Neues Departement Informatik der HSLU in Zug

«Der Kanton Luzern war ehrlich»

Der 50-jährige René Hüsler tritt per 1. August seine neue Stelle als Direktor des Departements Informatik der HSLU in Zug an. Zurzeit ist er im «Sabbatical» und verbessert unter anderem seine Französischkenntnisse. (Bild: anm)

René Hüsler wird Direktor des neuen Departements Informatik der Hochschule Luzern. Weil die Informatik ihren Standort im Kanton Zug haben wird, muss der 50-Jährige schon bald seinen Arbeitsplatz in Horw verlassen. Bevor aber der Startschuss zum Schulbetrieb im Herbst 2016 fallen kann, hat er noch einiges zu tun. Im Interview spricht der Informatiker über den neuen Standort, die leere Wiese in Horw und Zugs Orientierung nach Zürich.

zentral+: Gratulation zu Ihrer neuen Stelle, Sie haben sich gegen 85 Mitbewerber durchgesetzt. Haben Sie das erwartet?

René Hüsler: Ich überlegte lange, ob ich mich überhaupt bewerben soll, weil meine gegenwärtige Stelle sehr attraktiv ist. Aber Informatik ist mein Kernthema, und die Möglichkeit, etwas Neues aufzubauen, reizte mich. Da ich das Hochschulumfeld schon sehr gut kenne, konnte ich mir ausrechnen, dass ich nicht unter den Letzten sein würde. 

Der Betrieb am neuen Departement Informatik in Zug soll bereits im Herbst 2016 aufgenommen werden, bedeutet das Stress für Sie?

Die Studiengänge laufen ja bereits, aber der neue Standort wird eine Herausforderung werden: Ist bis 2016 alles bereit? Starten wir in einem Provisorium? Die Hauptfrage aber wird sein: Wie lösen wir die beiden bestehenden Abteilungen Informatik aus den Departementen Wirtschaft sowie Technik & Architektur (T&A) heraus, und vereinen diese am neuen Ort? Es geht darum, zwei verschiedene Kulturen zusammenzubringen, einen gemeinsamen Spirit zu schaffen und dabei die Interdisziplinarität sicher zu stellen. Gleichzeitig möchten wir das bestehende Informatik-Angebot weiter entwickeln.

Zur Person

Prof. Dr. René Hüsler (Jahrgang 1964) ist in Steinhausen aufgewachsen und lebt mit seiner Frau und zwei Töchtern in Hünenberg See. Er ist noch bis Ende Juli 2014 Direktor des Departements Technik & Architektur an der Hochschule Luzern in Horw. Der Fachhochschulrat wählte ihn auf Antrag der eingesetzten Findungskommission als Direktor des neuen Departements Informatik, das im Herbst 2016 seinen Betrieb aufnehmen wird.

Hüsler absolvierte als Erstausbildung eine Lehre als Maschinenmechaniker, besuchte danach die Fachhochschule in Brugg-Windisch und promovierte 1996 an der ETH Zürich. Neben seiner Tätigkeit in der Wissenschaft arbeitete er in verschiedenen Industrieunternehmen im Kanton Zug: ESEC SA in Cham, Roche Diagnostics in Rotkreuz und Crypto AG in Steinhausen.

Was gibt es nun zu tun bis zum Start? Was steht ganz oben auf der Liste?

Sicher werde ich zuerst das Gespräch mit den Personen suchen, die vom Wechsel betroffen sind. Das neue Departement soll mit ihnen zusammen gestaltet werden. Die Organisationsstrukturen des Departements müssen festgelegt werden. Wenn diese bestimmt sind, müssen die entsprechenden Führungspositionen besetzt werden. 

Werden alle Mitarbeitenden beim Umzug mitmachen?

Das wäre der Idealfall – was ich hoffe. Viele haben in Luzern oder Horw ihr persönliches Umfeld und es gibt vielleicht einige, die nicht unbedingt in den Kanton Zug zur Arbeit pendeln wollen. Auf der anderen Seite muss man sagen, dass Zug quasi in der Nachbarschaft liegt. Doch zahlreiche Arbeitnehmer akzeptieren für einen attraktiven Arbeitsplatz wesentlich weitere Wege.

Sie kennen Zug gut, sind aus Steinhausen und wohnen in Hünenberg See. Hat Zug den Standort aus Ihrer Sicht verdient?

Die HSLU ist die Fachhochschule der sechs Zentralschweizer Kantone, von daher ist es ein logischer Schritt, dass man nun auch in Zug einen stärkeren Anker setzt. Zug machte zudem nie einen Hehl daraus, dass es eine wichtigere Rolle in der Hochschullandschaft spielen will. 

Bei der Standortwahl hiess es, in Zug gäbe es grosse Synergien. Wo konkret sehen Sie diese?

Die vielen Handels-, Industrie- und Dienstleistungsunternehmen in Zug haben einen sehr hohen Informatiker-Bedarf. Das gilt auch für die gesamte Wirtschaft der Zentralschweiz. Ich hoffe auch, dass der Hochschulstandort Zug die Firmen motivieren kann, mehr Lehrstellen anzubieten. Wenn vor Ort Perspektiven für Aus- und Weiterbildungen vorhanden sind, könnte das ein zusätzlicher Anreiz sein.

Können Sie schon sagen, wo der neue Standort sein wird?

Zur Zeit sind mehrere Standorte im Kanton Zug in Abklärung. Diese werden auf verschiedene Kriterien hin geprüft, unter anderen sind dies: die Anbindung an den öffentlichen Verkehr, der Preis, der mögliche Bezugstermin sowie Bau- und planungsrechtliche Rahmenbedingungen. Eine Entscheidung zum Standort fällt voraussichtlich diesen Sommer. 

Ist die Standortwahl nicht Teil Ihrer Aufgabe?

Nein, der Kanton Zug muss den Standort finden. Ich bin zurzeit im «Sabbatical» und kriege nicht alles mit. Bis Mitte Jahr soll es klar sein. Sicher sind Baar, Zug und Rotkreuz im Gespräch. Ob es eine Umnutzung oder einen Neubau geben wird, ist noch offen. Allerdings wäre bei einem Neubau ein Start 2016 ohne Provisorium unrealistisch.

Was wünschen Sie sich?

Wenn ich wünschen kann, so sollte der Standort sicher möglichst nah beim Bahnhof Zug liegen. Für Studierende und Dozierende wäre der gute ÖV-Anschluss attraktiv. 

Ein Argument für Zug war, dass die Nähe zu Zürich zusätzliche Studenten anziehen wird. Wie wollen Sie die Zürcher abholen?

Das Ziel ist, attraktive Angebote zu schaffen. Wenn wir etwas anbieten, dass sich von anderen abhebt, werden die Studenten kommen. Aber die Nähe spielt sicher eine Rolle. Studierende wollen wenn möglich einen Umzug vermeiden. Das Thema Wohnen ist aber ein wichtiger Punkt: Bei einem Neubau könnte man eventuell Studentenwohnungen mitplanen, das wäre gut.

Günstiger Wohnraum ist ja in Zug nicht sehr verbreitet.

Ja, das ist definitiv so. In Zug wurde aber die Initiative für günstigen Wohnraum angenommen. Sie trägt sicher auch dazu bei, dass in diese Richtung etwas getan wird. Die Stadt ist da schon sehr intensiv dran.

Das neue Departement soll auch Impulse in die Zentralschweizer Wirtschaft geben. Wird es nicht vor allem der Zuger Wirtschaft helfen, und Luzern wird auf der Strecke bleiben?

Was Sie ansprechen, ist die Gefahr, dass man sich zu stark auf Zürich ausrichtet. Die Zuger orientieren sich in einigen Fragen an Zürich, in anderen an Luzern. Zug liegt zwischen diesen zwei Kantonen und ist bei zahlreichen Entscheiden nicht immer sicher, wohin es sich orientieren will. Doch die Hochschule Luzern ist die Hochschule der Zentralschweizer Kantone, und unser Departement wird diesen Bezug behalten. Ich will unter anderem den Kontakt zu allen Wirtschaftsförderern der Zentralschweiz pflegen.

Viele Luzerner sind enttäuscht, gerade in Horw oder Sursee. Wie wollen Sie den Leuten erklären, dass die Wahl gut war?

Der Standortentscheid des Konkordatsrates erfolgte auf der Grundlage von verschiedensten Kriterien, zudem war es ein klarer Mehrheitsentscheid. Den muss man akzeptieren. Wichtig ist, dass die Zusammenarbeit mit den Departementen T&A und Wirtschaft weiter funktioniert. Horw und Sursee werden vom Resultat nicht enttäuscht sein.

«Horw und Sursee werden vom Resultat nicht enttäuscht sein.»

René Hüsler, angehender Direktor Departement Informatik HSLU

Aber in Horw hätte man Landreserven gehabt.

Der Kanton Luzern ist im Moment eher nicht in der Situation, einen Ausbau zu tätigen. Und der Kanton Zug legte ein recht konkretes Angebot auf den Tisch. 

Sie waren gegen Zug und jetzt werden Sie dort Direktor?

Das ist so nicht richtig. Ich sagte, je näher beim Standort Technik & Architektur, desto besser für dieses Departement. Ideal wäre dafür ein Neubau auf der Wiese in Horw gewesen. Aber der Standort Horw war für mich keine zwingende Bedingung für ein Departement Informatik. 

Hätten Sie sich gewünscht, dass der Kanton sich mehr für Luzern eingesetzt hätte?

Der Kanton hat sich eingesetzt, im Rahmen seiner Möglichkeiten. Da kann man ihm keinen Vorwurf machen. Er ging soweit er konnte. Es wäre unklug gewesen, einen Neubau zu versprechen im Wert von sagen wir 100 Millionen Franken, und dann hätte man später einen Rückzieher machen müssen. Luzern war ehrlich.

Sie legen grossen Wert auf die Interdisziplinarität innerhalb der HSLU und auf die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft. Wo sehen Sie hier Wachstumspotential?

Intern sicher bei der Zusammenarbeit mit dem Institut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ). Aber mit der Erweiterung des Informatikangebots werden sich auch für andere Teileinheiten der HSLU neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit ergeben. Und natürlich werden wir den Kontakt nach aussen suchen, zu Partnern in Industrie und Dienstleistung sowie in der Verwaltung. 

Gibt es eine Vorgabe, wie viele Privatgelder Sie generieren müssen?

Fundraising? Es ist ein Ziel, zusätzlich zu eigenen Mitteln auch welche von aussen zu generieren. Das wird auch eine Aufgabe von mir sein. Zusätzliches Geld für Forschungsprojekte oder die Erarbeitung neuer Produkte wäre gut. Zug wird zudem voraussichtlich Mittel für den Aufbau zur Verfügung stellen. Dann schauen wir, wieviel noch zusätzlich für weitere Aktivitäten und Investitionen nötig ist.

Neben Ihrem Beruf sind Sie für die SP in Hünenberg in der Finanzkommission. Auch noch eine politische Karriere?

Ich bin nicht politisch aktiv, bin aber in der Finanzkommission für die SP. Ich bin kein Parteimitglied. Müsste ich mich für eine Partei entscheiden, wüsste ich nicht so genau, welcher ich beitreten würde. Ich finde es schade, dass oft bei den Diskussionen in der Finanzkommission die Parteigesinnung den Inhalt überstimmt, das gefällt mir nicht. 

Was machen Sie eigentlich in Ihrer Freizeit?

Ich fahre Mountainbike, wenn es geht. Oder ich verbringe Zeit mit der Familie, esse mit Freunden oder wir jassen, machen Brettspiele. Und ich lese gerne Comics und gehe ins Kino.

Welche Comics?

(Lacht) Eigentlich alles.

Was ist Ihr Ziel bis Ende 2016?

Das wichtigste Ziel ist, dass der Übergang ins neue Departement klappt, und die Mitarbeitenden sich wohl fühlen. Dass in Zug ein Departement mit einem Profil entsteht, welches zum Renommée der Hochschule Luzern beiträgt. Das wird spannend und fordernd.

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