Damian Müller soll Präsident werden

Steuern FDP-Politiker Luzerns «Dampferfreunde»?

Dampferparade auf dem Vierwaldstättersee. Dank den «Dampferfreunden» sind die Raddampfer immer noch seetüchtig.

(Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Der scheidende Präsident der Dampferfreunde war FDP-Politiker, der neue – Damian Müller – will für die gleiche Partei in den Ständerat. Der Verein scheint mit seinen über 10’000 Mitgliedern eine perfekte Wahlhilfe für die Freisinnigen zu sein. Steckt der Filz unter den Schiff-Nostalgikern?

Es ist ein offenes Geheimnis, dass Männer, die in der Politik etwas erreichen wollen, sich gerne und fleissig vernetzen und verbinden. Solche Netzwerke können der Karriere äusserst dienlich sein. Je mehr Leute man kennt, die über Macht und Einfluss verfügen, desto besser. Eine Empfehlung hier, ein Tipp da – und schon ist man eine Stufe weiter auf der Treppe, die nach oben führen soll.

Seilschaften nennt man das gemeinhin. Der Begriff aus der Bergsteigersprache veranschaulicht, was gemeint ist: Kletterer sind mit einem Seil verbunden – stürzt einer ab, fangen ihn die anderen mit dem Seil ab. So ist es auch in der Politik: Man kennt sich, man hilft einander, der eine springt wenn nötig für den anderen in die Bresche.

Viele Mitglieder – viel Popularität

Gut geeignet für die Förderung der politischen Karriere sind auch Mitgliedschaften in publikumswirksamen Vereinigungen – etwa den Dampferfreunden. Die äusserst beliebte Organisation vereint über 10’000 Mitglieder. Eine Präsidentschaft kann da zu viel Popularität verhelfen.

Nun soll der FDP-Kantonsrat Damian Müller an der Generalversammlung vom 16. Mai zum neuen Präsidenten der Dampferfreunde gewählt werden. An sich kein Grund zur Aufregung oder zu besonderer Betrachtung. Beim genaueren Hinschauen aber fällt dann doch das Eine oder Andere auf. Da wäre zuerst einmal die Parteizugehörigkeit. Der scheidende Präsident, Beat Fuchs, ist nämlich ebenfalls ein Liberaler. Er war von 1998 bis 2010 Regierungsrat im Kanton Nidwalden.

Ebenfalls von der FDP ist Sonja Hablützel, die Leiterin der Geschäftsstelle der Dampferfreunde. Sie hat (erfolglos) für den Luzerner Kantonsrat kandidiert. Und schliesslich war der Liberale Hermann Heller Mitbegründer und erster Präsident der Dampferfreunde Vierwaldstättersee. Der ehemalige FDP-Präsident des Kantons Luzern war von 1972 bis 1987 der höchste «Dampferfreund».

Ein Seetaler auf dem Vierwaldstättersee?

Weiter fragt sich, warum gerade Damian Müller dem Dampferverein vorstehen soll. Schliesslich ist sein Wohnort Hitzkirch ziemlich weit vom Vierwaldstättersee entfernt. Naheliegender wäre für den Seetaler die Schifffahrt auf dem Hallwilersee.

Damian Müller, FDP-Kantonsrat, Hitzkirch

Damian Müller, FDP-Kantonsrat, Hitzkirch

Und natürlich muss er sich die Frage gefallen lassen, ob die Ernennung zum Präsident eines so prestigeträchtigen Vereins zum jetzigen Zeitpunkt nicht etwas auffallend ideal gewählt ist – ziemlich genau fünf Monate vor den National- und Ständeratswahlen. Müller wurde letzten Herbst überraschend dem Kantonalpräsidenten Peter Schilliger vorgezogen und als Ständeratskandidat für die FDP nominiert.

Der Verdacht, dass er nun mit dem Präsidium eine ideale Plattform erhält, um sich nicht nur für die Erhaltung der Dampfer, sondern auch für seine politischen Ziele ins Zeug zu legen, liegt nahe. Böse Zungen könnten sogar behaupten, dass hier die Dampferfreunde als politischer Wahlverein missbraucht werden.

«Für mich eine Herzensangelegenheit»

Damian Müller will davon aber gar nichts wissen. Auf Anfrage versichert er, dass keinerlei Hintergedanken damit verbunden seien. «Ich wurde für dieses Amt angefragt, für mich sind die Raddampfer eine Herzensangelegenheit. Mit den Wahlen im Herbst hat das überhaupt nichts zu tun.»

Damian Müller habe sich vielmehr im Vorfeld gefragt, ob ihm, wenn er das Präsidium annehme, nicht genau das vorgehalten werde: Dass er damit seinen Bekanntheitsgrad erhöhen wolle, was ihm Stimmen bringen könnte. «Ich habe fast erwartet, dass mir das noch vorgeworfen wird.» Müller versichert, dass das Eine nichts mit dem Anderen zu tun habe. «Ich bin seit langem Mitglied des Vereins und war als Bub schon ein Fan der Dampfschiffe.»

«Ich wurde für dieses Amt angefragt. Mit den Wahlen im Herbst hat das überhaupt nichts zu tun.»

Damian Müller, FDP-Kantonsrat, Hitzkirch

Es sei zudem nichts Aussergewöhnliches, dass er als Seetaler für dieses Amt angefragt wurde. «Dampferfreunde sind nicht nur Leute, die in der Nähe des Vierwaldstättersees wohnen. Wir haben im Verein Mitglieder aus allen möglichen Gegenden mit dabei.»

«Ein reiner Zufall»

Dass der Verein der Dampferfreunde eine versteckte Seilschaft der Liberalen sei, stimme überhaupt nicht, findet zudem Beat Fuchs auf Anfrage. Der derzeitige Präsident ist zwar FDP-Mitglied, das sei aber keineswegs Voraussetzung für das Amt des Präsidenten. «Es ist reiner Zufall, dass Damian Müller in der selben Partei ist wie ich.» Wichtig sei die Begeisterung für die Dampfschiffe und nicht die politische Gesinnung.

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