Stadt Luzern behebt Sicherheitsmängel

1,2 Millionen Franken für 133 Fussgängerstreifen

Stadtrat Adrian Borgula (links) und Simon Steffen, Beauftragter für Verkehrssicherheit, überqueren einen Unfallschwerpunkt bei der Hirschmattstrasse. (Bild: Sandro Portmann)

Luzern ist für Fussgänger die gefährlichste Stadt der Schweiz. Das soll sich ändern. Nun sollen die 133 schlimmsten Fussgängerstreifen auf Gemeindestrassen saniert werden. Das dauert allerdings vier Jahre.

Die Stadt Luzern ist ein gefährliches Pflaster für Fussgänger. Eine Analyse der Stadt zeigt: Von den 723 Fusgängerstreifen auf dem städtischen Gebiet sind 532 mangelhaft und ein Sicherheitsproblem. Davon liegen 360 auf Gemeindestrassen und somit in der Verantwortung der Stadt Luzern. Weiter zeigt die Analyse, dass es alleine in der Stadt 43 Unfallschwerpunkte gibt.

«Die Zahl klingt sehr dramatisch, ist sie aber nicht», sagte Stadtrat Adrian Borgula an der Medienorientierung diesen Donnerstag. In vielen Fällen würden marginale Anpassungen reichen, um die Sicherheit wieder herzustellen. Etwa dann, wenn eine Hecke die Sicht erschwert. Die Stadt hat nun 133 Fussgängerstreifen definiert, die mit hoher Priorität bis 2019 saniert werden müssen. «Die Fussgängerstreifen mit hohem Gefahrenpotenzial haben höchste Priorität», sagt Simon Steffen, Beauftragter Verkehrssicherheit der Stadt. Dafür rechnet die Stadt mit Kosten von 1,2 Millionen Franken, die das Parlament am 5. März absegnen muss.

Drei gefährliche Fussgängerstreifen der Stadt

Die Stadt hat ihre Fussgängerstreifen überprüft und das Gefahrenpotezial beurteilt. Ganz oben auf der Liste befindet sich beispielsweise der Fussgängerstreifen an der Hallwilerstrasse beim Pilatusplatz, vis à vis vom Hotel Anker. Laut Simon Steffen, dem Beauftragten Verkehrssicherheit, handelt es sich hier um einen der 43 Unfallschwerpunkte. Im Zeitraum von 2007 bis 2013 wurden insgesamt 27 Unfälle registriert, bei acht davon waren Fussgänger beteiligt. Drei Personen verletzten sich schwer.

Ebenfalls oben auf der Liste befindet sich ein Fussgängerstreifen in Reussbühl, entlang der Ruopigenstrasse bei der Einmündung Ennetweg. Im selben Zeitraum kam es zu vier Auffahrunfällen. Fussgänger wurden nicht verletzt. «Wenn es im Bereich eines Fussgängerstreifens zu Auffahrunfällen kommt, ist das ein Zeichen für schlechte Sichtverhältnisse», erklärt Steffen die Problematik. Zudem liege der Fussgängerstreifen an einem Schulweg. Viele Auffahrunfälle gab es im Bereich Winkelriedstrasse bei der Einmündung in die Pilatusstrasse. Von 2007 bis 2013 kam es zu acht Auffahrunfällen. Die Priorisierung setzt sich zusammen aus: Verkehrsunfällen, objektiven Mängeln, Verkehrsbelastung, empfindliche Nutzungen im Umfeld wie Schulen oder Heimen sowie subjektiven Hinweisen.

 «Wo wir nicht warten konnten, haben wir bereits reagiert», sagt Borgula. Bei mehreren Fussgängerstreifen wurde die Verkehrssicherheit bereits wieder hergestellt. Zum Beispiel beim Bundesplatz oder beim Ruopigenring. Im Sanierungsprozess werden auch ein paar der Fussgängerstreifen wegfallen. Wie viele das sind, kann Steffen nicht genau sagen. Betroffen wären vor allem 30er-Zonen, wo ein Fussgängerstreifen sowieso nicht erlaubt wäre. In der Sälihalde wurde bereits ein Fussgängerstreifen entfernt. Nicht aber ohne andere Sicherheitsmassnahmen. So wurde die Signalisation angepasst und ein Warteraum geschaffen.

Stadt Luzern führt Unfallstatistik an

Die meisten Unfallschwerpunkte und unsicheren Fussgängerstreifen in der Stadt befinden sich auf Kantonstrassen. Sie fallen in das Hoheitsgebiet des Kantons. Bei der Sanierung wollen Stadt und Kanton eng zusammen arbeiten. Ein Beispiel hierfür ist die Neugestaltung des Bundesplatzes. Während die Moosstrasse eine Gemeindestrasse ist, ist die Bundesstrasse eine Kantonsstrasse. Im Bauprogramm für Kantonsstrassen 2015 bis 2018 hat der Kanton rund 500’000 Franken pro Jahr für die Sanierung von Fussgängerstreifen reserviert. Das Ziel: Bis 2020 soll die Zahl der Verkehrsunfälle mit Verletzten von heute über 200 auf 150 pro 50’000 Einwohner sinken.

Dass die Stadt Luzern ein Sicherheitsdefizit bei den Fussgängerstreifen aufweist, zeigt besonders deutlich ein Vergleich mit den zehn grössten Schweizer Städten (siehe Grafik unten). Die Stadt Luzern befindet sich deutlich an der Spitze der traurigen Statistik bei Unfällen aller Verkehrsarten. Ebenso hat die Stadt am meisten Unfälle, bei denen sich ein Fussgänger verletzte. Gemessen im Zeitraum von 2004 bis 2010.

227 Fussgängerstreifen später sanieren

«Die Stadt Luzern ist erschrocken über die Statistik», sagt Borgula. Er spricht von einem «deutlichen Defizit», das behoben werden müsse. Seit kurzem ist diese Aufgabe auch gesetzlich verankert. Eine Änderung im Strassenverkehrsgesetz durch das Massnahmenpaket «Via sicura» sieht vor, dass «Bund, Kanton und Gemeinden ihr Strassennetz auf Unfallschwerpunkte und Gefahrenstellen analysieren und eine Planung zu deren Behebung erarbeiten», wie es im Gesetz heisst.

Von den 360 gefährlichsten Fussgängerstreifen auf Gemeindestrassen werden als 133 prioritär behandelt. Die restlichen 227 Fussgängerstreifen will die Stadt möglichst mit anderen Strassenbauprojekten gemeinsam realisieren. Dies, um die Kosten gering zu halten. «Da diese Fussgängerstreifen bezüglich Verkehrssicherheit weniger gravierende Mängel aufweisen und Sanierungsmassnahmen entsprechend weniger dringlich sind, erachtet der Stadtrat dieses Vorgehen aber nicht nur als verantwortbar, sondern aufgrund der aktuellen Situation auch als einzig gangbaren Weg», heisst es im Bericht des Stadtrats an das Parlament.

Anfang Woche: Unfall auf Fussgängerstreifen

Den letzten Unfall mit einer verletzten Person auf einem Fussgängerstreifen registrierte die Luzerner Polizei am vergangenen Montag. Gegen 19 Uhr wurde eine 27-jährige Frau beim Kreuzstutz von einem Auto angefahren. Sie war gerade dabei, den Fussgängerstreifen zu überqueren. «Nach Angaben der 27-jährigen Autofahrerin habe sie die Fussgängerin gesehen und sofort ein Bremsmanöver gemacht», sagt Simon Kopp, Mediensprecher der Luzerner Polizei auf Anfrage. Das Auto kam aber nicht mehr rechtzeitig zum Stillstand. Da die Strasse schneebedeckt war, fuhr das Auto die junge Frau um. Der Rettungsdienst brachte die verletzte Frau in das Spital. «Die Abklärungen der Luzerner Polizei laufen noch», so Kopp.

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Fünf-Jahres-Vergleich der Zahl der durchschnittlich pro Jahr und 50'000 Einwohnern registrierten Verkehrsunfälle mit Personenschaden. Links: Unfälle aller Verkehrsarten. Rechts: Unfälle mit Fussverkehrsbeteiligung.

Fünf-Jahres-Vergleich der Zahl der durchschnittlich pro Jahr und 50’000 Einwohnern registrierten Verkehrsunfälle mit Personenschaden. Links: Unfälle aller Verkehrsarten. Rechts: Unfälle mit Fussverkehrsbeteiligung.

(Bild: Quelle Astra)

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