Dritte und letzte Mitwirkung zum Papieri-Areal

«Grundsätzlich gut umgesetzt, aber…»

Emsiges Treiben während des dritten und letzten Workshops. (Bild: wia)

Zu hohe Häuser, zu laute Teenager, zu grosse Hürden für die Lorzenfische. Dies waren Ängste, welche die Chamer Bevölkerung an der dritten und letzten Mitwirkung zum Papieri-Areal äusserten. Abgesehen der Befürchtungen stellten die Teilnehmer dem fertigen Masterplan ein gutes Zeugnis aus.

Die Chamer fühlen sich ernst genommen an diesem Abend. Sitzen am gleichen Tisch wie Projektleiter, Architekten, Gemeindepräsidenten. Und diskutieren darüber, wie die Zukunft ihres historischen Erbes aussehen soll. Es ist der dritte Workshop, den die Gemeinde zur Überbauung des Papieri-Areals macht. Das Richtprojekt steht, nach zwei ersten Mitwirkungen und einer darauffolgenden Erarbeitungsphase (zentral+ berichtete). An diesem letzten Workshop geht es der Gemeinde und Planern darum, zu sehen, ob alles, was die Bevölkerung als wichtig empfindet, auch entsprechend berücksichtigt wurde.

Im Grunde geht es um die Umgestaltung des Areals der Cham Paper Group, welche in mittelferner Zukunft passieren soll. Geplant sind der Erhalt einiger historischer Häuser und Fabrikgebäude, Hochhäuser, günstiger Wohnraum, Bauten zur öffentlichen Nutzung und viel Freiraum sowie Grünflächen. Hier soll gewohnt, gearbeitet, gegessen und getrunken werden. Und auch die Kultur soll ihren Platz erhalten. Der Fokus liegt dabei stark auf den Mischnutzungen (zentral+ berichtete). Claude Ebnöther, der Projektleiter seitens der Cham Paper Group, sagt: «Die Mischnutzung ist die Stärke dieses Projekts und unser Grundsatz. Wo es geht, wollen wir zudem Zwischennutzungen einsetzen.» Dabei macht Ebnöther fliessende, kreisende Handbewegungen. Als wenn er damit zum Ausdruck bringen möchte, wie sehr das Papieri-Areal im Umbruch, im Fluss ist.

Der Grundtenor ist positiv

Nachdem das Projekt vorgestellt wird, wird das Zepter also den Gästen weitergereicht. Diese verteilen sich auf Gruppen, bringen ihre Anliegen in kleinen Runden ein, diskutieren rege. Was ist gut am bisherigen Richtplan? Was fehlt? Was ist unklar geblieben?

Und der Grundtenor, der ist bei allen acht Gruppen der gleiche. «Insgesamt gut», «grundsätzlich gelungen», «positiver Gesamteindruck», «das Projekt ist sehr stimmig», sind jeweils die ersten Feedbacks der Sprecher. Und dann kommen zwar die grossen Abers, Zwars, und Nurs, doch diese münden jeweils in konstruktiven Inputs. Der Tenor ist klar. Wer hier mitwirkt, der will seine Stadt mitgestalten, will gute Lösungen finden und schätzt es, gefragt und gehört zu werden. Denn gehört werden die Besucher. An jedem Tisch sitzen Vertreter des Projektes, der Gemeinden, erklären und diskutieren mit.

Eine bunte Palette von Inputs

Spannend dabei die Konstellation der Leute. Da ist eine junge Chamerin, die mit ihrer Mutter gekommen ist. Ein 80-jähriger Urchamer, der sich besonders um die Fische in der Lorze sorgt, ein schwerhöriger Nachbar, Architekten, Eingemietete und Grundinteressierte. Entsprechend sind auch die Inputs äusserst vielfältig. Und auch wenn die Umsetzung des Projekts noch beinahe zwei Jahrzehnte dauern dürfte, scheint es wichtig, diese Punkte jetzt schon auf den Tisch zu bringen.

«Wird das neue Papieri-Quartier eine Konkurrenz zum bisherigen Dorfzentrum?»

Ein Chamer Einwohner zu den Gefahren des geplanten Quartiers.

«Wir sehen die Gefahr, dass sich der Dorfkern mit dem neuen Quartier plötzlich in Richtung Papieri verschiebt. Gibt es plötzlich eine Konkurrenz zum Dorfzentrum?», gibt einer der Mitwirkenden zu Bedenken. Und «ist genügend Gewerbefläche eingeplant, abgesehen von Dienstleistungsflächen?» Ein weiterer Input aus der Runde erwähnt den Lärm, den man einberechnen müsse. «Es soll ja an einer Stelle eine grosse Treppe entstehen, die zum Verweilen einlädt. Muss dann am Wochenende dauernd die Polizei aufkreuzen, weil sich Jugendliche gerne bis Mitternacht dort aufhalten und der Lärmpegel zu hoch ist?»

Ein grosses, mehrmals genanntes Thema für die Bevölkerung ist die Mobilität. Was bedeutet es für die Mobilität, wenn plötzlich Wohnungen für 2’000 Menschen mehr existieren? Reicht die bestehende Infrastruktur, um die Kapazität der bewohnbaren Fläche verkehrstechnisch zu schlucken? Ist die Chamer Umfahrungsstrasse in den Auswirkungen mit einberechnet?

Bedenken zu geplanten Hochhäusern

Einige Anwesende fürchten sich sichtlich vor den geplanten Hochhäusern. Ein Chamer gibt zu Bedenken: «Ich war letzthin beim Schluechthof oben. Wie ich das verstehe, sollen die Hochhäuser fast genauso hoch werden. Das hat mich schon etwas erschreckt.»

Dazu sagt der Chamer Bauchef Rolf Ineichen: «Natürlich ist Verdichtung auch bei diesem Projekt ein Thema und das finden grundsätzlich alle gut. Trotzdem müssen wir uns auch den Konsequenzen bewusst sein. Dass die Verdichtung beispielsweise Auswirkungen hat auf die Höhe der Häuser.»

Auch Barrierefreiheit, Identität und die Wichtigkeit preisgünstigen Wohnraums sind Themen des Abends. Die Inputs werden aufgenommen und notiert. Bis im März sollen die Anmerkungen ausgewertet, der Richtplan bereinigt und verabschiedet werden. Oder wie Ineichen es formuliert: «Wir sind jetzt auf einer gewissen Flughöhe. Bald kommen wir etwas weiter runter und die Planung wird detaillierter.»

 

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