Giftstoffe in Littauer Schwimmbad

«Wir bedauern die Schliessung sehr»

Im vergangenen Sommer blieb sie leer: Die Zimmeregg-Badi soll jedoch dieses Jahr wieder frei von Schadstoffen sein. (Bild: zvg)

Der Luzerner Stadtrat hat entschieden, das Littauer Schwimmbad Zimmeregg dieses Jahr nicht in Betrieb zu nehmen. Giftige Schadstoffe wurden in der abblätternden Farbe der Becken nachgewiesen, so die Begründung. Die ehemaligen Betreiber zeigen sich bestürzt.

Die Tore des beliebten Littauer Waldschwimmbades Zimmeregg bleiben in diesem Jahr geschlossen. Das hat der Stadtrat «widerwillig» entschieden, wie er gegenüber zentral+ erklärt. Offenbar haben jüngste Messungen im März 2014 in und um die Schwimmbecken erhöhte Konzentrationen von Schadstoffen ergeben, die zum Teil über den geltenden Grenzwerten liegen.

Für René Baumann, den ehemaligen Präsidenten der Genossenschaft Schwimmbad Littau-Reussbühl, kommt diese Meldung überraschend. «Wir bedauern diese Schliessung sehr. Es tut uns vor allem für die Schüler aus Littau und Reussbühl und für die vielen Familien sowie Stammgäste leid, die nun einen ganzen Sommer nicht in ihrer liebgewonnenen Badi sein können», sagt er.

Gefährdung für Kleinkinder nicht ausgeschlossen

Bei den festgestellten Schadstoffen handelt es sich um sogenannte Polychlorierte Biphenyle (PCB). Das sind Chlorverbindungen, die unter anderem in Lacken, Farben, Kunststoffen und Kittfugen vorkommen. Seit 1986 sind PCB wegen ihrer schädlichen Eigenschaften für Mensch und Umwelt in der Schweiz verboten.

«Das Nichtschwimmer- und das Kinderplanschbecken wären für den Badebetrieb nicht zur Verfügung gestanden. Deshalb hat der Stadtrat eine Teilöffnung mangels Attraktivität als Familienbad verworfen», so die Begründung. Auch eine Teilöffnung des Bades hätte man geprüft. Die Zeit bis zur Saisoneröffnung hätte allerdings nicht gereicht, um alle mit PCB belasteten Bereiche ausreichend zu sanieren.

«Faire Lösungen» für Mitarbeiter

Die Hallenbad Luzern AG betreibt das Waldschwimmbad Zimmeregg seit der Saison 2013 im Auftrag der Stadt Luzern. Nach dem Entscheid des Stadtrates wurden die laufenden Saisonvorbereitungen abgebrochen und die Belegschaft und der Restaurantpächter darüber informiert, dass das Bad in der Saison 2014 nicht geöffnet wird. «Die Hallenbad Luzern AG ist daran, gute und faire Lösungen für die sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Zimmereggbad und eine einvernehmliche Lösung mit dem Pächter des Restaurants zu erarbeiten.»

Durch Verwitterungs- und Reinigungsprozesse sind mit den Jahren die Schadstoffe in den Boden rund um die Becken gelangt. Gemäss dem Bundesamt für Gesundheit besteht für Badende keine Gefahr, da PCB nicht wasserlöslich sind. Eine Gefährdung ist aber nicht ausgeschlossen, wenn belasteter Boden und Farbpartikel eingenommen werden. Die Befürchtung beim Schwimmbad Zimmeregg besteht konkret darin, dass Kleinkinder die Erde um das Planschbecken einnehmen könnten. Die Aufnahme von grösseren Mengen kann zu gesundheitlichen Beschwerden führen.

Umfassende Sanierung nötig

Bereits vor sechs Jahren wurde die Schadstoffbelastung durch die Genossenschaft abgeklärt. Da aber die Betreiber damals die Erde um das Planschbecken und den Spielplatz saniert hatten, sah die Stadt noch keinen Abklärungsbedarf.

«Die Konsultation des Berichtes zeigte dann, dass es sinnvoll ist, erneute Messungen in Auftrag zu geben», so Stadtpräsident Stefan Roth.

Neben der PCB-Sanierung stehen für das Waldschwimmbad Zimmeregg weitere bauliche Sanierungsarbeiten bei den Becken, der Wasseraufbereitung, den Garderoben und den Duschen an. So ist beispielsweise der Wasserverbrauch des Schwimmbades in den letzten Jahren von 25’000 auf 42’000 Kubikmeter angestiegen, was nur durch undichte Stellen im Leitungssystem und bei den Becken erklärt werden kann. «Trotz guter Betreuung und Wartung der Badewasseraufbereitungsanlage ist die Nutzungsdauer überschritten, die Umwälzleistung liegt zum Teil noch bei 40 Prozent, und Ersatzteile sind kaum mehr erhältlich», schreibt der Stadtrat in der Mitteilung. Auch die Elektroeinrichtungen und die sanitären Anlagen seien veraltet.

Investitionen zwischen sieben und zehn Millionen Franken

Eine komplette Sanierung sei zeitaufwendig und verursache hohe Kosten. Der Stadtrat geht zum jetzigen Zeitpunkt von Gesamtinvestitionen zwischen sieben und zehn Millionen aus, um das Zimmereggbad in den nächsten rund zehn Jahren weiterbetreiben zu können.

Die Stadt Luzern hat das Zimmereggbad per 1. Januar 2013 von der Genossenschaft Schwimmbad Littau-Reussbühl übernommen und der Hallenbad Luzern AG zum Betrieb übergeben. Der ehemalige Genossenschaftspräsident René Baumann: «Es ist zu hoffen, dass die notwendigen Massnahmen schnellstmöglich angegangen werden, damit die Badi im übernächsten Sommer wieder geöffnet sein wird.»

Der Stadtrat wird nun Abklärungen über den Sanierungsbedarf hinsichtlich des PCB wie auch der technischen und baulichen Anlagen in Auftrag geben und bis im Herbst 2014 prüfen, wie das Bad wieder in Betrieb genommen werden kann. «Der Stadtrat bedauert den Entscheid, das Bad dieses Jahr nicht zu öffnen und wird alles daran setzen, Lösungen zu erarbeiten, die eine Wiedereröffnung des vor allem von Familien geschätzten Zimmereggbades ermöglichen» sagt Stefan Roth gegenüber zentral+.

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