Neue Sport- und Eventhalle in Kriens

«Klar ist das eine Konkurrenz»

Kaum wurden die Pläne für eine grosse Sport- und Eventhalle in Kriens vorgestellt, werden bereits kritische Stimmen laut. Weil in der neuen Halle auch Konzerte veranstaltet werden, steht das Projekt in Konkurrenz mit der Messe Luzern und dem KKL.

Der Zeitplan ist ehrgeizig: Bereits im nächsten Jahr soll mit dem Bau einer neuen Sport- und Eventhalle begonnen werden. Auf 2018 ist die Eröffnung des 30-Millionen-Projekts geplant. Auf dem Areal des Krienser Mattenhof II kommt laut den Plänen ein 80-Meter-Hochhaus, wobei in den oberen Etagen Wohnungen realisiert werden. Unten kommt eine multifunktionale Sport- und Eventhalle mit Sitzplätzen für 4’000 Personen rein. Kürzlich wurde das Mega-Projekt den Medien vorgestellt (zentral+ berichtete). Auf die Pläne folgen nun erste kritische Stimmen. Der Vorwurf: Wegen dem Mix aus Sporthalle und Eventhalle werde eine unnötige Konkurrenzsituation für die Messe Luzern und das KKL geschaffen.

Grüne warnen vor Schiffbruch

«Aus meiner Sicht ist klar, dass dieses Projekt Schiffbruch erleiden wird», schreibt Marco Müller, Präsident der städtischen Grünen in einem Kommentar auf zentral+, nachdem die Pilatus Arena den Medien vorgestellt wurde. Besonders im Bezug auf die Nutzung hinterfragt er das Projekt kritisch. «Mit einer Eventhalle, die Konzerte, Events und Messen veranstaltet, konkurrenziert sie direkt die Messe Luzern», so Müller. «Nach meinem Wissensstand ist die Messe Luzern nicht ausgelastet.» Deshalb sei es falsch, wenn die Stadt Luzern als Landbesitzerin nun ein solches Projekt unterstütze. «Ich bin der Ansicht, dass der Aspekt der Konkurrenzsituation nicht berücksichtigt wurde.»

Gegen diesen Vorwurf wehrt sich Nick Christen, Initiant der Pilatus Arena. Dass es zu einer Konkurrenzsituation kommen würde, glaubt der CEO des HC Kriens-Luzern nicht. Der Handball Club will in der neuen Sporthalle Heimspiele veranstalten. «Im Gegenteil. Wir ergänzen uns gegenseitig bestens», sagt er. Dies, weil in der Pilatus Arena primär Sportveranstaltungen stattfinden würden. Dennoch: «Es gibt Bereiche, wo wir uns marginal überschneiden werden», so Christen. Zum Beispiel bei Konzerten.

Beispiel, wie die neue Sport- und Eventhalle von innen aussehen könnte.

Beispiel, wie die neue Sport- und Eventhalle von innen aussehen könnte.

(Bild: pilatusarena.ch)

«Klar ist das eine Konkurrenz»

Markus Lauber, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Messe Luzern, sieht das allerdings nicht so rosig. «Klar ist das eine Konkurrenz», entgegnet er. Wie gross die Konkurrenz letztlich ist, darüber werde das Konzept der neuen Sport- und Eventhalle entscheiden. «Wenn die Pilatus Arena primär Events im Hallensport organisiert, ist es für uns eine kleine Konkurrenz.» Denn die Messe Luzern bietet selber keine Sportveranstaltungen an. «Wird der Betrieb der Halle aber mit 100 Konzerten pro Jahr finanziert, so wird es ein grosser Konkurrent», erklärt Lauber. Mit den Initianten der Pilatus Arena steht er regelmässig in Kontakt. Er ist sogar im Unterstützungskomitee.

Konzerte der Messe Luzern finden in der Halle 1 statt. Diese hat keine fixe Bühne und auch keine Sitzplätze. Beides kann aber mit entsprechendem Aufwand aufgebaut werden. Die Halle bietet 6’000 Stehplätze oder 5’000 Sitzplätze. Das wären als 1’000 Sitzplätze mehr als bei der Pilatus Arena mit 4’000 Sitzplätzen.

Initianten loben Standort Mattenhof

«Dass es eine Sporthalle braucht, ist unbestritten», sagt Marco Müller, Präsident der städtischen Grünen. Persönlich sei er aber der Meinung, dass man hier kleinere Brötchen backen sollte und bei der Finanzierung einer multifunktionalen Sporthalle eventuell auf öffentliche Gelder zurückgreifen sollte. Heute planen die Initianten, auf solche zu verzichten. Die 30 Millionen für den Bau der Pilatus Arena teilen sich der Bund (3 bis 5 Millionen Franken), der Kanton (vier bis sechs Millionen Franken aus dem Lotteriefonds) und Private. Zudem finanziert sich das Projekt durch die Mehrwertabschöpfung, die durch die Wohnungen im 80-Meter-Hochhaus entstehen. Das Finanzierungs- und Betriebskonzept ähnelt dem der Swissporarena auf der Allmend. Müller ärgert sich weiter, dass nicht vorgängig die Diskussion lanciert wurde, und nun ein mehr oder weniger ausgearbeitetes Projekt vorliegt. «Es ist falsch, wenn im stillen Kämmerlein geplant wird», so Müller.

«Der Standort Rothenburg ist viel geeigneter, weil dort die Verkehrsanbindung besser ist.»

Marco Müller, Präsident der städtischen Grünen

Auch bei der Standortfrage wünscht er sich die Diskussion, denn mit dem Mattenhof als Standort ist er gar nicht glücklich. Müller verheimlicht nicht, dass er den Standort Rothenburg Station bevorzugt. «Dieser Standort ist viel geeigneter, weil dort die Verkehrsanbindung besser ist.» Das Areal Mattenhof sei schon jetzt chronisch überlastet.

KKL wartet Konzept ab

Was meint der Initiant dazu, das Projekt zu redimensionieren und nur eine Sporthalle zu bauen? Davon hält Nick Christen wenig: «Der Hallensport hat andere Bedürfnisse. Es fehlt eine Halle für den Spitzensport mit entsprechender Grösse und Infrastruktur für Zuschauer, Sportler und Sponsoren», betont Christen. Entsprechend sei auch die Infrastruktur für Events vorhanden. Auch das Argument, dass dies der falsche Standort sei, lässt er nicht gelten. Er verweist auf die Standortevaluation von LuzernPlus. Diese hat aus 12 Standorten den Mattenhof II gerade wegen der Anbindung an den ÖV, den Langsamverkehr und die Autobahn als besten Standort erkoren.

Beim KKL Luzern gibt man sich auf Fragen zum neuen Konkurrenten noch zurückhaltend. «Solange nicht klar ist, wie die Kongress- und Konzert-Infrastruktur aufgestellt ist und welche Segmente bedient werden sollen, können wird dies nur schwer abschätzen», sagt Oliver Vrieze, Marketingleiter beim KKL. Mit den Initianten stehe man derzeit nicht im Gespräch. Vordergründig sieht Vrieze gar einen Vorteil. «Für die weitere Stärkung des Standorts Luzern ist das Projekt sicherlich positiv zu werten.» Je nach Bestuhlung haben im Luzerner Saal des KKL zwischen 878 und 1’128 Besucher Platz.

«Das KKL wird aus Sicht von Goodnews keine Einbussen erleiden»

Gérard Jenni, Goodnews-Geschäftsführer

Das KKL dürfte auch weniger betroffen sein als die Messe Luzern, wie eine Anfrage bei Goodnews zeigt. Der Konzertveranstalter hat bereits Interesse angekündigt, in der Pilatus Arena Konzerte zu veranstalten. «Das KKL wird aus Sicht von Goodnews keine Einbussen erleiden», sagt Gérard Jenni, Geschäftsführer von Goodnews. «Wir machen im KKL ausschliesslich Veranstaltungen mit Künstlern aus dem Klassikbereich.» Wie oft Goodnews in der neuen Pilatus Arena Pop und Rock Konzerte veranstalten würde, sei noch offen. «Auf jeden Fall sprechen wir von einzelnen Veranstaltungen. Eine häufige Bespielung ist unwahrscheinlich.» Verträge seien bis dato noch keine unterzeichnet.

Kritiker befürchten auch, dass die Pilatus Arena Mehrverkehr bringen wird. Mehrverkehr in einem Gebiet, das schon heute regelmässig überlastet ist. Ein Verkehrskonzept liegt aber noch nicht vor. Ein Verkehrskonzept über das gesamte Gebiet LuzernSüd wird zurzeit im Rahmen der Planung mit den drei Gemeinden, dem Kanton und dem Verkehrsverbund erarbeitet. Thomas Glatthard, Gebietsmanager von LuzernSüd, erklärt: «Das Konzept wird im Mai abgeschlossen. Für alle grösseren Areale – also auch die Pilatus Arena – müssen dann Mobilitätskonzepte erstellt werden. Ein solches muss beantworten können, wie viel Verkehr zu welcher Zeit wo anfällt – und wie er bewältigt werden kann.»

S-Bahn fährt neu öfters

Im Juni werde das Gesamtkonzept den Exekutiven von Luzern, Kriens und Horw vorgelegt, im Herbst sollen die Parlamente darüber befinden. Bereits jetzt kann Glatthard aber sagen: «Grundsätzlich wird in diesem Gebiet dem ÖV und dem Langsamverkehr grössere Bedeutung zukommen.» Das Ziel sei, dass der grosse Teil der Besucher mit der S-Bahn anreise. Der Takt werde dazu von heute 15 Minuten auf siebeneinhalb Minuten verbessert.

3D-Karte der geografischen Einbettung der Pilatus Arena.

3D-Karte der geografischen Einbettung der Pilatus Arena.

(Bild: pilatusarena.ch)

Noch unklar ist, ob und wie viele Parkplätze mit der Pilatus Arena gebaut werden. Glatthard schätzt: «Eine gewisse Anzahl Parkplätze wird es sicher geben. Diese werden aber nicht auf die Spitzenzeiten ausgelegt sein. Doppelnutzungen mit Parkplätzen im Gebiet Mattenhof werden zum Zug kommen.» Spitzenzeiten. Bei solchen fürchten Kritiker, dass beim verkehrstechnisch heute schon überlasteten Mattenhof der Verkehr zusammenbrechen wird.

Was also, wenn ein Konzert in der neuen Halle zeitgleich mit einem FCL-Match stattfindet? «Wir nehmen die Verkehrsfrage ernst», sagt Nick Christen, Initiant des Projekts. «Schon heute gibt es Konstellationen, dass gleichzeitig der FCL spielt und eine Messe läuft. Das funktioniert mit guter Koordination. Wenn immer möglich werden wir solche Doppelveranstaltungen vermeiden.»

«Ein Verkauf kommt für uns nicht in Frage»

Noch muss das Projekt mehrere Hürden meistern. Die nächste wird der Landverkauf werden. Die Stadt als Besitzerin des Areals bevorzugt den Verkauf gegenüber einer Abgabe im Baurecht. Letzlich wird aber das Stadtparlament entscheiden müssen. Und schon jetzt ist für den Präsident der Grünen klar, dass sie den Verkauf bekämpfen werden. «Ein Verkauf kommt für uns nicht in Frage», sagt Müller. Für ihn ist das Areal ein «Filetstück», das auch künftigen Generationen dienen soll. Geht es nach Müller, soll die Stadt an diesem Standort selber aktiv werden und etwas eigenes planen.

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Auf dem Areal Mattenhof II soll bis 2018 eine grosse Sport- und Eventhalle entstehen. 30 Millionen kostet das Projekt.

Auf dem Areal Mattenhof II soll bis 2018 eine grosse Sport- und Eventhalle entstehen. 30 Millionen kostet das Projekt.

(Bild: zvg)

So ähnlich wie auf dieser älteren Visualisierung könnte der Mattenhof dereinst aussehen. Nur das Hochhaus rechts wäre etwa doppelt so hoch.

So ähnlich wie auf dieser älteren Visualisierung könnte der Mattenhof dereinst aussehen. Nur das Hochhaus rechts wäre etwa doppelt so hoch.

(Bild: zvg)

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