Gutscheine für KiTas auch in Sursee

Neues System verunsichert Eltern

In Sursee blicken die meisten bei den Betreuungsgutscheinen noch nicht wirklich durch. (Bild: Copyright by AURA, Symbolbild)

Nach Luzern führen immer mehr Gemeinden das System der Betreuungsgutscheine ein. Diese wurden für die finanzielle Unterstützung fremdbetreuter Kinder geschaffen. Ab Januar 2015 ziehen auch Sursee und Oberkirch nach – jedoch mit massiv höheren Hürden. Und diese führen bei den Eltern zu Verunsicherungen.

In Luzern läuft mit den Betreuungsgutscheinen bereits alles in geregelten Bahnen. In Sursee hingegen wissen derzeit viele Eltern nicht, ob sie ab nächstem Jahr noch Vergünstigungen für die Fremdbetreuung ihrer Kinder erhalten. Auch auf der Stadtverwaltung sind noch einige Unsicherheiten da. Die Hürde von 72’000 Franken wurde festgesetzt und bald soll die Umsetzung beginnen. Es sei ein politischer Entscheid, man habe einen Experten befragt und man werde die Bürger weiterhin mit Flyern und Faltblättern informieren.

Die Gutscheine werden in Sursee ab Januar 2015 eingeführt. Die Stadt Luzern hat hingegen bereits länger Erfahrung mit den Gutscheinen. Luzern startete 2009 das erste Pilotprojekt in der Schweiz. Mittlerweile hat sich das System etabliert. In Luzern erhält Unterstützung, wer als Paar beim steuerbaren Einkommen unter 100’000 Franken liegt; arbeiten muss ein Paar dabei mindestens 120 Prozent.

Schwierigere Voraussetzungen in Sursee

In Sursee liegt die Grenze bedeutend tiefer, bei 72’000 Franken steuerbarem Einkommen. Das bedeutet, wer als Paar in Sursee mit einem Mindestpensum von 120 Prozent mehr als 72’000 steuerbares Einkommen vorweist, erhält keine Gutscheine für die Kinderbetreuung. Es gebe hier auch keine Grauzone. 72’000 ist die Grenze – 10 Franken darüber sind darüber, heisst es bei der Stadtverwaltung. Die Surseer Sozialvorsteherin Jolanda Achermann bestätigt, es sei tatsächlich eine Schwierigkeit, dass der Mittelstand relativ schwach einbezogen werde. In Sursee werden also nur die unteren Einkommensschichten durch Gutscheine unterstützt. «Doch wir starten erst. Uns ist es wichtig, die Entwicklungen und Zielsetzungen zu beobachten und bei Bedarf Anpassungen vorzunehmen», so Achermann.

Wer erhält welche Gutscheine?

Ein Kitaplatz kostet durchschnittlich (Stand Erhebung 2012) 102 Franken pro Tag. Wenn die Bedingungen für die Betreuungsgutscheine erfüllt werden, sieht die Rechnung wie folgt aus:

  • Für eine Familie in Luzern mit einem steuerbaren Einkommen bis Fr. 32'000 (tiefste Stufe) gibt es einen Gutschein von 80 Franken pro Tag.
  • Für eine Familie in Luzern mit einem steuerbaren Einkommen von Fr. 96'001 bis Fr. 100'000 (höchste Stufe) gibt es einen Gutschein von 4 Franken pro Tag.
  • Für eine Familie in Sursee mit einem steuerbaren Einkommen bis Fr. 20'000 (tiefste Stufe) gibt es einen Gutschein von 77 Franken pro Tag.
  • Für eine Familie in Sursee mit einem steuerbaren Einkommen von Fr. 68'001 bis Fr. 72'000 (höchste Stufe) gibt es einen Gutschein von 6 Franken pro Tag.

Regula Wyrsch von der Sozialdirektion der Stadt Luzern kennt sich mit dem System der Gutscheine aus. «Die Stadt Luzern hatte bei der Einführung das Ziel, dass neben den untersten Einkommen auch der Mittelstand von den Betreuungsgutscheinen profitieren sollte.»

In Sursee wurde die Hürde für Gutscheine markant höher angelegt. Es handle sich dabei um einen politischen Entscheid, heisst es bei der Stadtverwaltung Sursee. Mehr könne man dazu nicht sagen. Man habe für die Planung einen Experten hinzugezogen und den Vorschlag anschliessend dem Stadtrat vorgelegt.

In Luzern will man dies nicht kommentieren. Regula Wyrsch: «Zu diesem Thema muss jede Gemeinde ihre familienpolitischen Ziele festlegen und umsetzen.»

Wyrsch ist jedoch überzeugt, «dass mit der Obergrenze von 100’000 Franken steuerbarem Einkommen der Mittelstand unterstützt wird und es damit als Massnahme gegen den Fachkräftemangel dient.»

Mittelstand verliert Anspruch auf Vergünstigungen

Da Sursee den Tarif bei 72’000 Franken angelegt hat, müssen nun einige Eltern aus dem Surseer Mittelstand mit mehr Ausgaben für die Fremdbetreuung ihrer Kinder rechnen. Denn es werden ihnen nun die Vollkosten für den Betreuungsplatz berechnet. Viele Eltern wollen nun wissen, ob sie in das System passen oder herausfallen. «Ab November starten wir mit der Prüfung von Gesuchen und den effektiven Berechnungen», erklärt Achermann und ergänzt: «So weit wir das anhand der Berechnungen in der Vorprüfung beurteilen können, sind es jedoch nur Einzelfälle, die bisher von Subventionen profitieren und nun keine Gutscheine erhalten werden.»

Die Finanzlage sei angespannt, das sei gemeinhin bekannt. «Wenn sich die Gutscheine erst einmal etabliert haben, Erfolge in Bezug auf die Zielsetzung erreicht wurden, wird die Akzeptanz für die Ausgaben grösser», so Achermann. Sursee habe jedoch immer einen beachtlichen Betrag an die KiTa-Betriebe geleistet.

Qualität nach Quantität

In Luzern werden derzeit über 60 Prozent der Familien mit Kindern in Tagesstätten durch Gutscheine unterstützt. Das alte System subventionierte direkt KiTa-Plätze. Diese Plätze waren jedoch beschränkt. Nun haben die Eltern einen direkten Einfluss auf das Angebot und das System ist transparenter. Und für die KiTas entfällt bürokratischer Aufwand.

Das Pilotprojekt und die Entwicklung in der Stadt Luzern hat die Diskussion zum Thema Kindertagesstätten verlagert. Durch die Verdopplung der Betreuungsplätze seit 2008 liegt der Fokus heute nicht mehr auf der Quantität der Plätze, sondern auf der Qualität. Dabei liegt die Kontrolle bei den Gemeinden. «Die Qualität wird über die Qualitätsrichtlinien gesteuert», so Regula Wyrsch.

Ob Eltern in Gemeinden, die den Mittelstand bei den Gutscheinen nicht berücksichtigen, ebenfalls einen Einfluss auf das Angebot haben werden und sich die Situation mit der Anzahl Plätze derart verändert, ist zu hoffen.

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