Wie viele Touristen erträgt Luzern?

Stadtrat: «Es gibt keine Obergrenze»

Asiatische Touristen in Luzern: Abgesehen von der Verkehrssituation am Schwanenplatz, sieht der Stadtrat keine Probleme. (Bild: Luzern Tourismus)

Tourismus ohne Grenzen? Vor allem der Andrang chinesischer Cartouristen stinkt immer mehr Luzernern. CVP-Grosstadtrat Albert Schwarzenbach hat der Stadtregierung deshalb die Frage nach dem erträglichen Mass gestellt. Dieser winkt ab: «Eine Botschaft, wonach Luzern fremde Besucher abhalten wollte, wäre für die Stadt verheerend.»

Luzern zählt heute konstant über eine Million Übernachtungen und fünf Millionen Tagestouristen im Jahr. Tendenz weiter steigend. Und für den Stadtrat erfreulich: «Luzernerinnen und Luzerner sind stolz darauf, in einer Stadt zu leben, welche seit bald 200 Jahren Besucher aus aller Welt fasziniert und anzieht.» Während inländische Konkurrenzorte Rückschläge im Tourismus verzeichneten, sei das in Luzern nicht der Fall.

Die CVP freut sich weniger. In der Stadt übernachteten heute doppelt so viele Besucher wie vor fünf Jahren aus China, Taiwan und Hongkong, schreibt Albert Schwarzenbach. Wo die «bevölkerungsverträgliche Obergrenze» liege, wollte der Parlamentarier im Namen der CVP-Fraktion wissen.

Logiernächte schwankend

In der Antwort auf die Interpellation werden auch Zahlen zur Entwicklung der Logiernächte (Übernachtungen) in Luzern präsentiert. Es fällt auf, dass der Tourismus nicht einfach linear zunimmt, sondern Schwankungen unterliegt. Im Jahr 2000 überschritt Luzern erstmals die Million bei den Logiernächten. Danach sank die Zahl ab 2001, wohl als Folge des Terroranschlags vom 11. September, bis auf 814'000 im Jahr 2003. Erst 2007 verzeichnete Luzern wieder über eine Million Logiernächte. Die aktuellste Zahl sind 1'140'874 Übernachtungen.

Es gibt ausserdem 50 Hotels mit 2'971 Zimmern, deren Auslastung durchschnittlich 66 Prozent beträgt (1998 waren es 54 Prozent). Im schweizerischen Vergleich der Tourismusstädte hat Interlaken mit 29,3 den Rekordwert der Logiernächte pro Einwohner, was daran liegt, dass nur 22'900 Personen dort leben. Auf dem zweiten Platz folgt die Stadt Luzern mit 5,3 Logiernächten (LN) pro Einwohner (auf 214'000 Einwohner inklusive Agglomeration), Montreux mit 4,4 LN, Locarno mit 3,8 LN, Lugano mit 3,7 LN und Lausanne mit 2 LN.

Spitzen im Sommer

«Eine bevölkerungsverträgliche Obergrenze gibt es nicht», schreibt der Stadtrat in der Antwort auf die Interpellation. Er relativiert die Zahlen: In Luzern seien täglich 15’000 bis 20’000 Besucher unterwegs. Das sei ein Viertel der Einwohner Luzerns oder ein Drittel der Zupendler. Von den touristischen Besuchern übernachteten rund 3’000 in den 50 Hotels auf Stadtgebiet, so der Stadtrat. Eine klare Spitze gebe es im Juni, Juli und August. Ansonsten sei die Verteilung aber sehr unterschiedlich.

Das Hauptproblem ist der Verkehr

«Luzern will keine Schranken hochziehen», schreibt der Stadtrat. «Eine Botschaft, wonach Luzern fremde Besucher abhalten wolle, wäre für die Stadt verheerend und nach Auffassung des Stadtrats auch nicht im Sinne der Bevölkerung.» Die Stadtluzerner zeigten sich bei «Überfremdungsabstimmungen» immer fremdenfreundlich (im Februar lehnte Luzern die SVP-Masseneinwanderungsinitiative im Gegensatz zur Landschaft ab). Der Luzerner Stadtrat sieht keinen Grund, diese offene Haltung bei Touristen anders zu interpretieren.

Zu den negativen Begleiterscheinungen des touristischen Erfolgs, wollte Schwarzenbach wissen, ob es sich bei den Reklamationen um Einzelfälle oder ein verbreitetes Unbehagen handle. Der Stadtrat beantwortet diese Frage nicht direkt. Immerhin: «Im Fokus steht die Situation der Carparkplätze am Schwanenplatz», wird eingeräumt. Neben kurzfristigen Verbesserungen seien mit der Studie zum Cartourismus und dem vom Stadtrat bevorzugten Projekt Parkhaus Musegg mittel- und langfristig nachhaltige Lösungen eingeleitet.

Ausserdem wird auf eine Bevölkerungsbefragung hingewiesen. Nach dieser orteten die Luzerner die Hauptprobleme beim Verkehr und nicht bei den Gästen.

«Luzerner profitieren vom Tourismus»

Zum Umgang mit der Kritik verweist der Stadtrat auf die verschiedenen Veranstaltungen von Luzern Tourismus AG und Lucerne Hotels, Informationsbroschüren und das «Gästival 2015». Dort finde ein breiter Austausch mit der Bevölkerung statt. «Und schliesslich profitieren wir alle regelmässig von den Dienstleistungen, welche Luzern dank dem Tourismus auch für die lokale Bevölkerung bereithält.»

Stadtrat unterstützt Strategie von Luzern Tourismus

Bei der Frage nach seiner Strategie, mit der er auf ein weiteres Wachstum eingehen will, verweist der Stadtrat ebenfalls auf die Luzern Tourismus AG. Diese richte ihre Strategie noch stärker auf einen Qualitätstourismus aus, Luzern wolle attraktiver werden für Gäste, die länger in der Region bleiben wollten. «Der Stadtrat unterstützt diese Strategie ausdrücklich», schreibt er. Sodann verweist die Exekutive auf «zahlreiche Massnahmen zur Aufwertung der Innenstadt». Zum Beispiel die geplante Aufwertung der Bahnhofstrasse oder die Weihnachtsmärkte.

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