Keinen Investor gefunden

Aus der Traum vom neuen Kunsthaus am See

An dieser geplanten Seeterrasse hätte das neue Kunsthaus liegen können, auf dem Areal des alten Kantonsspitals. Jetzt ist aber klar: Das wird nichts. (Bild: zvg)

Oder zumindest auf dickes Eis gelegt: Die Stadt und der Kanton Zug brechen das Projekt «Neues Kunsthaus Zug» ab. Es konnte kein privater Sponsor gefunden werden, der das Projekt am See unterstützt hätte.

Es ist ein vernichtender Schlag für das neue Kunsthaus: Der Regierungsrat und der Zuger Stadtrat haben beschlossen, das Projekt nicht weiter zu verfolgen. Das Vorhaben hatte die Politik besonders im letzten Jahr beschäftigt: Auf dem Areal des alten Kantonsspitals hätte ein neues Kunsthaus Platz finden können, Kanton und Stadt hätten sich finanziell beteiligen können – wenn ein privater Sponsor mit ins Boot geholt worden wäre.

Bis Ende Jahr hätte die speziell zusammengesetzte Findungskommission Zeit gehabt, um einen privaten Sponsor zu finden, der das 45-Millionen-Projekt mit 15 bis 20 Millionen Franken unterstützen würde. Offenbar konnte niemand gefunden werden – Stadt und Kanton wollen nun das Vorhaben von öffentlicher Seite her aufgeben. «Das Kunsthaus ist für den Moment vom Tisch», sagt Baudirektor Heinz Tännler. «Die Voraussetzungen sind einfach nicht gegeben.»

«Das war auch mein Kind»

«Das ist für mich auch eine Trauerarbeit», sagt Stadtpräsident Dolfi Müller. «Das war ja auch etwas mein Kind. Am Projekt neues Kunsthaus sind wir jetzt schon seit Jahren dran.» Seit 2007 wird über ein neues Kunsthaus nachgedacht (zentral+ berichtete), zuerst war die Schützenmattwiese als Standort im Gespräch, seit 2011 wird über den Standort beim alten Kantonsspital debattiert. «Aber wir haben jetzt glasklare Verhältnisse – es konnte kein Sponsor gefunden werden.»

Der Bebauungsplan auf dem Areal des alten Kantonsspitals sei von dieser Entscheidung jedoch nicht betroffen, schreiben Stadt und Kanton. Baudirektor Tännler hatte vorsorglich die beiden Geschäfter voneinander getrennt – der Bebauungsplan des Areals, auf dem der Kanton günstige Wohnungen bauen möchte, sollte nicht vom Kunsthaus abhängig sein (zentral+ berichtete). Das Kunsthaus sei für den Bebauungsplan auf dem Areal des Kantonsspitals immer mehr zur Belastung geworden. «Das hat sich zu einer Hypothek entwickelt», sagt Heinz Tännler. «Der politische Zuspruch für das Kunsthaus wurde immer kleiner. Insofern ist der Entscheid eine Erleichterung für den Bebauungsplan.»

Wohnungen statt öffentlicher Nutzung?

Es sei noch keine alternative Nutzung für das Baufeld vorgesehen, auf dem das neue Kunsthaus hätte stehen sollen, schreiben Stadt- und Regierungsrat. Das betroffene Baufeld an der geplanten Seeterrasse sei weiterhin für einen Neubau mit öffentlicher Ausstrahlungskraft vorgesehen. Landammann Heinz Tännler sagt: «Es hat schon länger auch andere Ideen für eine öffentliche Nutzung gegeben, das Kunsthaus war einfach die aktuellste. Jetzt müssen Stadt und Kanton zusammen neue Ideen finden, wie man diese Parzelle öffentlich nutzen kann. Sei das für eine kulturelle Nutzung, zum Beispiel ein verlängerter Arm des Casinos, oder auch eine Parkanlage zum Verweilen, vielleicht mit Restauration, da gibt es viele Ideen.» Stadtpräsident Dolfi Müller ergänzt: «Wir dürfen jetzt die Flinte nicht ins Korn werfen, wir pochen darauf, dass da eine öffentliche Nutzung entsteht. Auch wenn einige Leute jetzt verlangen, man solle doch da Wohnungen bauen.»

Entscheid sei schwer gefallen

Beim Kunsthaus selber kommt der Entscheid schlecht an: «Wir sind enttäuscht vom Entscheid der beiden Gremien», sagt Roland Bruhin, der Präsident der Stiftung Freunde Kunsthaus. Es sei besonders schade, da der geplante Standort am alten Kantonsspital für das Projekt sehr gut geeignet sei. «Zudem haben über die Jahre viele Menschen sehr viel Herzblut in dieses Projekt gesteckt.»

Verbittert sei man aber nicht: «Aus politischer Sicht haben wir Verständnis für den Entscheid.» Er sei wohl den Gremien nicht leicht gefallen. «Kanton wie auch die Stadt haben ein echtes Interesse am Projekt neues Kunsthaus. Sie haben uns Vorgaben gemacht, und wir konnten einige davon erfüllen. Die wichtigste aber nicht: Wir konnten keine vierte Kraft ausfindig machen, die das Projekt unterstützt.»

Der Zeitrahmen sei zwar sportlich gewesen, sagt Bruhin weiter, «aber das kann ich nachvollziehen. Stadt und Kanton wollten Klarheit haben, und mussten einen Rahmen setzen.»

Politisch sei es momentan schwierig, ein neues Kunsthaus zu bauen, sagt Bruhin weiter: «Mit dem Entlastungsprogramm beim Kanton ist es noch schwieriger geworden.» Die Hoffnung auf ein neues Kunsthaus sei damit aber nicht gestorben. «Wir müssen jetzt einen Marschhalt einlegen und die Alternativen prüfen. Das können wir nun ohne Druck tun. Es ist uns aber klar, dass das Projekt nur Aussicht auf Erfolg hat, wenn es zu grossen Teilen von privater Seite finanziert werden kann.» Und gerade das sei immer noch sehr schwierig: «Was die hochkarätige Findungskommission nicht geschafft hat, das werden wir nicht von heute auf morgen schaffen können. Auch wenn der Zeitrahmen sehr sportlich war.»

Hoffnung bleibt

Auch den Standort auf dem Areal des alten Kantonsspitals wolle man von Seiten Kunsthaus noch nicht aufgeben, er sei optimal geeignet. «Wir werden jetzt alle Alternativen prüfen, auch die beim alten Kantonsspital.» Ob Stadt und Kanton signalisiert hätten, dass sie das Thema zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal aufgreifen würden? «Nein, wir hatten noch gar keine Gelegenheit, uns zu treffen und auszutauschen. Der Entscheid hat uns auch erst jetzt erreicht.»

Für Stadtpräsident Müller ist klar: «Wenn sie innerhalb vernünftiger Zeit jemanden finden, der sich im vorgesehenen Rahmen finanziell beteiligen möchte, dann könnte das dem Projekt durchaus neuen Schub geben. Das heisst innerhalb der nächsten zwei drei Jahre.»

Landammann Heinz Tännler ist da anderer Meinung: «Wenn die Gruppierung rund ums Kunsthaus eine Finanzierung selber stemmen kann, dann kann das neue Kunsthaus wieder diskutiert werden. Aber dann wohl an einem anderen Standort. Für das Areal auf dem alten Kantonsspital müssen wir jetzt eine neue Lösung finden.»

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