Zuger SP zieht mit Zari Dzaferi ins Feld

«Es wird ein Kampf David gegen Goliath»

Gerade noch hatte er für den Nationalrat kandidiert. Jetzt strampelt er mit Wahlmobil in Richtung Regierungsrat: Zari Dzaferi. (Bild: wia)

Sie will in den Regierungsrat: Die Zuger SP überrascht ihre Mitglieder. Statt der bekannten und erprobten Kandidaten aus früheren Jahren soll ein frischer Kopf ins Rennen steigen. Ob es überhaupt Sinn macht, anzutreten, fragen einige Mitglieder. Zari Dzaferi ist überzeugt: «Nur so kann es die SP langfristig in den Regierungsrat schaffen.»

Es ist eine Kampfansage: «Wir dürfen diese Politik einfach nicht akzeptieren», sagt die SPlerin Virgina Köpfli vor versammelter Genossenschaft im Restaurant Bären in Baar. Es ist Donnerstagabend, der Stammtisch vorne ist gut besetzt, und im hinteren Saal beschliesst die Zuger SP gerade den Widerstand. «Wir müssen antreten, nur schon, um eine Alternative zu bieten», sagt Köpfli und spricht damit einem Teil der Mitglieder aus der Seele, aber nicht allen. Die Parteipräsidentin hat gerade das Geheimnis gelüftet, wen die SP-Geschäftsleitung ins Feld schicken will: Den jungen Baarer Kantonsrat Zari Dzaferi.

«Ich mache keine halben Sachen.»

Zari Dzaferi, Regierungsratskandidat

Er hat einen sehr aktiven Wahlkampf hinter sich und will gleich nochmal in die Hosen steigen: Schon am 17. Januar sollen die Ersatzwahlen für den Sitz des derzeitigen Finanzdirektors Peter Hegglin stattfinden – der verabschiedet sich als frischgebackener Ständerat nach Bern. Sein Nachfolger ist eigentlich schon designiert: Martin Pfister hat schon am Tag der Ständeratswahlen verstohlene Gratulationen zur stillen Regierungsratswahl erhalten. Und jetzt probt die SP den Aufstand. Zari macht der Meute Mut: «Ich bin ein Macher, und ich bin überzeugt, dass ich einen guten Wahlkampf leisten kann.»

Weshalb nicht Bürgi Dellsperger?

Allerdings gibt es Skepsis unter den Genossen. Macht das Sinn, bei so aussichtsloser Lage anzutreten, fragt Markus Jans. Und auch die Person Zaris wird zumindest von Karin Hägi in Frage gestellt: «Wäre es nicht sinnvoller gewesen, im Sinne der Kontinuität auf Christine Bürgi Dellsperger oder Hubert Schuler zu setzen?» Diese Frage ist wohl im Vorfeld auch bei der Geschäftsleitung der SP im Raum gestanden – Bürgi Dellsperger hatte immerhin nach Martin Pfister das beste Resultat erzielt. Die SP-Geschäftsleitung hat aber offenbar die Chance eines Generationenwechsels gewittert. Barbara Gysel sagt: «Wir haben viele Gespräche geführt, und ich möchte über die persönlichen Gründe der anderen möglichen Kandidaten nichts sagen.»

Hubert Schuler ist allerdings vor Ort, er sagt: «Ich habe mir das natürlich überlegt, habe aber aus persönlichen, familiären und beruflichen Gründen abgelehnt.» Dzaferi ist der Mann, die Versammlung sagt mit zwei Enthaltungen ja zu seiner Kandidatur. Dzaferi wird auch gelobt: Er habe weit über die Parteigrenzen hinaus Wähler finden können, habe sich auch sonst in der Partei ausserordentlich viel Arbeit aufgehalst, und diese auch mit Erfolg erledigt.

«In unserer Demokratie geht es nun mal um Wahlen.»

Die Frage, ob sich der Wahlkampf überhaupt lohnt, gibt etwas mehr zu reden. «Du weißt ja selber auch, welche Chancen du hast», sagt Markus Jans zu Dzaferi, «deshalb sage ich: Hut ab, dass du das machen willst. Die Frage ist nur, ob du das durchhalten kannst, dieses Mal, dann in drei Jahren wieder, und dann noch mal in vier Jahren.»

Auch die Frage, ob man damit dem Kanton nicht unnötig Kosten verursacht, steht im Raum: Ohne eine SP-Kandidatur gäbe es keine Wahlen, Pfister würde still gewählt. Damit würden auch die Kosten für die Durchführung der Wahlen entfallen. Barbara Gysel sagt: «In unserer Demokratie geht es nun mal um Wahlen. Deshalb ist es nötig, dass wir den Bürgern auch eine Wahl ermöglichen.» Zudem sei das auch eine Folge des neuen Wahlsystems: «Hätten die Bürgerlichen nicht den Majorz eingeführt», sagt ein SP-Mitglied, «wäre Pfister jetzt schon still gewählt.»

«Die Frage ist nur: Wer schafft es, die anderen 70 Prozent zu mobilisieren.»

Zari Dzaferi

Dzaferi ist zuversichtlich. «Wir brauchen einen SP-Regierungsrat in diesem Kanton», sagt er nach der Versammlung, «und das ist langfristig der einzige Weg, wie wir dieses Ziel erreichen können.» Ob er auch nur den Hauch einer Chance ausmacht, dass es doch klappen könnte? «Ich bin nicht einer, der im Vornherein aufgibt», sagt Dzaferi. «Ich mache keine halben Sachen. Wenn die Stimmbeteiligung wie in Zürich bei den Nachwahlen etwa bei 30 Prozent liegt, dann ist die Frage nur: Wer schafft es, die anderen 70 Prozent zu mobilisieren.»

David gegen Goliath

Natürlich habe Pfister eine hervorragende Ausgangslage. «Das ist natürlich ein wenig ein Kampf David gegen Goliath. Aber man muss auch sehen: Bei den letzten Wahlen ist Pfister auch angetreten, ohne eine reelle Chance zu haben – das nützt ihm bei diesen Nachwahlen nun enorm.» Dzaferi macht sich also bereit auf einen längeren Weg in den Regierungsrat. «Dass es gleich beim ersten Mal klappt, ist vielleicht unwahrscheinlich. Aber wir müssen langfristig denken.»

Ob er sich denn für geeignet halte für das Amt? «Ich bin überzeugt, ich könnte mich gut in das Amt als Regierungsrat einarbeiten, dazu habe ich das Zeug. Das ist auch ein Erfolg des Schweizerischen Bildungssystems: Wenn man sieht, was die Zuger Regierungsräte für einen beruflichen Hintergrund haben, einer war Biobauer, da gab es Lehrer, Treuhänder. Man lernt in der Schweiz, sich in verschiedenen Rollen einzubringen.» Wie er im Winter Wahlkampf betreiben will, ist allerdings noch unklar: Sein selbstgebautes Wahlmobil-Velo aus dem Nationratswahlkampf (zentral+ berichtete) geht wohl im Schnee unter. «Dann nehme ich halt ein Mountainbike», sagt Dzaferi. «Das ist das, was zieht: Wenn du bei jeder Kreuzung wieder merkst, ah, ich muss trampen, damit es weitergeht. So wird es ein guter Wahlkampf.»

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