Netzwerker in Bern

Luzerns «Lobbyist» zieht Zwischenbilanz

Seit September im Amt: Interessenvertreter Martin Ettlinger.

(Bild: bra)

Martin Ettlinger hat einen einflussreichen Job: Er soll dem Kanton Luzern mehr Gehör verschaffen und vertritt die Interessen auf Bundesebene. zentral+ wollte von ihm wissen, was er bisher konkret erreicht hat und weshalb er es nicht mag, wenn man ihn als «Lobbyisten» bezeichnet.

Seit September verknüpft Martin Ettlinger nun die Drähte zwischen Luzern und Bern. «Beauftragter Interessenvertretung Bund» steht auf seiner Visitenkarte. Der 38-jährige Jurist muss mit den wichtigen Dossiers des Kantons vertraut sein und wissen, wer wo und zu welchem Zeitpunkt am besten Einfluss nehmen kann. Meistens macht er seine Arbeit von seinem Schreibtisch aus. Denn die Informationsarbeit sei viel wichtiger als der Gang durch die Wandelhalle.

zentral+: Was unterscheidet Sie von einem Lobbyisten aus der Atom- oder Tabakindustrie?

Martin Ettlinger: Mich unterscheidet der Auftraggeber und das Ziel. Ich vertrete keine Partikularinteressen sondern das öffentliche Interesse des Kantons Luzern. Aufgrund der systembedingten Nähe von Kanton und Bund ist meine Tätigkeit vollkommen transparent. Sie können sogar meinen detaillierten Jobbeschrieb auf der Webseite des Kantons Luzern einsehen.

Seit September sind Sie im Amt. Was haben Sie bisher erreicht?

Ich habe mit dieser Stelle, die in der Staatskanzlei angesiedelt ist, auf der grünen Wiese angefangen. Inzwischen ist eine operative Organisation aufgebaut. Das heisst, ein Monitoring-System der Bundesgeschäfte ist etabliert. Zudem haben wir eine Koordinationsgruppe Aussenbeziehungen zwischen den Departementen geschaffen. Dies ermöglicht uns, stets informiert zu sein über das, was für den Kanton aussenpolitisch relevant ist.

Zu einem Schlüsselprojekt konkret: wann kommt der Tiefbahnhof?

Er kommt dann, wenn es politisch Zeit für ihn ist. Der Tiefbahnhof stellt ein Jahrhundertprojekt für Luzern dar. Dementsprechend sind hier verschiedene Personen und Gremien mit diesem Thema beschäftigt. Die Bahnpolitik ist ein Kernprojekt für meine Arbeit, neben beispielsweise dem nationalen Finanzausgleich, der Unternehmenssteuerreform III, dem Strassenverkehr und der Energiepolitik. Insgesamt behalten wir ca. 80 Dossiers aus den rund 4000 pendenten Bundesgeschäften für Luzern im Auge.

Was sind die nächsten Schritte?

Zur Person

Martin Ettlinger ist 38 Jahre alt. parteilos und wohnt seit mehreren Jahren in Emmenbrücke. Die Hauptaufgabe des studierten Juristen ist es, systematisch Informationen über die politischen Geschäfte des Bundes zu beschaffen und bereitzustellen. Ettlinger amtete früher als Rechtskonsulent des Verbands der Schweizer Medien in Zürich. Unterstellt ist er dem Leiter des kantonalen Informationsdienstes und rapportiert in fachlichen Fragen dem Staatsschreiber.

Das ist ein langer Prozess. Einerseits geht es um interne Koordinationsaufgaben, es gibt Projekte auf verschiedenen Ebenen. Ich habe hier eine beratende Funktion. Es ist wichtig, dass man mit einer Stimme der Bundesverwaltung und -politik darlegt, wie wichtig der Tiefbahnhof für Luzern ist.

Was sagen Sie zum Stichwort Transparenz? Was hat Transparenz mit Ihrem Amt zu tun?

Transparenz ist aus meiner Sicht das Allerwichtigste. Wenn nicht transparent ist, wen man vertritt, oder welche Inhalte man vermitteln will, dann funktioniert Interessensvertretung sowieso nicht. Deshalb ist es wichtig, zum richtigen Zeitpunkt eine klare Botschaft an die richtige Zielgruppe vermitteln zu können. Die Einhaltung dieser einfachen Regel, kann im politischen Prozess entscheidend sein.

Wie bedeutend ist Ihr Einfluss einzuschätzen?

Mein Einfluss besteht darin, dass ich im Idealfall die richtigen Personen zum richtigen Zeitpunkt dossierbezogen vernetzen kann.

Interessenvertretung funktioniert viel über persönlichen Kontakt. Was ist, wenn sie in Zukunft mal den Job wechseln?

Der persönliche Kontakt ist zwar wichtig, um das Netzwerk zu vergrössern. Viel wichtiger ist jedoch, dass die Funktion etabliert ist. Diese Funktion ist nicht an meine Person gebunden.

Sie müssen die Regierungsmeinung vertreten. Wechselt die alle vier Jahre?

Das ist nicht ausgeschlossen. Je nach Zusammensetzung könnte die Haltung des Regierungsrates in einzelnen Dossiers variieren. In aussenpolitischen Fragen dürfte dies seltener der Fall sein. Aber, ich bin der Regierungsmeinung verpflichtet und werde diese im Rahmen meiner Tätigkeit vertreten. 

Herr Ettlinger, Sie haben einen Ostschweizer Dialekt. Was haben Sie mit Luzern zu tun?

Ich bin im Appenzellerland aufgewachsen, kenne aber Luzern gut. Schon während des Studiums habe ich Luzern oft besucht. Aus familiären Gründen bin ich dann vor fünf Jahren hierher gezogen.

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