Nachwehen Regierungsratswahl Luzern

«Dahinter steckt weder Frust noch Enttäuschung»

Nach 12 Jahren im Kantonsrat hat sie genug: Felicitas Zopfi gibt ihren Platz frei. (Bild: rob)

Felicitas Zopfi hat als SP-Regierungsratskandidatin eine schwere Niederlage einstecken müssen. Nun tritt sie als Kantonsrätin zurück. Aus Enttäuschung, aus Frust oder gar aus Wut? Gegenüber zentral+ verrät die langjährige Politikerin ihre Gründe – und ihre Gefühlslage.

Die Bilder vom Wahlsonntag am 10. Mai sind vielen noch präsent: Eine schwer enttäuschte, mit den Tränen kämpfende Felicitas Zopfi musste vor den Medien ihre niederschmetternde Niederlage erklären. Man sah ihrem versteinerten Gesicht an: Hier ist eine Welt zusammengebrochen, zumindest eine politische. Nun hat die SP in einem dürren Kommuniqué – gut versteckt – vermeldet, dass die 56-Jährige für die neue Legislatur nicht mehr antritt (zentral+ berichtete). Wir wollten wissen, warum sie der Politik den Rücken kehrt.

zentral+: Felicitas Zopfi, hat Ihr Rücktritt aus dem Kantonsrat einen Zusammenhang mit der verlorenen Regierungsratswahl?

Felicitas Zopfi: Nein, der Entscheid hat nichts damit zu tun. Für mich ist nach 12 Jahren im Kantonsparlament der Zeitpunkt gekommen, um aufzuhören. Zwölf Jahre sind genug.

zentral+: Warum?

Zopfi: Wie gesagt: Ich war 12 Jahre im Kantonsrat, vorher 10 Jahre im Grossstadtrat von Luzern. Nach 22 Jahren war es Zeit, einmal die Seite zu wechseln und Regierungsverantwortung zu übernehmen. Das hat leider nicht geklappt.

zentral+: Wie viel Frust spielt dabei mit?

Zopfi: Mit der Enttäuschung über die Nichtwahl hat das nichts zu tun.

zentral+: Im letzten Interview mit zentral+ haben Sie gesagt, dass Sie sich im Falle einer Nichtwahl «wahrscheinlich aus der Politik zurückziehen» würden. Also ist Ihr Entscheid längst gefällt?

Zopfi: Ich habe ziemlich bald nach dem zweiten Wahlgang entschieden, dass ich aufhören werde.

zentral+: Sind Sie nun politisch frustriert?

Zopfi: Nein, überhaupt nicht. Es waren spannende 22 Jahre. Ich bin für diese Zeit sehr dankbar.

zentral+: Nun treten Sie in den politischen Ruhestand. Wie sieht Ihre Zukunft aus?

Zopfi: Das weiss ich noch nicht, ich lasse das mal auf mich zukommen. Ich arbeite ja immer noch in einem 70-Prozent-Pensum als Lehrerin und bleibe der SP als Mitglied treu.

zentral: Auf eine Aufgabe in der Parteileitung haben Sie keine Lust? Sie könnten ja noch für das Parteipräsidium kandidieren?

Zopfi: Nein, das kommt nicht in Frage, ich war ja schon mal Präsidentin. Ich werde keine leitende Fuktion mehr übernehmen.

zentral+: Sie wirkten nach dem verlorenen zweiten Wahlgang am 10. Mai schwer enttäuscht – wie geht es Ihnen heute?

«Es braucht seine Zeit, bis man eine solche Niederlage verdaut hat. Aber ich würde sagen, ich bin auf dem Weg Richtung Zufriedenheit.»

Felicitas Zopfi

Zopfi: Besser. Ich muss zugeben, dass ich das Ganze immer noch nicht ganz verdaut habe, aber ich bin auf dem Weg zur Besserung (lacht).

zentral+: Das tönt nach einer schwierigen Phase.

Zopfi: Das Ergebnis bedeutete einen abrupten Stopp des eingeschlagenen Wegs Richtung Regierungsrat. Wir gingen wirklich davon aus, dass es mit der Wahl klappen würde. Darum braucht es seine Zeit, bis man so etwas verdaut hat. Aber ich würde sagen, ich bin auf dem Weg Richtung Zufriedenheit.

zentral+: Die junge Fiona Schär wird als erstplatzierte Ersatzkandidatin für Sie ins Parlament nachrücken. Was wünschen Sie ihr?

Zopfi: Ich wünsche ihr viel Glück und hoffe, dass sie Freude hat bei dieser Aufgabe, so, wie ich es stets auch empfunden habe in all den Jahren.

 

 

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