Wahlplakate im Kanton Zug

Lachen als Wahlstrategie

Der Kampf um die Besetzung der politischen Ämter hat im Kanton Zug längst begonnen – die «optische Umweltverschmutzung» durch Wahlplakate läuft auf Hochtouren. Doch nicht in allen Gemeinden sind die Plakat-Strategien der Parteien dieselben. 

Eine Fahrt durchs Grüne. Vorbei an Hügellandschaften, durch kleine Dörfer, den idyllischen Zuger Seen entlang. Nur wird die Seesicht derzeit verdeckt. Denn obwohl es erst Ende August ist und die Zuger Wahlen im Oktober gehalten werden, lachen bereits Gesichter von Plakaten, die unsere Aufmerksamkeit suchen und sich gegenseitig die Sympathiepunkte abluchsen wollen.

Die Unterschiede bezüglich den Plakatierungen sind markant. Es fällt auf, dass in den Zuger Berggemeinden Neuheim, Unterägeri, Oberägeri und Menzingen die Linke gänzlich fehlt. In Unterägeri und Menzingen wurden die spärlich verteilten Plakatwände an den Ortseingängen bisher gar nur mit Vertretern der SVP behängt. Die Vorurteile über die «konservativen Berggemeinden» scheinen sich zu bestätigen.

In Neuheim zieren die Plakate der SVP-Politiker Schubnell und Bächtold das verwitterte Garagentor des ehemaligen Feuerwehrdepots. Daneben Fasnachts- und Chilbiplakate. Ob das die gewünschte Wirkung erzielt, bleibt offen.

Zwischen Chilbi und Fasnacht. SVP-Plakate in Neuheim

Zwischen Chilbi und Fasnacht. SVP-Plakate in Neuheim

(Bild: wia)

Die meisten Plakate stehen in Neuheim auf dem Land von Bauern. Trotzdem bedarf es neben der Einwilligung der Landwirte auch jene der Gemeinde. Der Abteilungsleiter für Sicherheit, Wirtschaft und Verkehr, Anton Rölli, begründet: «Hätten wir diese Regelung nicht, würde eine grosse Willkür herrschen.» Wie sähe es aber aus, wenn die Bauern selber ihr Gras so mähen würden, dass politische Slogans entstünden? «Tatsächlich gibt es in diesem Bereich eine Gesetzeslücke. Wenn diese sogenannte Feldrandwerbung nicht ablenkt und die Umgebung nicht verwüstet, tolerieren wir sie», erklärt Rölli. 

Etwas ausgeglichener als in Neuheim ist die Plakatlandschaft in Oberägeri. Dort gesellen sich Kantons- und Gemeinderatskandidaten der CVP zu jenen der SVP dazu.

«Linker» wird es erst weiter unten im Tal, doch auch dort sind SP und die Alternativen – zumindest plakattechnisch – nicht sehr präsent. Will heissen: Nur in drei der elf Zuger Gemeinden sind Plakate der Linken zu finden. In Zug, Cham und Walchwil. Dafür fallen die Plakate der SP, ohne den gängigen weissen Hintergrund in taubenblau gehalten, mehr auf. 

17 Köpfe auf einem Plakat

Eineinhalb Monate vor den Wahlen hält sich der «Plakatierwahn» noch in Grenzen. Die Konterfeis sind zwar häufig an den Ein- und Ausgängen der Gemeinden anzutreffen, die Dorfkerne blieben bisher verschont. So auch jener von Baar, der bisher gänzlich unbesetzt ist. Das ändere sich jedoch bald, prophezeit uns die Baarer Gemeindeverwaltung. Viele Interessenten hätten bereits eine Bewilligung eingefordert. Nur dürften die Parteien erst vier Wochen vor der Wahl Werbung machen. Einschränkungen bei der Standortwahl gibt es kaum. Nur wenn die Sicherheit im Strassenverkehr beeinträchtigt wird, legt die Gemeinde ein Veto ein.

Auch in Steinhausen sucht man lange nach Wahlplakaten. Das einzige Fundstück befindet sich beim Dorfkreisel, unauffällig auf etwa drei Meter Höhe. Es handelt sich vermutlich um ein Privatgrundstück. Die drei Plakate sind nur von der gegenüberliegen Strassenseite ersichtlich – und auch dann nur mit Adleraugen lesbar. 

Eine unauffällige Erscheinung - CVP-Plakate in Steinhausen

Eine unauffällige Erscheinung – CVP-Plakate in Steinhausen

(Bild: wia)

Ein Gegenpol zu den spärlich behängten Ortskerne ist der Bahnhof Zug. Dort werden die Pendler förmlich erschlagen von den Plakaten der Zuger Politkandidaten. CVP und FDP sind dabei überdurchschnittlich oft vertreten. Letztere scheint eine Überrumpelungsstrategie zu fahren und zeigt auf einem Plakat gleich 17 Köpfe.

Die FDP zwängt 17 Köpfe auf ein Plakat

Die FDP zwängt 17 Köpfe auf ein Plakat

(Bild: wia)

Zudem scheint die SP ihre sonstige Abwesenheit hier zu kompensieren. In grellem Pink und auffälligem Violett wird am Bahnhof mit aufmüpfigen Wortspielen geworben. Dass gerade die SP am Bahnhof intensiv Werbung macht, erstaunt Lukas Golder vom Politik- und Kommunikationsforschungsinstitut «gfs.bern» nicht. «Die Parteien kennen ihre Wählerschaft recht gut. Linke Parteien können beispielsweise davon ausgehen, dass ihre Wähler umweltbewusst sind und eher mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen als mit dem Auto», sagt Golder. 

Grell wirbt die SP für ihre Partei

Grell wirbt die SP für ihre Partei

(Bild: wia)

Riesenwände gegen Plakate-Chaos

Von Wahlplakaten an jeder Strassenecke will die Gemeinde Cham nichts wissen. Sie hat sich, wie schon bei den letzten Wahlen dafür entschieden, überdimensionale Wände aufzustellen, auf denen alle Parteien einen Streifen Platz erhalten. Der Chamer Gemeindeschreiber Martin Mengis erklärt die Gründe dafür: «Tatsächlich machen wir das in der Hoffnung, dass abseits dieser Standorte weniger plakatiert wird.»

Insgesamt gibt es sechs solche Standorte, die den Parteien als Werbefläche angeboten werden. Dass die Wände, auf denen gleich sieben Parteien um die Aufmerksamkeit der Passanten buhlen, eher Verwirrung stiften als Nutzen bringen, glaubt Mengis nicht. Heuer habe es noch keine Reaktionen gegeben, vor vier Jahren seien sie durchwegs positiv gewesen.

Alle auf einen Schlag. Plakatwand in Cham.

Alle auf einen Schlag. Plakatwand in Cham.

(Bild: wia)

 

Die überdimensionierte Plakatwand ist im Übrigen auch der einzige gesichtete Platz im Kanton Zug, auf denen Parteilose, Grüne und Grünliberale ihr Konterfei zeigen. Die karg gestreuten Plakate der Grünen erklärt der Grüne Kantonsrat Andreas Lustenberger wie folgt: «Ganz einfach, uns fehlen die Mittel dazu. Für uns ist das höchste aller Gefühle, wenn wir eine Broschüre an die Haushalte schicken können.» 

Es gibt noch einen weiteren Grund dafür, dass Wahlplakate in einigen Gemeinden üppiger aus dem Boden spriessen als in anderen. Ein paar Gemeinden müssen sich nicht mehr um die Gemeinderatswahlen scheren. Dies, weil sie bereits stille Wahlen abgehalten haben. 

 

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