Autobahnprojekt Bypass Luzern

700-Meter Tunnel: Kein Geld vom Kanton

Eingang zum Sonnenbergtunnel zwischen Luzern und Kriens: Diese Ein-/Ausfahrt würde mit dem Bypass doppelt so breit. Das Astra ist bereit, die ersten 100 Meter (rot eingefärbt) zu überdeckeln. Die Krienser verlangen eine viel längere Überdachung.

(Bild: zvg)

Aus Angst vor massiv mehr Lärm will Kriens beim Sonnenbergtunnel einen 700 Meter langen Tunnel. Der Kanton findet dies zwar «prüfenswert» – zahlen will er dafür aber nichts. In Kriens ist man von der Haltung des Kantons enttäuscht, das Komitee «Bypass So Nicht!» kündigt eine Petition an. Und hofft sogar auf Unterstützung von ganz oben.

Das Projekt Bypass sieht vor, dass beim Sonnenbergtunnel in Kriens in Zukunft zehn statt der bisherigen vier Spuren entstehen. Aus Angst vor massiv mehr Lärmbelastung fordert die Gemeinde Kriens, ab dem Tunnel Schlund Richtung Norden einen 700 Meter langen Tunnel (zentral+ berichtete). Mit der Machbarkeitsstudie des Bundesamt für Strassen (Astra) diesen Sommer zeigte sich Kriens alles andere als zufrieden (zentral+ berichtete): Das Astra will die Bedachung nur um rund 100 Meter verlängern, weitergehende Zugeständnisse macht das Bundesamt nicht.

«Nicht verhältnismässig»

Der Unmut in Kriens ist entsprechend gross. Aufgrund der Rückmeldungen der Gemeinde legt das Astra fünf Varianten für Verbesserungen des Lärmschutzes vor – dies im Rahmen der Vernehmlassung des generellen Projekts. Der Kanton Luzern unterstützt nun zwei der fünf Vorschläge. Diese sehen vor, das Lärmschutzbauwerk um rund 100 – Variante 1 – beziehungsweise 200 Meter – Variante 2 – zu verlängern und neu zu gestalten sowie die Grosshofbrücke neu zu bauen.

Das wars dann auch schon. «Weitergehende Massnahmen beurteilt der Kanton in Übereinstimmung mit dem Astra als nicht verhältnismässig», schreibt dieser in einer Stellungnahme vom Donnerstag. Allerdings räumt er ein, dass die Idee mit dem 700 Meter langen Tunnel zumindest «prüfenswert» sei. Will heissen: Luzern hat nichts gegen einen längeren Tunnel – zahlen will er dafür allerdings nichts.

Kanton fehlt das Geld

Was heisst das nun? Müsste Kriens die rund 500 Millionen Franken Mehrkosten für den längeren Tunnel aus der eigenen Tasche berappen? Gemäss Angaben von Daniel Ender, Projektleiter Planung Strassen bei der kantonalen Dienststelle Verkehr und Infrastruktur, können Lösungen, die über den Standard der Astra hinausgehen, nur unter Kostenbeteiligung Dritter realisiert werden. Es gebe Beispiele etwa in Hergiswil NW, wo zusätzliche Massnahmen für den Lärmschutz durch die Gemeinde übernommen werden.

«Wir sind enttäuscht, dass wir vom Kanton nicht unterstützt werden.»

Cyrill Wiget, Gemeindepräsident Kriens

Für den Kanton kommt also eine finanzielle Beteiligung für den von Kriens gewünschten längeren Tunnel nicht in Frage. Daniel Ender: «Der Kanton Luzern hat aufgrund der gesetzlichen Rahmenbedingungen keine Möglichkeit, sich aus der Strassenrechnung am Projekt zu beteiligen.»

Kopfschütteln in Kriens

Erwartungsgemäss wenig erfreut zeigt sich die Gemeinde Kriens. «Wir sind enttäuscht, dass wir vom Kanton nicht unterstützt werden», sagt Gemeindepräsident Cyrill Wiget auf Anfrage. «Schliesslich hat der Kanton im Agglomerationsprogramm beteuert, dass er die Gemeinden um Luzern unterstützen werde. Deshalb hätten wir das auch hier erwartet.»

Wiget betont, dass eine Finanzierung der Gemeinde dann sinnvoll wäre, wenn die Gemeinde einen Mehrwert bekäme. «Aber beim Bypass geht es um einen Ausbau der Strassen und eine massive Mehrbelastung der Anwohner. Also ist der Tunnel aus Sicht der Krienser eher als Schadensbegrenzung zu verstehen.» Da Wiget zur Zeit in den Ferien weilt, kann er noch keine Angaben machen, ob und wie die Gemeinde auf die Mitteilung des Kantons reagieren wird.

«Bundesrätin Doris Leuthard hat CVP-Ständerat Konrad Graber versichert, dass keine Autobahn gebaut werde, die sich diametral gegen die Interessen der Krienser richtet.»

Reto Camenisch, Komitee «Bypass So Nicht!»

Leuthards Versprechen an die Krienser

Einigermassen gelassen nimmt man die kantonale Stellungnahme beim Komitee «Bypass So Nicht!». Man sei natürlich nicht einverstanden mit dem, was der Kanton sagt, meint Reto Camenisch, SVP-Kantonsrat und Vizepräsident des Krienser Komitees. Aber noch sei das Gesamtprojekt Bypass nicht völlig ausgereift, deshalb sei noch alles möglich. «Bundesrätin Doris Leuthard hat CVP-Ständerat Konrad Graber versichert, dass keine Autobahn gebaut werde, die sich diametral gegen die Interessen der Krienser richtet.»

Das Komitee plant, eine Petition zu lancieren, in der man sich für einen nachhaltigen Verkehrsabfluss und für eine nachhaltige Lösung stark mache. Camenisch: «Wir wollen eine anständige Lösung für Kriens.»

Noch ist vieles unklar. Ob und wann der Bund die 1,6 Milliarden für den Bypass zur Verfügung stellen wird, ist noch offen. Denn der Bypass steht im Modul 3 vom «Programm Engpassbeseitung» des Bundes. Projekte in diesem Modul werden nicht als dringlich angesehen. Erst wenn das Luzerner Projekt ins Modul 1 nachrücken kann, ist die Finanzierung und rasche Umsetzung gesichert. Aber dann muss die Luzerner Bevölkerung auch noch die 150 Millionen für die Spange Nord absegnen.

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