Zug und der Wohnungsfluch

Fertig ausgezugert?

Haben die Unterschriften zusammen: Die jungen Grünen und die Juso sitzen in ihrem «Wohnzimmer» vor dem Zuger Regierungsgebäude. (Bild: zvg)

Es hat gedauert, aber sie ist da: Die Zuger Bevölkerung wird über die Initiative «Bezahlbarer Wohnraum» abstimmen. Das Thema brenne den Leuten unter den Fingernägeln, sagt Andreas Lustenberger. Für einige allerdings komme die Initiative bereits zu spät.

«Eigentlich hatten wir gedacht, dass wir die Unterschriften in einem Monat zusammenhaben», sagt Andreas Lustenberger von den Jungen Grünen und lacht, «das war wohl etwas jugendlicher Leichtsinn.» Geklappt hat es trotzdem, wenn auch erst ein Jahr später: Am Donnerstagmorgen überreichten die Jungen Grünen und die Juso Zug der Staatskanzlei 2114 Unterschriften für die Initiaitve «Bezahlbarer Wohnraum» (zentral+ berichtete). Sie verlangt, dass in zwanzig Jahren mindestens 20 Prozent der Bauzone für günstigen Wohnraum ausgeschieden werden. Im Gegenzug sollen, so ein Vorschlag der Initianten, Immobilienbesitzer mit grösserer Ausnützung belohnt werden, wenn sie auf ihren Bebauungsplänen Fläche für günstigen Wohnraum ausscheiden (zentral+ berichtete).

Im Juni 2014 haben sie mit Sammeln angefangen. Lustenberger: «Dafür, dass wir ohne die Hilfe von Verbänden auf der Strasse waren, ist es relativ schnell gegangen. Und im Winter konnten wir nicht gut sammeln.» Die Rückmeldungen aus der Bevölkerung seien sehr ermutigend, positive Feedbacks kämen aus allen Bevölkerungsschichten. «Wir waren auch am Seenachtsfest unterwegs, da haben wir fast 200 Unterschriften bekommen», sagt Lustenberger.

«Es ist eine klare Zielvorgabe, 20 Prozent in 20 Jahren. Dazu haben wir mögliche Massnahmen vorgeschlagen.»

Andreas Lustenberger, CO-Präsident Junge Grüne Schweiz

«Die einzigen negativen Feedbacks haben wir vom einen oder anderen Immobilienbesitzer bekommen.» Und von Leuten, für die jede Hilfe zu spät kommt: «Einige haben uns gesagt: Gute Idee, aber wir sind schon weggezogen. Das sind Leute, die jetzt in Knonau wohnen, und trotzdem am Wochenende nach Zug zurückkommen. Das fand ich sehr spannend.» Lustenberger stellt eine gewisse Resignation fest: «Manche Leute haben Angst, dass es nichts bringt. Das Volk fordert ja schon lange günstigen Wohnraum.» Und diese Initiative, wird sie den Erfolg bringen? «Ich bin überzeugt davon: Es ist eine klare Zielvorgabe, 20 Prozent in 20 Jahren. Dazu haben wir mögliche Massnahmen vorgeschlagen.»

Nicht mehr nur «Paradies für Reiche»

Es ist das erste Mal, dass die beiden Jungparteien zusammen eine Initiative einreichen. Die Juso-Co-Präsidentin Anna Spescha sagt: «Eine Annahme unserer Initiative wird dazu führen, dass Zug nicht mehr ausschliesslich ein Paradies für Unternehmen und Reiche ist.» Sondern dass es auch für jüngere, weniger vermögende Menschen wieder möglich werde, in Zug zu wohnen. So lasse sich die Kernbotschaft der Initiative in «folgenden zwei Worten zusammenfassen: Fertig ausgezugert.»

Die Unterschriften sind zusammen, jetzt steht die Volksabstimmung an. Ob die Jungparteien sich Chancen ausrechnen? «Ich denke, vor dem Volk hat die Initiative gute Chancen, das Thema ist wirklich brennend. Vor dem Kantonsrat allerdings stehen die Chancen schlechter», sagt Lustenberger. Rückmeldungen von den anderen Parteien gebe es bislang keine. «Aber im Wahlkampf letztes Jahr haben viele Mittepolitiker sich günstigen Wohnraum auf die Fahnen geschrieben. Darauf werden wir natürlich beharren.»

«Es ist gar nicht die Frage, ob es realistisch ist. Es ist die Frage, ob man das will.»

Baudirektor Heinz Tännler

Ist das überhaupt realistisch, 20 Prozent in 20 Jahren? Baudirektor Heinz Tännler sagt: «Es ist gar nicht die Frage, ob es realistisch ist. Es ist die Frage, ob man das will.» Und wenn das Volk der Initiative zustimmen würde, müsse die Politik dafür sorgen, dass sie umgesetzt werde. «Wo kämen wir da hin, wenn wir vom Volk angenommene Initiativen in der Umsetzung als unrealistisch bezeichnen würden? Damit würden wir letztlich signalisieren, dass wir sie nicht umsetzen wollen.» Und wenn die Initiative tatsächlich nicht umsetzbar wäre, müssten dafür sehr gute Gründe vorliegen, so Tännler.

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