Peter Hegglin

Ein Finanzdirektor auf dem Absprung

Sein Team werde nicht merken, dass er für den Ständerat kandidiert, sagt Peter Hegglin im Interview. (Bild: mag /Archiv)

Der frisch wiedergewählte Zuger Finanzdirektor Peter Hegglin will Ständerat werden. Stösst er damit seine Wähler vor den Kopf? Und was, wenn die Wahl nicht klappt? Im Interview erklärt er, weshalb gerade eine finanzielle Krise im Kanton ein guter Moment für einen Führungswechsel sei.

Der Zuger Finanzdirektor Peter Hegglin (CVP) hat am 6. Januar seine Kandidatur für den Ständerat bekannt gegeben. Er möchte den abtretenden CVP-Ständerat Peter Bieri ersetzen. Erst im Oktober ist Hegglin erneut als Finanzdirektor in den Regierungsrat gewählt worden, in dem er seit 2003 politisiert.

zentral+: Herr Hegglin, Sie sind gerade eben mit dem besten Resultat aller Kandidaten wieder zum Regierungsrat gewählt worden. Jetzt wollen Sie dieses Amt schon wieder abgeben. Stossen Sie damit nicht Ihre Wähler vor den Kopf?

Peter Hegglin: Ich sehe gar nicht, dass ich die Erwartung der Wähler nicht erfülle, ich habe mich als Regierungsrat für Zug eingesetzt und würde mich auch als Ständerat für die Zuger Interessen einsetzen. Man sagt, Wahltag ist Zahltag, insofern nehme ich mein Resultat als Zeichen dafür, dass die Zuger Bevölkerung meine Arbeit geschätzt hat.

zentral+: Aber ist das demokratisch legitim, dass Sie so kurz nach der Wahl für ein neues Amt kandidieren?

Peter Hegglin: Ich denke ja. Es liegt an den Fristen der beiden Wahltermine, die etwas unglücklich gesetzt sind. Ich hätte ja nicht ein Jahr lang Bildungsurlaub machen können, um auf die Ständeratswahlen zu warten. Man muss Hürde um Hürde nehmen. Ich kann ja nicht die übernächste Hürde anpeilen, bevor ich die nächste genommen habe. Und ich muss zuerst noch von der Partei nominiert und dann auch noch gewählt werden. Nur weil ich kandidiere, heisst das nicht, dass ich schon gewählt bin. Ich habe keinen Bonus, den ich in den neuen Wahlkampf mitnehmen kann.

zentral+: Ist es denn möglich, dass Sie von Ihrer Partei nicht nominiert werden?

Peter Hegglin: Ich hoffe natürlich, dass sie mich nominieren. Aber ich gehe immer davon aus, dass einem nichts geschenkt wird, man muss jede Hürde erst schaffen, bevor es weitergeht.

zentral+: Würden Sie bei einer Niederlage bei den Ständeratswahlen als Regierungsrat überhaupt noch ernst genommen?

Peter Hegglin: Auf jeden Fall. Dann würde ich das Amt als Regierungsrat wie bis anhin mit viel Elan ausführen.

zentral+: Und können Sie im Jahr bis zur Ständeratswahl Ihren Job wie gehabt wahrnehmen? Auch neue Projekte angehen?

Peter Hegglin: Natürlich. Ich bin voll an der Arbeit und mein Team wird nicht merken, dass ich für den Ständerat kandidiere. Dasselbe könnte man auch einen abtretenden Regierungsrat fragen, der das letzte Jahr vor sich hat. Man macht sich ja strategische Gedanken über die nächsten Jahre hinaus.

zentral+: Sie haben im Interview mit zentral+ vor den Wahlen gesagt, ein Ständeratsmandat wäre auch ein bisschen ein Rückschritt (zentral+ berichtete): Etwas weniger Auslastung, weniger Druck. Weshalb jetzt diese Entscheidung?

Peter Hegglin: Aus diesem Grund habe ich mir das auch lange überlegt, ob ich mich zur Wahl in den Ständerat überhaupt zur Verfügung stellen soll. Die Exekutive ist sehr spannend, ich habe viel Gestaltungsfreiraum, bin auch sehr viel medial gefragt, die Aufgaben sind sehr anspruchsvoll. Das hat man in der parlamentarischen Arbeit nicht. Ich mache den Job als Regierungsrat sehr gerne. Aber man soll dann einen Wechsel machen, solange es einem noch gefällt.

zentral+: Der Kanton Zug steckt in einer Krise, es muss gespart werden, zum ersten Mal seit Jahrzehnten werden systematisch Defizite geschrieben. Ist das ein guter Moment für einen Führungswechsel in der Finanzdirektion?

Peter Hegglin: Krise ist jetzt wohl zu viel gesagt. Der Kanton hat noch gute Reserven, und wir haben ein Entlastungspaket geschnürt, das auch schon für die nächsten Jahre Resultate zeigen wird. Natürlich bringt ein Führungswechsel immer Probleme mit sich, er kann aber auch eine Chance sein, neuen Wind bringen. Zudem ist die Arbeit für Finanzdirektoren in einer Krise immer einfacher: Es ziehen alle am selben Strick, alle wissen, dass gespart werden muss. Wenns dem Kanton finanziell gut geht, haben alle neue Ideen, wie das Geld ausgegeben werden könnte.

zentral+: Wird Martin Pfister Ihr Nachfolger?

Peter Hegglin: Das liegt auf der Hand, er hatte ein gutes Resultat bei den Regierungsratswahlen 2014 erzielt. Aber er muss sich zuerst noch zur Verfügung stellen und von der Partei nominiert und dann auch noch gewählt werden.

zentral+: Man könnte Ihre Kandidatur auch als wahltaktisches Manöver betrachten, um Martin Pfister in den Regierungsrat nachrutschen zu lassen. Finden Sie solche Manöver legitim?

Peter Hegglin: Ich denke nicht, dass Martin Pfister nachrutschen kann, so wie damals Urs Hürlimann für Joachim Eder. Es könnte gut sein, dass es einen normalen Wahlkampf gibt, in dem Pfister sich durchsetzen muss. Aber natürlich will ich das nicht beschwören (lacht).

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