Abstimmungskampf um den Gripen

Gripen-Fluglärm auch im Kanton Zug?

Fluglärm verursachen alle Kampfjets. Der Gripen übertrifft seinen Vorgänger, den Tiger F-5, in Sachen Lärmemission allerdings deutlich.

(Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Kommt er oder kommt er nicht, der Gripen? Und wenn er kommt, wie laut ist er? Die Lärmbelastung durch den neuen Kampfjet ist nicht nur für den möglichen Gripen-Standort Emmen ein Thema, auch im Kanton Zug könnten die Saab-Jets zu hören sein.

Im Abstimmungskampf um den Gripen dominieren primär finanzielle und sicherheitspolitische Aspekte. In den Regionen um die möglichen Gripen-Standorte allerdings, und dazu gehört auch der Flugplatz Emmen (zentral+ berichtete), ist die Geräuschkulisse des schwedischen Kampfflugzeuges ein ebenso wichtiger Diskussionspunkt.

Lärm ist zweitrangig

Rückblende: Am 20. August 2012 legt die Subkommission «Neues Kampfflugzeug» ihren Evaluationsbericht zum Gripen vor. Darin wurde der Flieger anhand verschiedenster Kriterien auf Herz und Nieren geprüft und am Ende des mehrjährigen Auswahlverfahrens für tauglich befunden.

Das Kriterium «Lärm» kam dabei mit einem Anteil von 2,25 Prozent an der Gesamtnote allerdings kaum zum Tragen. Und das, obschon der Gripen über den dichtbesiedelten Gebieten der Luzerner Agglomeration starten, landen und dabei laut Messungen mehr Lärm verursachen würde, als sein in Emmen stationierter Vorgänger, der Tiger F-5. «Bei der Beschaffung von zivilen Flugzeugen, sind die Lärmbelastungen ein grundlegendes Kriterium. Bei Militärflugzeugen steht diese Komponente leider weit im Hintergrund», sagt Felix Egolf, langjähriger Linienpilot und ehemaliger Flugsicherungsoffizier der Schweizer Armee.

2013: 3’600 Jet-Flugbewegungen in Emmen

Das Einsatzkonzept des Gripens weist einen jährlichen Bedarf von 4’000 Flugstunden in der Schweiz aus. Ob dabei eine Staffel vom Militärflugplatz Emmen aus operieren könnte, ist unklar. Das VBS hüllt sich bezüglich Flugbewegungen und möglicher Gripen-Standorte in Schweigen.

Ein Blick zurück zeigt aber, dass im vergangenen Jahr in Emmen 3’600 Flugbewegungen von Jets stattfanden. Gemeint sind damit die Starts und Landungen der Flugzeuge. Davon fielen unter anderem rund 1’228 Bewegungen auf die F/A-18 und knapp doppelt so viele, nämlich 2’434 Bewegungen auf den Tiger F-5. Eine Zahl, die sich bei der möglichen Stationierung des Gripens in Emmen nicht grundlegend verändern dürfte, wie das Schweizer Militär auf Anfrage von zentral+ bestätigte.

Moderner aber lauter

Nach Messungen der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) weist der Gripen bei seinen Starts eine zweieinhalb- bis dreifach höhere Schallintensität auf als sein ausmusterungsreifer Vorgänger. Für das menschliche Gehör ist das ein wahrnehmbarer Lautstärkenunterschied. In seiner Startphase beschallt der Gripen so eine Umgebung von 50 Quadratkilometern mit einer Lautstärkenemission von 80 Dezibel. Was ungefähr dem Lärmpegel eines Presslufthammers entspricht.

«Die Armee ist wohl das einzige Unternehmen, welches in der heutigen Zeit ein älteres Flugzeugmodell mit einem neuen ersetzen will, das zwar leistungsfähiger ist, aber auch deutlich lärmintensiver», sagt Felix Egolf.

Zu hören wäre der Gripen nicht bloss in einem weitausgedehnten Gebiet um den Flugplatz Emmen, sondern möglicherweise auch in den Zuger Gemeinden nahe der Luzerner Kantonsgrenze. «Wenn die Schallleistung zunimmt und alle anderen Flugparameter, wie beispielsweise Steigprofil und Flugroute, gleich bleiben, so hat dies in der Tat eine Ausweitung der Lärmkonturen zur Folge», sagt Dr. Beat Schäffer von der EMPA.

Für Gemeinden kein Thema

Bei den Behörden von Hünenberg und Risch fällt die Reaktion auf eine mögliche Lärmintensivierung durch den Gripen gelassen aus. «Bei uns ist das kein aktuelles Thema», sagt Urs Felix, Fachmitarbeiter Sicherheit und Umwelt bei der Gemeinde Hünenberg. Und auch die Gemeinde Risch hat sich bislang noch nicht mit allfälligen Lärmemissionen durch den Gripen befasst. 

Ähnlich sieht es der Zuger Nationalrat Thomas Aeschi (SVP), Mitglied im Komitee «Ja zum Gripen». «Auch die etwa gleich lauten F/A-18 Flugzeuge starten immer wieder aus Emmen. Persönlich sind mir bis heute keine Lärmklagen von Einwohnern aus den Gemeinden Risch oder Hünenberg durch die F/A-18 bekannt.»

 

Korrigenda: Fälschlicherweise publizierte zentral+ eine Anzahl von 12’000 Flugbewegungen auf dem Flugplatz Emmen im vergangenen Jahr. Tatsächlich waren es 2013 lediglich 3’600 Starts und Landungen von Kampfjets auf dem Militärflugplatz Emmen. Die Zahl wurde im Artikel inzwischen korrigiert.  

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Markus Aregger
    Markus Aregger, 09.05.2014, 11:32 Uhr

    Eine Frechheit, dass man für Milliarden neue Kampfjets kaufen will, die dann noch mehr Lärm verursachen sollen! Ich stimme Nein zu dieser Milliarden teuren Lärmbelastung!

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