Eidgenössisches in Zug wirft Fragen auf

Es braucht mehr als nur Sägemehl und Muskeln

Sicherheit, Kosten, Unterkunft, Verkehr... Auch wenn das «Eidgenössische» von Zug noch weit weg scheint: Fragen gibt es bereits viele. (Bild: zvg)

Auf den ersten Blick ist das Eidgenössische Schwingfest, welches 2019 in Zug stattfinden wird, noch in weiter Ferne. Dennoch wird schon rege geplant, störenden Kirschbäumen wurde bereits der Garaus gemacht. Offene Fragen zum Mega-Event gibt es viele. Nicht nur an den Kanton und die Organisatoren, sondern auch an die Stadt.

Das eidgenössische Schwingfest verspricht ein grosses Volksfest zu werden – urchig und populär zugleich. Viele Zuger freuen sich bereits innig auf den Event, der 2019 stattfinden wird. Manchen ist aber auch mulmig zumute wenn sie daran denken, wie Zug während dreier Tage 300’000 Menschen schlucken soll. Die Alternative/CSP-Fraktion forderte deshalb vom Stadtrat Antworten auf brennende Fragen.

Die Alternative Gemeinderätin Astrid Estermann erklärt ihre Beweggründe für den Vorstoss: «Es handelt sich um ein dreitägiges Fest, das in über vier Jahren stattfinden wird. Man hat eigentlich das Gefühl, Schwingen sei eine simple Sportart, es brauche lediglich etwas Sägemehl und zwei Menschen. Ich finde es deshalb verrückt, welcher Aufwand dafür betrieben werden muss. Es ist zwar schön, dass in Zug ein solches Fest stattfindet, doch das steht in keinem Verhältnis zum Aufwand, der hier betrieben wird.»

Unklar ist bis dato noch vieles. Wie sieht das Verkehrskonzept aus? Wo sollen die Gäste schlafen? Wie wird für Sicherheit gesorgt und wie tief greift die Stadt Zug in die Tasche für den dreitägigen Mega-Event?

Der Stadtrat ist nicht im OK vertreten

In ihrer Anfrage fragt die Alternative/CSP auch, wie sich das Organisationskomitee zusammensetzt und ob der Stadtrat oder Verwaltungsangestellte der Stadt Zug ebenfalls Teil des Organisationskomitees seien. Laut Stadtrat stehe über dem ganzen Event ein Trägerverein unter dem Präsidium von Paul Bachmann. Ab Mitte 2015 soll laut Stadtrat eine professionelle Geschäftsstelle mit ausgewiesenem Geschäftsführer und einem Projektleiter entstehen.

«Der Stadtrat ist der festen Überzeugung, dass die Organisation des Festes grundsätzlich in private Hände gehört.»

Zuger Stadtrat in seiner Interpellations-Antwort

Der Stadtrat werde «aus ordnungspolitischen Überlegungen» nicht Teil des Organisationskomitees sein. «Dieser ist der festen Überzeugung, dass die Organisation des Festes grundsätzlich in private Hände gehört», schreibt die städtische Exekutive weiter.

Estermann ist erfreut darüber, dass der Stadtrat nicht ins OK involviert ist. «Ein solcher Anlass muss unabhängig sein von der Politik. Ich finde es schon genug schwierig mit Regierungsrat Heinz Tännler, der als OK-Präsident fungiert.» Denn laut Estermann sei die Politik dafür zuständig, die Sicht der betroffenen Leute, seien es Anwohner oder Landbesitzer, einzunehmen.

Eine bessere Landqualität nach dem «Eidgenössischen»?

Für Estermann sei einer der wichtigsten Punkte die Situation des betroffenen Landwirtes Philipp Freimann. «Ich finde es unglaublich für den Landwirten, den es betrifft. Das ist ein jahrelanger Eingriff in das Land, auf dem er arbeitet.» Insbesondere deshalb wollte sie vom Stadtrat Antworten zu diesem Thema.

Welche Eingriffe sind nötig und wie lange ist das Land danach voraussichtlich nicht mehr nutzbar? Laut Stadtrat werde im Bereich der Arena ein Niveauausgleich vorgenommen, wofür das Gelände trockengelegt würde. Bereits in den nächsten Tagen werde damit begonnen, eine Entwässerungsanlage zu installieren, schreibt die Stadt. Die Bäume, welche für den Anlass gefällt werden müssen (zentral+ berichtete), sollen wieder aufgeforstet werden. Der Stadtrat schreibt: «Nach dem Fest wird der Boden in der heutigen Form wiederhergestellt und voraussichtlich eine höhere Qualität aufweisen als heute.»

«Der Landwirt hat davon gesprochen, dass es sieben bis acht Jahre dauern werde, bis er das Land wieder so wie vorher nutzen könne.»

Astrid Estermann, Zuger Gemeinderätin Alternative/CSP

Der Stadtrat erklärt zudem, dass er in die Gesprächen mit dem Landbesitzer nicht involviert sei. «Seitens Organisationskomitees wurde der Stadtrat jedoch dahingehend informiert, dass zwischen den involvierten Parteien allerseits zufriedenstellende Lösungen gefunden wurden.» Auch die Zuger Gemeinderätin Astrid Estermann bestätigt, dass der betroffene Landwirt momentan zufrieden sei mit der Situation. «Er hat jedoch davon gesprochen, dass es sieben bis acht Jahre dauern werde, bis er das Land wieder so wie vorher nutzen könne. Weil ich keine Fachfrau bin, muss ich es dem Stadtrat einfach glauben, dass sich die Landqualität mit dem Eingriff verbessern wird.»

Weitere Antworten verlangte die Alternative/CSP in Sachen Verkehrsführung. Laut Stadtrat ist es zwar etwas früh, um eine detaillierte Verkehrsstrategie aufzuzeigen. Dennoch sei beispielsweise bereits klar, dass die Zufahrt zum Gelände mittels einer Transportpiste direkt ab der Autobahn beziehungsweise ab dem Kreisel Neufeld erfolgen werde. «Damit wird sichergestellt, dass die Anlieferungen nicht durch bewohntes Gebiet erfolgen müssen.» Die Zufahrtsstrasse werde nach dem Anlass wieder zurückgebaut.

Ein kombiniertes Öv-Ticket soll für weniger Verkehr sorgen

Offenbar gibt es seitens des Organisationskomitees auch erste Überlegungen, wie man den Besucherstrom kontrollieren kann. «Geplant ist ein kombiniertes Ticket, mit dem Ziel, dass möglichst viele Festbesucher mit dem öffentlichen Verkehr anreisen», schreibt der Stadtrat in seiner Antwort. Das OK sei daran, ein entsprechendes Konzept zu erarbeiten.

Auf die Frage der CSP/Alternative, wo wie viele Gäste untergebracht werden können, erklärt der Stadtrat: «Rund 1’200 Personen des Schwingfestes werden in Hotelunterkünften im Kanton Zug und auch in Luzern und Zürich untergebracht. Übernachtungsmöglichkeiten werden auch in Turnhallen und in einem Campingbereich angeboten werden.»

Für die Erstellung eines Sicherheitskonzepts sei laut Zuger Stadtrat der Veranstalter zuständig, «allfällige Leistungen der Stadt Zug beziehungsweise der Blaulichtorganisationen sind zu entgelten». Zudem sei damit zu rechnen, dass beispielsweise private Sicherheitsfirmen und Sanitätsposten vom OK aufgeboten würden.

Ein finanzieller Zustupf der Stadt ist möglich

Weiter wundert sich die Alternative/CSP, wie es um die Kosten steht, welche die Stadt Zug für das Schwingfest stemmen müsse. Der Stadtrat erklärt in seiner Antwort, dass insbesondere im Jahr 2019 zahlreiche interne und externe Leistungen zu erbringen seien, dass sich das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest jedoch selbst finanziere. «Grundsätzlich vertritt der Stadtrat die Haltung, dass es möglichst zu vermeiden ist, dass im grösseren Umfange städtische Steuergelder zur Mitfinanzierung des Schwingfestes beigezogen werden.»

Dennoch könne sich der Stadtrat grundsätzlich vorstellen, einen einmaligen finanziellen Beitrag an das «Eidgenössische» zu leisten, sollte ein entsprechendes Gesuch eingehen. Bis 200’000 Franken kann der Stadtrat eigenhändig entscheiden, bei einem höheren Betrag müsse der Grosse Gemeinderat involviert werden.

Eine unproblematische Doppelrolle?

Für die Alternative/CSP sind auch nach der Beantwortung der Interpellation nicht alle Kritikpunkte aus dem Weg geräumt. Astrid Estermann führt aus: «Ich hoffe wirklich, dass das Land, auf dem das Fest stattfindet, nachher bald wieder nutzbar ist. Zudem besteht mit Heinz Tänner als OK-Präsidenten die Gefahr, dass Leute übergangen werden. Darum hoffe ich, dass die Anwohner wirklich einbezogen und genügend informiert werden.

Regierungsrat Heinz Tännler sieht «kein Problem» in seiner Doppelrolle als Zuger Baudirektor und OK-Präsident des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfestes. Er begründet dies wie folgt: «Auf gesetzliche Fragestellungen in Bezug auf Baubewilligungen, Sicherheit oder Verkehr habe ich keinen Einfluss. Die Gesuche, die wir als OK stellen, werden von der Stadt Zug beantwortet.»

Zudem sei es auch für das OK äusserst wichtig, dass die Interessen der Bevölkerung gehört und berücksichtigt werden. «Ausserdem ist es bei Grossanlässen wie diesem üblich, dass das Amt des OK-Präsidenten jeweils von politischen Amtsträgern ausgeübt wird – sei es beim Jodlerfest, bei der Tour de Suisse oder eben beim Eidgenössischen Schwingfest.»

 


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1 Kommentar
  • Profilfoto von E. Seger
    E. Seger, 05.05.2015, 17:13 Uhr

    Das Areal, auf dem die Besuchertribüne des Schwingfests dannzumal zu stehen kommt, ist ausserhalb der Bauzone. Baugesuche für Bauten und Anlagen müssen deshalb von der Gemeinde Zug an das Amt für Raumplanung weitergeleitet werden. Dieses entscheidet über die Zulässigkeit des Bauvorhabens. Das Amt für Raumplanung ist Teil der Baudirektion.

    Dasselbe gilt für die Terrainveränderung, die in den nächsten Tagen vorgenommen werden soll. Das entsprechende Merkblatt ist auf der Webseite des Kantons zu finden und zwar beim Amt für Umweltschutz (Baudirektion) unter dem Thema Bodenschutz.

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