Neue politische Blöcke im Kanton Luzern

Wer holt den zehnten Sitz?

Da wollen alle hin: der Nationalratssaal in Bern. Umstritt ist im Kanton Luzern vor allem ein Sitz. Um diesen zu erobern, haben sich die Parteien nun in drei Blöcken formiert. (Bild: Bildmontage les)

Jetzt ist die Ausgangslage für die Nationalratswahlen klar. Die GLP paktiert mit den Linken, in der Mitte kommt es zum grossen Miteinander und die SVP kämpft alleine. Doch welche Auswirkungen kann dies auf die Sitzverteilung haben. Und welcher Sitz ist eigentlich umkämpft?

Am 18. Oktober wissen wir, wer den Kanton Luzern im Nationalrat für die nächsten vier Jahre vertreten wird. Vieles bleibt wohl beim Alten. Richtig spannend wird es nur um den zehnten und letzten Sitz. Ganz knapp gelang es vor vier Jahren den Grünliberalen diesen Sitz der SVP wegzuschnappen. Damals gewonnen dank kluger Listenverbindung in der Mitte mit BDP und EVP, versucht es die GLP dieses Jahr mit dem links-grünen Lager, das seit jeher zusammensteht.

Ganz knapper GLP-Sitzgewinn

Nimmt man die Ergebnisse von 2011 (siehe Grafik) zur Hand, so sieht man die entstandene Sitzverteilung. Bei zehn Sitzen für den Kanton Luzern braucht es rund zehn Prozent für einen Sitz – wegen weniger Stimmen für Kleinstparteien etwas weniger. Und sofort springt etwas ins Auge. Die SVP hat zwar vier Mal mehr Wähleranteile als die GLP, aber nur doppelt so viele Sitze. Bei dem Kampf um den letzten Sitz ging sie leer aus, während die GLP von der Listenverbindung mit der BDP profitierte.

Bei den Nationalratswahlen 2011 zogen die drei grossen bürgerlichen Parteien alleine in den Wahlkampf, die GLP ging mit der BDP und EVP eine Listenverbindung ein. Bei der Verteilung der Restmandate profitierte sie von dieser.

Bei den Nationalratswahlen 2011 zogen die drei grossen bürgerlichen Parteien alleine in den Wahlkampf, die GLP ging mit der BDP und EVP eine Listenverbindung ein. Bei der Verteilung der Restmandate profitierte sie von dieser.

(Bild: Diagramm les)

Die Mitteparteien CVP und FDP hatten bei der Verteilung des umstrittenen zehnten Sitzes wenig mitzureden, ebenso wie SP und Grüne. Zu deutlich scheiterten sie an der erfordlichen Stimmenzahl. Politologe Oliver Dolder von Interface Politikstudien in Luzern sagt: «Die SVP lieferte sich mit der GLP ein Duell um den zehnten Sitz. Und schlussendlich haben wenige Stimmen den Unterschied ausgemacht.»

Es wird wieder knapp

In diesem Jahr kommt es zur grossen Blockbildung zwischen den Luzerner Parteien: Die GLP schliesst sich den Linken an und auch FDP und CVP gehen eine Listenverbindung ein. Was bedeutet das für den zehnten Sitz? Wird er bei der GLP bleiben, holt ihn sich die SVP zurück oder gibt es einen dritten Nutzniesser?

«Eigentlich dreht sich wirklich alles wieder um diesen zehnten Sitz»

Oliver Dolder, Politologe

«Die Ausgangslage zeigt gewisse Parellelen zu vor vier Jahren», hält Dolder fest. Nimmt man die Resultate der letzten Nationalratswahlen sowie die Veränderungen der Parteienstärken bei den Kantonsratswahlen und den nationalen Trend als Richtwert, so kann von einem kleinen Gewinn der FDP und SP, und kleinen Verlusten für BDP und Grüne ausgegangen werden. Auf dieser Basis hat zentral+ die Prozentzahlen zur Veranschaulichung gerundet geschätzt (siehe Grafik).

 

Die Ausgangslage gestaltet sich äusserst spannend. Während es bei neun Sitzen kaum zu Veränderungen kommen wird, stellt sich die Frage, ob sich die GLP dank der Listenverbindung mit der SP und den Grünen erneut den umstrittenen zehnten Sitz sichern kann.

Die Ausgangslage gestaltet sich äusserst spannend. Während es bei neun Sitzen kaum zu Veränderungen kommen wird, stellt sich die Frage, ob sich die GLP dank der Listenverbindung mit der SP und den Grünen erneut den umstrittenen zehnten Sitz sichern kann.

(Bild: Diagramm: les)

Fest steht: Der Sitz der Grünliberalen steht auf Messers Schneide. «Eigentlich dreht sich wirklich alles wieder um diesen zehnten Sitz», bestätigt Dolder. Deshalb habe die GLP auf eine Listenverbindung mit dem links-grünen Lager hingearbeitet. «Im Alleingang hätte die GLP kaum Chancen, den Sitz zu halten.»

Die FDP plant Sitzgewinn – aber womit?

Bereits im Januar hat die FDP einen dritten Sitz als Zielvorgabe für die nationalen Wahlen bekannt gegeben. Mit der Listenverbindung sollen nun die Reststimmen gebündelt werden. Damit es reicht, müsste es aber gewaltige Verschiebungen geben. Auch Dolder beurteilt das Ziel kritisch: «Mir scheint diese Hoffnung doch eher unberechtigt – die Mitte wird kaum einen sechsten Sitz gewinnen.»

Dennoch gibt es Gründe, welche für die Listenverbindung sprechen. Insbesondere im Hinblick auf den Ständeratswahlkampf. «Eine geeinigte Mitte bringt den Kandidaten von CVP und FDP zusätzlichen Schub», bestätigt Dolder.

Was merkt der Wähler von Listenverbindungen?

Ganz ohne sind die Listenverbindungen dann allerdings doch nicht. Wie die Effekte genau sind, ist allerdings schwierig zu sagen. Fazit: Der GLP-Sitz wackelt gewaltig. Und die SVP steht in der Pole-Position, um diesen zu gewinnen. Spannend wird, ob der Mitte-Block vom Zusammenschluss profitieren kann.

Themen
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon