Luzern zentralisiert Verwaltung

Stadt gewinnt riesige Bürofläche

Viel Platz zum Arbeiten: Der Kanton will seine Verwaltung am Seetalplatz in Emmenbrücke konzentrieren. (Bild: Kanton Luzern/Vazquez Manuel)

Der Kanton Luzern will die gesamte Verwaltung an einem einzigen Ort zusammenführen. Durch den Umzug nach Emmenbrücke werden in der Stadt auf einmal riesige Büroflächen frei. Das stellt die Stadtplaner vor neue Herausforderungen.

Direkt beim Seetalplatz möchte der Kanton Luzern in einem neuen Verwaltungsgebäude seine gesamte Verwaltung zentrieren. Das Vorhaben befindet sich in einem laufenden Prozess (zentral+ berichtete).

Grund für das Grossprojekt sind wirtschaftliche Faktoren. Momentan ist die Kantonsverwaltung über die ganze Stadt verteilt. Die Zusammenarbeit unter den teilweise weit voneinander entfernten aber organisatorisch verwandten Behörden führt zu einem unerwünschten Mehraufwand in der Administration (siehe Box ganz unten).

Grosse Chance für Luzern

Nach dem Umzug der Kantonsverwaltung werden die Büroräumlichkeiten in der Stadt nicht mehr gebraucht. Und das sind einige. Wie Recherchen von zentral+ ergeben haben, werden mit dem Umzug rund 35’000 Quadratmeter Bürofläche frei. «Heute nutzt der Kanton in der Stadt 40’000 4’000 Quadratmeter Mietfläche im Eigentum und 31’000 Quadratmeter Zumietflächen», sagt Othmar Wüest, persönlicher Mitarbeiter von Regierungsrat und Finanzdepartementschef Marcel Schwerzmann. 

Das hört man in der Stadt gerne. «Die frei werdenden Büroflächen sind für die Stadt Luzern eine grosse Chance», so Christoph Nick, Stabschef der städtischen Finanzdirektion. Arbeiten in der Stadt sei sehr gefragt, es herrsche ein konstanter Mangel an freistehenden grossen Büroflächen. Die Zentralisierung schaffe diesem Problem Abhilfe. «Das ist für die Entwicklung der Stadt von grosser Wichtigkeit. Zudem: Der Kanton zahlt keine Steuern. Die neuen Mieter dann aber schon.» 

Stadt fürchtet sich vor Überangebot 

Zügeln mit Folgen

Für rund 150 Millionen Franken plant der Kanton Luzern den Bau eines zentralen Verwaltungsgebäudes beim Seetalplatz in Emmenbrücke. Die heute noch dezentrale Verwaltung soll an diesem Standort zusammengeführt werden. Dabei werden in der Stadt auf einen Schlag rund 35'000 Quadratmeter Bürofläche frei.

Allerdings müsse man aufpassen, dass nicht die gesamte Bürofläche auf einen Schlag frei würde, gibt Nick zu bedenken. «Diese riesigen Flächen könnte der Markt wohl kaum absorbieren.» Man gehe bei der Stadt aber davon aus, dass der Umzug an den neuen Standort gestaffelt sei. «Die ganze Kantonsverwaltung zu zügeln ist nicht etwas, das sich in ein paar Wochen machen lässt. Das dürfte Monate, wenn nicht gar Jahre dauern.»

Vorsichtig ist auch die Politik. Mario Stübi von der SP/Juso-Fraktion des Grossstadtrats wollte vom Stadtrat wissen, mit welchen Konsequenzen der Auszug für die Stadt Luzern verbunden sei. Von den Rechercheergebnissen von zentral+ zeigt er sich überrascht. «35’000 Quadratmeter – das ist eine imposante Zahl. Es ist wichtig, dass im Zusammenhang mit solch riesigen Büroflächen sorgfältig und langfristig geplant wird.» In Zürich stehe viel Büro- und Gewerbefläche leer – auch in Neubauten an guter Lage. In Luzern dürfe dies nicht geschehen. «Dazu müssen die Behörden den Flächenbedarf genau kennen.»

Das sei auch der Hintergrund für seinen Vorstoss vom Juni gewesen (zentral+ berichtete). «Es stellt sich schon die Frage, wie stark gewerbliche Neubauten jetzt noch gefördert werden sollen», so Stübi. Schliesslich lindere der Umzug das Platzproblem in absehbarer Zeit. Und Raum in der Stadt sei ohnehin sehr knapp. «Jetzt muss urban gedacht und klug geplant werden», fordert Stübi von der Stadt.

Kein Klumpenrisiko

In der zweitgrössten Gemeinde des Kantons, die im Zentrum der Entwicklung der Stadtregion Luzern Nord steht, freut man sich derweil auf den grossen Zuzug. Auch aus steuerlicher Sicht biete die Zentralisierung der Verwaltung in Emmen Vorteile, so Gemeinderat Urs Dickerhof. «Zwar zahlt der Kanton keine Steuern. Wir gehen aber davon aus, dass sich Angestellte in Emmen niederlassen werden.» Obwohl der neue Standort verkehrstechnisch optimal gelegen und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln problemlos erreichbar sei, sei ein Wohnort in Arbeitsnähe immer noch attraktiver als tägliches Hin- und Herpendeln.

Ein Klumpenrisiko bilde das gigantische Projekt keines, meint Dickerhof. «Leerstände befürchten wir keine. Der Kanton ist ein verlässlicher und langfristiger Partner. Schliesslich baut er das Gebäude nach seinen Bedürfnissen.» Man betrachte die Zentralisierung als Investition in die Zukunft.

Definitiv ist noch nichts

Bis es allerdings soweit ist, fliesst noch viel Wasser die Reuss hinab. «Wir gehen davon aus, dass das Verwaltungsgebäude in acht bis zehn Jahren bezugsbereit ist», so Jörg Enzmann, Leiter Portfoliomanagement der kantonalen Dienststelle Immobilien.

Viel Geld will der Kanton in den Neubau beim Seetalplatz in Emmenbrücke investieren. «Im aktuellen Finanzplan des Kantons sind dafür rund 150 Millionen Franken eingestellt», so Othmar Wüest vom Finanzdepartement.

Er betont, dass sich das Projekt noch im Entwicklungsstadium befinde. «Momentan ist der Bebauungsplan in Vorbereitung.» Demnächst werde die Gemeinde Emmen das öffentliche Mitwirkungsverfahren durchführen. 

2 Millionen für Spaziergänge

Laut einer Schätzung des Finanzdepartements aus dem Jahr 2014 spazieren die Angestellten der kantonalen Verwaltung jährlich für rund 2 Millionen Franken. Grund für die hohen Kosten ist die teils grosse Entfernung zwischen den Büros. Die kantonale Verwaltung in Luzern ist nämlich auf etliche Standorte verteilt. Wenn also beispielsweise ein Mitarbeiter der Dienststelle Immobilien an der Stadthofstrasse 4 einen Termin am Hauptsitz der Finanzdirektion an der Bahnhofstrasse 19 hat, ist er gut 15 Minuten zu Fuss unterwegs – für einen Weg.

Umzug verspricht einfachere und schnellere Abläufe

Die kantonale Verwaltung ist laut eigenen Aussagen «in kleinen, unwirtschaftlichen und zu Wohnzwecken gebauten Liegenschaften, vorwiegend in der Stadt Luzern», untergebracht. Die Immobilienstrategie des Kantons Luzern sehe die räumliche Zusammenführung der kantonalen Verwaltung zu organisatorischen Betriebseinheiten vor. «Der Regierungsrat will damit Kosten einsparen, Synergien besser nutzen und damit den Nutzen für den Bürger erhöhen sowie die Zusammenarbeit innerhalb der Verwaltung einfacher und effizienter gestalten», heisst es auf der kantonalen Homepage zum Entwicklungsraum Luzern-Nord. 

Baubeginn frühestens 2020

Ein dem Kanton Luzern gehörendes Grundstück am Seetalplatz eigne sich für ein solches Verwaltungszentrum, so der Kanton. Der Regierungsrat wolle dieses Projekt weiter bearbeiten und habe einen Auftrag für die Erarbeitung von detaillierten Entscheidungsgrundlagen erteilt. Mit dem Bau könne, abgestimmt auf die Realisierung der Neugestaltung des Verkehrs im Gebiet Seetalplatz, frühestens in rund fünf Jahren begonnen werden.

Hinweis der Redaktion: In einer ersten Version nannten wir die Zahl von 40’000 Quadratmetern Mietfläche im Eigentum. Es handelt sich jedoch nur um 4’000 Quadratmeter.

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