomitees des St. Gallen Symposiums. Er studierte auch an der Tel Aviv University in Israel und an der Universiti Sains Malaysia. Zudem nahm er als Teenager an einem einjährigen American Field Service Schüleraustausch an einer U.S.-amerikanischen High School in der Nähe von Chicago teil. Im Schweizer Militär bekleidet Thomas Aeschi den Rang eines Oberleutnants. In seiner Freizeit gehe er den Hobbys Reisen, Skifahren und Wandern nach, schreibt die SVP in ihrer Mitteilung.

Aeschi ist damit schon der zweite prominente Bundesratskandidat, den die Zuger SVP ins Feld führt. Der erste war Heinz Tännler (zentral+ berichtete), der jedoch seine Kandidatur zurückzog. Will die Zuger SVP unbedingt in den Bundesrat? Ist sie deshalb so nominationsfreudig? Riedi lacht: «Wir sind nicht nominationsfreudig. Aber es müssen ja geeignete Kandidaten für das Amt her, und da sind auch wir gefragt.»

Wer zahlt, befiehlt?

In seinen ersten vier Jahren als Nationalrat habe sich Aeschi als tüchtiger Schaffer und kompetenten Sachpolitiker in der SVP-Fraktion des Bundeshauses etabliert, schreibt die SVP in ihrer Mitteilung. «Durch sein Verhandlungsgeschick, seinen unermüdlichen Einsatz, seine Fähigkeit ohne die eigene Überzeugung über Bord zu werfen auch auf die Vertreter/innen der anderen Parteien zuzugehen und Brücken zu bauen, sowie seine finanzpolitischen Kenntnisse und seine Sprachgewandtheit, ist er als Bundesrat geradezu prädestiniert.»

Und dann führt die SVP Zug noch ein weiteres Argument für eine Kandidatur Aeschis an: Die Finanzkraft des Kantons. «Die Region Zentralschweiz, insbesondere der Kanton Zug, ist trotz seiner bescheidenen Einwohnerzahl eine enorm wichtige Stütze für die Bundesfinanzen. Aus diesen Gründen sind wir der Meinung, dass Nationalrat Thomas Aeschi der richtige Kandidat ist, um Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf im Bundesrat zu ersetzen.»

Wer zahlt, befiehlt? Ob dieses Argument bei den Vertretern der anderen Kantone zieht, bleibt abzuwarten. Im Kampf um den nationalen Finanzausgleich hat es die Herzen wohl eher verhärtet als geöffnet.

Thomas Aeschi konnte bis zur Publikation dieses Artikels nicht errreicht werden.

Hier ein Bild aus dem Nationalratswahlkampf: Aeschi im SVP-Wahlvideo «Welcome to SVP» – inklusive K.O.-Tropfen. Das sei nicht als Angriff gemeint, sagte Aeschi damals.

Aeschi im SVP-Wahlvideo «Welcome to SVP» – inklusive K.O.-Tropfen. Das sei nicht als Angriff gemeint, sagte Aeschi damals.

(Bild: SVP Schweiz)

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