Pro Gripen Anlass in Zug

Kirsch für Ueli Maurer, Spott für Jo Lang

Mit den Ehrendamen der Trachtengruppe der Stadt Zug betritt Ueli Maurer das Theater Casino in Zug. OK-Präsident Willy Vollenweider weist ihm den Weg. (Bild: Charly Werder/SVP Stadt Zug)

In seinem einzigen Auftritt in der Zentralschweiz wirbt Ueli Maurer im Zuger Theater Casino für den Kampfjet Gripen und erntet viel Applaus. Organisiert wurde der Anlass von «Pro Gripen Zug», einem bürgerlichen Komitee aus SVP, FDP und CVP. zentral+ über ein Podium ohne Diskussion, die Suche nach der CVP, den Humor von Ueli Maurer, und: ein Holzchalet.

Es sei gut, frühzeitig zu erscheinen, ein Gedränge werde wohl nicht zu vermeiden sein, schrieb OK-Präsident Willy Vollenweider am Vortag an die Medienschaffenden. Zum angekündigten «Grossanlass» würden mehrere hundert Personen erwartet, «es gibt maximal 635 Plätze im Saal», hiess es weiter. Der «Grossanlass» war dann doch etwas kleiner: «Es kamen rund 200 Personen», schätzte unmittelbar danach Jürg Messmer, Präsident der SVP Stadt Zug.

Viele Plätze im Casino-Saal blieben leer, so auch die meisten der reservierten Stühle für die Medien. Der überparteilich organisierte Pro-Gripen Event glich einem Schaulaufen für Politiker, mit Anwesenheit von Bundesrat Ueli Maurer, Ständerat Peter Bieri und Nationalrat Bruno Pezzatti. Und mit einem Publikum, dessen Meinung grösstenteils gemacht war. So sagte ein älteres Ehepaar auf Anfrage von zentral+, ob sie schon wüssten, was sie stimmen werden: «Wir werden Ja stimmen, das ist schon lange klar». Trotzdem wolle man sich noch informieren und auch ab und zu ein paar Gegenstimmen hören. Dafür waren sie jedoch am falschen Anlass.

«Wo ist die CVP?»

Sowohl die anwesenden Politiker, als auch das von älteren Herren dominierte Publikum, waren sich einig: «Wir brauchen den Gripen». Bevor der Hauptredner Ueli Maurer eintraf und diese Ansicht darlegte, sorgte kurz ein organisatorisches Thema für Verwirrung. «Wo ist die CVP?» fragte sich OK-Mitglied Philip C. Brunner. Sowohl die SVP als auch die FDP waren im Foyer mit einem Stand und mit Partei-Bannern präsent.

Die Gripen-Abstimmung

Am 18. Mai stimmt das Schweizer Stimmvolk über den Beschaffungskredit für 22 Gripen-Kampfjets ab. Bundesrat und Parlament wollen die Flugzeuge des Modells Gripen E für rund 3 Milliarden Franken kaufen. Weitere 3 Milliarden Franken würde der Betrieb der Flieger während dreissig Jahren kosten.

Die Kampfjets würden die Tiger-Jets ersetzen, die voraussichtlich 2016 ausser Betrieb genommen werden. An der Abstimmung geht es um einen Fonds, in welchen bis 2024 jedes Jahr 300 Millionen aus dem Armeebudget fliessen würden. Grüne, SP und die Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GsoA) haben das Referendum ergriffen.

Für die CVP war ebenfalls ein Tisch reserviert, nur schien sich niemand wirklich darum zu kümmern. Auf die Frage, ob denn die CVP auch beim OK mit dabei war, sagte Brunner: «Ja eigentlich schon, dort ist der Tisch.» Sie hätten sich wohl dafür entschieden, keinen grossen Auftritt zu machen, es seien aber durchaus Vertreter der CVP anwesend, so der SVP-Kantonsrat aus Zug.

Mit Brauchtum nicht geizig

Sehr gut am Anlass vertreten waren die Schweizer Werte «Neutralität» und «Unabhängigkeit». Und wenn von Werten die Rede ist, ist das Brauchtum meistens nicht weit weg. Als Bundesrat Maurer vor dem Theater Casino aus der schwarzen Mercedes-Limousine stieg, wurde er nicht nur von OK Präsident Vollenweider und Stadtrat André Wicki empfangen, auch die «Trychlergruppe» Menzingen stand bereit und läutete dem Verteidigungsminister ein erstes Ständchen. Zwei Ehrendamen der Trachtengruppe der Stadt Zug standen in traditioneller Robe am Eingang Spalier – und ein zweites Mal während der Rede von Maurer.

Im Saal angekommen spielte zur Eröffnung des Anlasses das «Schwizerörgeli» Duo Rohrer und Schillig «lüpfige» Volksmusik. Dann schliesslich ging es um die Politik. Nur eines sei hier vorweg noch angefügt: Neben dem Rednerpult stand auf einem Pfeiler ein «Miniature»-Holzchalet. Was es damit auf sich hatte, dazu später mehr.

 

Das Geheimnis um dieses Modell-Chalet wurde ganz am Schluss gelüftet. (Bild: anm)

Das Geheimnis um dieses Modell-Chalet wurde ganz am Schluss gelüftet. (Bild: anm)

Maurer und der Teufel

Während seiner Begrüssung sprach Landammann Beat Villiger ziemlich viele Themen an, die für den Kauf des Gripen sprechen sollten. Angefangen beim ersten Weltkrieg, verwies er auf Schweden, das sein Armeebudget aufstocke, und schlug wie alle anderen Redner den Bogen zur Krim-Krise.

Es folgten die Reden von Ueli Maurer und Cheftestpilot Bernhard Berset, die beide gut vorbereitet für den Kauf der 22 Jets warben. Maurer sorgte zudem für einige Lacher im Publikum. Zum Beispiel als er das Referendumskomitee kritisierte. Dieses werde von der Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA) angeführt, die jedoch nicht als Drahtzieherin hinstehen wolle. Er fände es besser «wenn der Teufel auch auftreten würde» so Maurer und sagte im Nebensatz: «Jo Lang kommt ja aus Zug».

Der zweite Lacher kam wenig später. Maurer wies darauf hin, dass man dreissigjährige Kampfflugzeuge ersetzen müsse, weil sie nicht mehr der neusten Technik entsprächen. Er verglich die Jets mit Haushaltsgegenständen und fragte ins Publikum: «Wie viele Gebrauchtgegenstände, die 30 Jahre alt sind, haben Sie noch zuhause?» Die Antwort gab er gleich selber und sie kam gut an im konservativen Männer-Publikum: «Bei uns sind das nicht mehr viele, ausser natürlich die Frau, die den Haushalt schmeisst.»

Eher Frage-Anwort-Spiel als Podium

Danach stellte Cheftestpilot Bernhard Berset den Gripen E vor und wusste aus technischer Sicht Spannendes zu berichten. Nach all den Reden war es dann Zeit für die Podiumsdiskussion. Der Präsident der Offiziersgesellschaft Zug, Daniel Gruber, stellte Fragen an Ständerat Peter Bieri, Cheftestpilot Berset, Regierungsrat Heinz Tännler und Nationalrat Bruno Pezzatti.

Die Fragen waren den Politikern teilweise etwas zu sehr armeelastig. So sagte Heinz Tännler nicht nur einmal: «Ich weiss nicht, ob ich der Richtige bin, um diese Frage zu beantworten, da müssten Sie Armee-Experten fragen.» Gruber wollte zum Beispiel wissen, ob man den Gripen beschaffen soll, obwohl er schlechter abschnitt als der «Eurofighter» und der «Rafale». Obwohl Gruber sich bemühte, auch kritische Fragen zu stellen, kam es nicht zu einer Diskussion unter den Teilnehmern. Es war eine Frage-Antwort-Runde. 

«Denken, Knopf drücken, sprechen»

Als anschliessend das Publikum mitmachen durfte, wies Gruber zunächst in Offiziers-Manier auf die Spielregeln hin – und abermals musste Josef Lang für ein Spässchen herhalten. Er wolle die Fragerunde so durchführen, wie er es in der militärischen Funkausbildung gelernt hatte, nach dem Motto: «Denken, Knopf drücken, sprechen.» Das hiess: Aufstehen, sagen wer man ist, woher man kommt, und dann die Frage stellen. Er machte ein Beispiel, um es allen klar zu machen: «Jo Lang, Bern, ehemaliger Nationalrat.» Wiederum amüsierte sich das Publikum. 

«Jo Lang, Bern, ehemaliger Nationalrat.»

Daniel Gruber, Präsident Offiziersgesellschaft Zug

Die meisten Fragen von den Anwesenden waren unkritisch und in Voten brachte beispielsweise ein Zuger Unternehmer zum Ausdruck, dass die Kompensationsgeschäfte im Zusammenhang mit dem Gripen-Kauf nicht zu vergessen seien. «Die Schweizer Wirtschaft würde in vielerlei Hinsicht vom Gripen profitieren.» Moderator Gruber fasste die Wortmeldung zusammen: «Also das heisst, der Gripen erhält Arbeitsplätze, stärkt die Wirtschaft und den Technologiestandort Schweiz.» 

Das Holzchalet: Maskottchen für Ueli Maurer

Fast am Ende wurde endlich das Geheimnis um das Holzchalet gelöst. Es gehörte Ueli Maurer, er brachte es mit. «Es ist ganz einfach», erklärte Maurer, hob das Dach des Modell-Chalets ab und sagte: «Genauso schutzlos wie dieses Haus ohne Dach wäre, so ginge es der Schweiz nach einem Nein zum Gripen.» Das Holzchalet – ein Maskottchen für Maurer – hatte in vielerlei Hinsicht Symbolcharakter an der Veranstaltung: Es passte zu den «Trychlern», der Volksmusik und den Trachten. Die Organisatoren waren zufrieden und reichten Maurer und dem Piloten Berset zum Abschied je einen Etter-Kirsch.

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5 Kommentare
  • Profilfoto von matthias jungen
    matthias jungen, 29.04.2014, 22:48 Uhr

    dies ist der erste politische bericht, den ich in dieser onlinezeitung lese. keine meinung, keine gedankliche auseinandersetzung. einfach eine schlichte aufzählung der ereignisse, so nach dem motto «ich schreibe was ich sehe und höre»: ein protokoll. ist dieser artikel beispiel für den begriff «unabhängig» im logo dieser zeitschrift? auch die tour in den einkaufsläden der baselstrasse. langweiliger voyeurismus. melde mich wieder ab.

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    • Profilfoto von Andrea Mueller
      Andrea Mueller, 30.04.2014, 09:23 Uhr

      Schade, dass sie nur einen politischen Bericht auf zentral+ lesen und sich aufgrund eines Eindrucks nun wieder abmelden. Würde unser Magazin «das politische Magazin der Zentralschweiz» heissen, wäre ihre Frage sehr wohl angebracht. So heisst es aber nicht. Das politische Denken setzen wir bei unseren Lesern voraus, eine Meinung soll sich jeder selbst bilden können. Es ist nicht die Aufgabe von uns JournalistInnen, eine politische Haltung einzunehmen, sondern Bericht zu erstatten. Und noch etwas: Die Tatsache, dass wir als einziges Medium die Aussage von Ueli Maurer überhaupt aufgenommen haben, sollte viel mehr zu Denken geben und zeigt, dass mein «Protokoll» ein anderes ist, als jenes der anderen Zeitungen, die vom Anlass berichteten.

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  • Profilfoto von Michele Meyer
    Michele Meyer, 27.04.2014, 20:52 Uhr

    Hat Bundesrat Maurer dies wirklich gesagt, wortwörtlich?
    «Wie viele Gebrauchtgegenstände, die 30 Jahre alt sind, haben Sie noch zuhause? … Bei uns sind das nicht mehr viele, ausser natürlich die Frau, die den Haushalt schmeisst.»

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    • Profilfoto von Andrea Mueller
      Andrea Mueller, 28.04.2014, 10:13 Uhr

      Ueli Maurer hat in seiner Rede diesen «Witz» gemacht. Ich habe während der Rede mitgeschrieben und die Aussage so notiert wie wiedergegeben. Es kann sein, dass es kleine Abweichungen vom O-Ton gibt, aber die Aussage ist korrekt.

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  • Profilfoto von Manuel Spaeni
    Manuel Spaeni, 27.04.2014, 18:36 Uhr

    Die Veranstaltung, ebenso wie der Humor der anwesenden Herren, ist indiskutabel. Das ist aber leider auch Ihre Berichterstattung, wenn Sie es nicht einmal schaffen, einen bekannten und mehrmals genannten Namen richtig zu schreiben: Josef Lang schreibt sich mW wennschon «Jo».
    Durch einen solchen Umgang mit den Gegnern dieser Veranstaltung stellen Sie sich auf die Seite der Veranstalter.
    Und dafür haben wir ja schon die NLZ.

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