Erweiterung der Kantonsstrasse Baar-Ägerital

Lieber sanieren als «sizilianische Verhältnisse»

Das geplante Umleitungskonzept zieht viele Allenwindner in die Aula. Es geht auch um die Sicherheit der Schulkinder. (Bild: wia)

Ab 2017 sollte ein Abschnitt der Kantonsstrasse von Zug/Baar ins Ägerital saniert werden. Dass wegen der Arbeiten der Verkehr im Dorf Allenwinden massiv zunehmen wird, ist längst klar. Nun zieht Heinz Tännler jedoch die Bremse – ganz im Sinne des Sparpakets. Das sorgt nicht nur für Erleichterung. Ein CVP-Kantonsrat ist sprachlos.

Der Saal der Aula in Allenwinden ist voll. Das ist nicht erstaunlich, denn das Thema, das diskutiert wird, betrifft alle aus dem Dorf. Die Zuger Baudirektion will ab 2017 mit der Sanierung und Erweiterung der Kantonsstrasse zwischen Zug/Baar und dem Ägerital beginnen. Während den Bauarbeiten ist eine Totalsperrung der Kantonsstrasse zwischen Schmittli und Nidfuren geplant. Dadurch würde ein grosser Teil des Verkehrs zwischen Talacher (Baar) und den Zuger Berggemeinden über Allenwinden umgeleitet. 

Das will heissen: Der Verkehr, der bergwärts fährt, soll vom Talacher über Allenwinden geführt werden. Dies bedeutet für das Dorf eine massive Verkehrszunahme. Durchschnittlich sollen es 8’500 Autos sein, die täglich durch Allenwinden fahren. (Zum Vergleich: Durch Baar fahren täglich 11’000 Autos.) Der Weg talwärts ab Ägeri und Menzingen soll über Edlibach und Nidfuren geführt werden, weiter über die Tobelbrücke nach Zug und Baar. Die wahrscheinlichste Variante für die Umsetzung ist ein sogenannter «Grosskreisel».

Bis dato war zudem geplant, dass neben der Strecke Nidfuren-Schmittli auch die Strecke Nidfuren-Tobelbrücke erneuert wird. Dafür müsste während etwa eineinhalb Jahren der Streckenabschnitt bei der Lorzentobelbrücke totalgesperrt werden. Diese beiden Abschnitte sollten entweder in einer Etappe oder gestaffelt saniert werden. Überraschend präsentiert nun aber der Zuger Baudirektor Heinz Tännler die Variante Nummer Drei: «Wir haben herausgefunden, dass der Abschnitt zwischen Nidfuren und Tobelbrücke nicht akut sanierungsbedürftig ist», so Tännler. Somit könne man in den nächsten Jahren zwar kleine Flickarbeiten machen, die Totalsanierung der Brücke aber um zehn bis fünfzehn Jahre nach hinten verschieben.

Auch der geplante Velostreifen verzögert sich

Mit der Verschiebung dieser Etappe könnten laut Tännler etwa 15 Millionen Franken der Gesamtbaukosten von 55 Millionen Franken gespart werden. Jedenfalls vorläufig. Ausserdem würde damit die Bauphase nur etwa zwei Jahre dauern. Die Flickarbeiten, welche an der Tobelbrücke kurzfristig gemacht werden müssten, würden etwa vier bis acht Wochen dauern und seien nur leicht verkehrsbehindernd. Tännler sagt: «Ich will nicht verleugnen, dass diese günstigere Variante auch in Anbetracht des Zuger Sparpakets Sinn macht.»

Was sich jedoch mit der Verschiebung der Etappe Lorzentobelbrücke ebenfalls verzögert, ist die Verbreiterung dieses Abschnittes und damit auch der geplante Velostreifen auf beiden Seiten der Strasse.

«Jetzt komme ich an diese Veranstaltung und finde heraus, dass man die Lorzentobelbrücke zu diesem Zeitpunkt gar nicht sanieren muss?»

Pirmin Frei, CVP-Kantonsrat

Die Bevölkerung, die sich zur Informationsveranstaltung versammelt hat, ist grösstenteils positiv überrascht von der neuen Variante. Kritische Stimmen gibt es dennoch. CVP-Kantonsrat Pirmin Frei gibt zu Bedenken: «Ich bin nun fast etwas sprachlos. Wir haben dieses Projekt in der Partei gemeinsam angeschaut, haben aktiv in der Verkehrskommission mitgearbeitet und waren uns bewusst, dass es anfangs harzig wird. Jetzt komme ich an diese Veranstaltung und finde heraus, dass man die Lorzentobelbrücke zu diesem Zeitpunkt gar nicht sanieren muss?»

«Ein schaler Nachgeschmack» bleibt

Zwar finde Frei die neue Lösung gut, doch «hinterlässt es einen schalen Nachgeschmack, wenn man alle politischen Prozesse aufgleist, obwohl es schlussendlich gar nicht nötig ist.» Darauf verteidigt sich Tännler: «Die Sanierung der Tobelbrücke kommt, wenn auch etwas später. Und wenn wir eine Sanierung machen, wie sie im Schmittli geplant ist, dann ist es grundsätzlich logisch, das wir gleich alle Etappen machen. Darum haben wir auch die Lorzentobelbrücke mitberechnet. Wir könnten auch einfach nichts unternehmen, dann haben wir aber irgendwann sizilianische Verhältnisse.»

Noch sind viele Fragen offen

Dass diese neue Lösung gefunden werden konnte, ist zu einem grossen Teil dem Mitwirkungsverfahren zuzuschreiben, welches während der letzten zwölf Monate lief. Bei diesem durften alle Interessensgruppen, Ortsparteien und Personen teilnehmen, um bestmögliche Varianten zu finden.

Trotz der neuen Sanierungsvariante wird während der Veranstaltung klar, wie viele Unsicherheiten und Ängste bei der Bevölkerung vorhanden sind. Es geht um Details wie Lieferwege einzelner Kleinunternehmer, Privatausfahrten, aber auch um Elementares wie die Sicherheit der Allenwindner Schulkinder. Ebenfalls wird klar, dass viele Details im Baudepartement noch nicht besprochen wurden. Sepp Grob von der «Interessensgruppe Allenwinden» sagt dazu: «Trotz der positiven Lösung von heute ist das Bauprojekt noch nicht beschlossen. Deshalb müssen wir uns dafür einsetzen, dass der Kanton uns auch weiterhin ernst nimmt und in unserem Interesse entscheidet.»

Als Gewinner des Abends geht klar die Gemeinde Menzingen hervor. Da sich die Sanierung der Lorzentobelbrücke verzögert, ist ihre Fahrt sowohl berg- als auch talwärts ungehindert. Zumindest vorläufig.

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