Die wichtigsten Tipps

Wählen? So cumulisieren Sie richtig

Konnten bei der Stichprobe auf der Strasse als einzige die hohe Kunst des «Panaschierens» und «Kumulierens» erklären: Herr und Frau Jeker aus Luzern. (Bild: bra)

Am 29. März wird gewählt. Aber viele Luzernerinnen und Luzerner haben keine Ahnung, wie man die Listen richtig ausfüllt. Besonders, wenn es um ausgefeilte Technik geht. Was heiss «panaschieren»? Was heisst «kumulieren»? Eine kleine Lektion.

Luzern wählt in zwei Wochen sein politisches Personal. Aber es weiss nicht ganz, wie es geht. Das zeigt zumindest eine Strassenumfrage in der Luzerner Altstadt. Zugegeben, es sind zwei fiese technische Fragen für die Passanten. Was heisst «panaschieren»? Was heisst «kumulieren»? Langsam wird es zur Bürgerpflicht, diese zwei Begriffe zu kennen. Am 29. März wird gewählt. Ein demokratisches Privileg, das vielen Kopfzerbrechen bereitet. Ist das so furchtbar kompliziert?

Acht von zehn sind durchgefallen

Sieht so aus. Für die Stichprobe gehen wir in die Luzerner Altstadtgassen. Herrlich hell ist die Nachmittagssonne – und ebenso herrlich unterbelichtet sind die Antworten, die wir erhalten: «Panaschieren heisst so was wie Listen streichen», sagt die 24-jährige J.V., wohnhaft in der Stadt Luzern. Ihre Kollegin nebenan fügt sehr selbstsicher hinzu, man könne jemanden «so oft hinschreiben, wie man will».

Der 33-jährige J.M. aus Emmen denkt, kumulieren habe etwas mit «Cumulus» zu tun und vergleicht den Begriff äusserst kreativ mit dem Rabattpunktesystem eines grossen Detailhändlers, aber wenig schlüssig. Lediglich zwei von zehn Befragten, Herr und Frau Jeker aus der Stadt Luzern, wussten Bescheid. Das Ergebnis der Umfrage lautet also: Luzern hat Nachholbedarf beim Staatskundelehrer – einer der Befragten besuchte übrigens die Kantonsschule Alpenquai.

Zwei Begriffe, viele Fragen

Erklärung tut Not. Der Autor ist in der Materie bis dahin wohlbemerkt auch nicht gerade sattelfest. Aber wir wollen schliesslich mitreden und mitbestimmen. Politik betrifft uns alle. Und von technischen Fremdwörtern lassen wir uns nicht verwirren.

Leere Linien

Was passiert, wenn man mehr Kandidaten streicht, als hinzufügt? Und wie zählen leere Linien? Leere Linien werden als Zusatzstimmen für jene Partei gewertet, deren Namen im Feld «Listenbezeichnung» eingetragen ist.

Bei der Verteilung von Sitzen auf die Listen werden Zusatzstimmen voll gezählt. Wenn anschliessend ermittelt wird, welche Kandidaten einer Partei einen Sitz erhalten, beeinflussen Zusatzstimmen das Resultat aber nicht.    

Es gibt vier Möglichkeiten. Hier das Wichtigste: Sie dürfen für sich nur eine Liste verwenden, denn Sie haben in Ihrem Wahlkreis nicht mehr Stimmen zur Verfügung, als bereits Linien auf einem Wahlzettel stehen. Die einfachste Möglichkeit ist es, eine Liste unverändert einzuwerfen. Parteien haben die Favoriten schon festgemacht, deshalb stehen diese Namen jeweils zweimal auf der vorgedruckten Liste. Und finden Sie einen Kandidaten aber nicht so toll, dann streichen Sie ihn einfach durch.

Nun zum berühmt-berüchtigten «Kumulieren»: Das Wort kam ursprünglich aus dem gescheiten Latein und bedeutet «Anhäufen», hat also im entferntesten Sinne tatsächlich etwas mit Rabattsystemen zu tun. Sie geben ihre Stimme einer Person zweimal. Zum Beispiel kennen Sie einen Kandidaten persönlich und können, wie schon erwähnt, einen vorgedruckten Namen streichen und durch einen bevorzugten Kandidaten ersetzen. Dazu muss die Kandidatennummer (mit Nullen) und der vollständige Namen in Blockbuchstaben wiederholt werden. Der gleiche Name darf aber nicht mehr als zweimal auf dem Wahlzettel stehen.

Panaschieren hat wirklich mit Mixen zu tun. Nicht Bier mit Zitronenlimonade, sondern Namen mit Listen. Es ist das ein- oder zweimalige Einfügen von Kandidaten von anderen Parteien. Jede Änderung muss handschriftlich erfolgen − keine Schreibmaschine, kein Tipp-Ex, keine Gänsefüsschen, keine Smileys, «ditos» oder «Barack Obamas». Und eben: Die Liste darf insgesamt nicht mehr Namen enthalten als die Anzahl Sitze, die einem Wahlkreis zustehen. Und unterschreiben Sie den Stimmrechtsausweis und nicht den Wahlzettel – sonst war alles für die Katz.

Links wird panaschiert, rechts wird kumuliert.

 

Entscheidend ist nicht das «Wie»

Nun zur Königsdisziplin, die alle Möglichkeiten vereint: Wer bunt gemischt wählt, verwendet zur besseren Übersicht den leeren Wahlzettel. Man denke daran: Einzutragen sind nur Kandidaten, die auf einer der vorgedruckten Listen stehen. Scherzeinträge wie «Vujo for President» sind zwar lustig, machen die ganze Wahl aber ungültig. Für ganz Fortgeschrittene kann der Blankowahlzettel dann noch mit einer Partei versehen werden. Der Vorteil: Allenfalls leer bleibende Linien werden so als Parteistimmen der gewünschten Partei gutgeschrieben. Wenn keine Partei eingetragen wird, sind die leeren Felder quasi verloren (siehe Box).

So kann nichts mehr schief gehen. Schlussendlich sollte man sich nicht allzusehr in technischen Details verlieren. Oder wie es die 21-jährige M.V. in der Nachmittagssonne auf dem Mühleplatz meint. «Es geht nicht darum, wie man wählt, sondern wen.» Da stimmen wir zu.

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