Differenzen im Berufsbildungszentrum

Rektor im Kreuzfeuer

Das BBZW+G in Sursee

(Bild: BBZW+G)

Im Luzerner Berufsbildungszentrum Wirtschaft, Informatik und Technik (BBZW) herrscht dicke Luft. In einem Brief an die Kantonsräte sprechen Mitarbeitende des BBZW von massiven Führungsproblemen. Im Fokus steht der Rektor.

Mit einem Brief richten sich die Mitarbeitenden des kantonalen Berufsbildungszentrums Wirtschaft, Informatik und Technik (BBZW) an die Mitglieder der kantonsrätlichen Aufsichts- und Kontrollkommission (AKK). Offensichtlich sehen sie zur Lösung des Konfliktes keine anderen Weg mehr, als direkt am die Kantonsräte zu gelangen. Der Brief vom 20. März, der auch an andere Adressaten ging, liegt zentral+ vor.

Die enthaltenen Vorwürfe sind massiv. Es geht einerseits um grundlegende strukturelle Probleme, im Vordergrund steht aber vor allem die Führungsarbeit. Der Rektor, der den Berufsfachschulstandorten Emmen, Sursee und Willisau vorsteht, habe «massive Führungsprobleme».

«Machtspiele» und «verbale Entgleisungen»

Im Brief werden verschiedene Vorkommnisse aufgelistet. Es heisst, die Lehrpersonen und Mitarbeitenden seien nicht bereit, «das selbstgefällige, abwertende, zum Teil wahrheitswidrige und oftmals gar verletzende Führungsverhalten unseres Rektors und von Teilen unserer Schulleitung weiterhin widerspruchslos zu tolerieren.»

In chronologischer Reihenfolge wird beschrieben, dass der Rektor seit dem Stellenantritt im Sommer 2011 «mit eiserner Faust» regiere und es mache sich eine «Kultur von Respektlosigkeit, Ignoranz und Einschüchterung breit». Bereits 2012 verliessen zwei Prorektoren die Schule, weil sie nicht länger bereit gewesen seien, «das entwürdigende Machtspiel und die verbalen Entgleisungen des Rektors widerspruchslos hinzunehmen.»

Kantonsrat: Nicht dringlich

Die personelle Situation am BBZW Sursee ist auch Gegenstand einer Anfrage im Parlament. FDP-Kantonsrätin Angela Pfäffli aus Grosswangen will Auskunft über die Situation und den Erfolg der Umstrukturierung, Organisations- und  Führungsentwicklung im BBZW. Sie schreibt, der Zusammenschluss der Berufsfachschulzentren Willisau, Sursee und Emmen im Jahr 2006 zum BBWZ habe zu diversen Konflikten, Kündigungen und Entlassungen geführt.

So seien seit 2005 vier Rektoren und acht Prorektoren ausgetauscht worden. Ausserdem seien vier Büros mit Führungscoaching beauftragt worden. Es gebe, so Pfäffli, offensichtliche Mängel in der Neuorganisation des BBZW und Führungsprobleme, die Personalwechsel provozieren. Darüber verlangt die Kantonsrätin detailliert Auskunft. Der Kantonsrat hat heute, am 31. März, jedoch die Dringlichkeit der Anfrage abgelehnt.

Im Schussfeld  des Rektors steht offenbar auch der Leiter Facility Management (Hauswart) des BBZW in Sursee. Dazu heisst es im Schreiben, aufgrund schwerster Vorwürfe und Anschuldigungen an den Hauswart hätten die Fachbereichsleiter und Lehrpersonenvertreter dem Rektor einen Brief geschrieben und ihn aufgefordert, verbale Verunglimpfungen zu unterlassen und den Mitarbeitenden aller Hierarchiestufen mit Respekt zu begegnen.

Das war im Herbst 2012. Scheinbar änderte sich die Lage nicht. Im Februar dieses Jahres wurde der leitende Hauswart für zwei Wochen krank geschrieben, und der Coach des Hauswartes, dem im Konflikt eine entscheidende Vermittlungsrolle zukam, gab per sofort seinen Rücktritt bekannt.

Brief hat nichts genützt

Der Luzerner Erziehungsdirektor Reto Wyss (CVP) weiss über die Situation im BBZW Sursee Bescheid. Schon im Herbst 2012 nahm er an einer Aussprache von Mitarbeitenden teil, an der das Führungsverhalten des Rektors auf Schärfste kritisiert wurde. Dazu heisst es in der Chronologie: «Vor allem sind es die mangelnde Wertschätzung, die intransparente Kommunikation, die herabwürdigende Art bis hin zur Androhung von Kündigungen, die als Kulturverlust und als äusserst demotivierend beklagt werden.»

Aber es sieht ganz danach aus, als habe sich seither nichts bewegt. Im Brief an die AKK schreiben die Mitarbeitenden, man habe schon mehrmals mit Regierungsrat Reto Wyss und Verantwortlichen im Bildungsdepartement das Gespräch gesucht, doch leider habe sich «nichts verändert».

Die Kritik an den Behörden ist deutlich: «Es kann nicht sein, dass reihenweise bestens qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unsere Schule verlassen, beziehungsweise verlassen müssen, sowie Tausende von Franken nutzlos für teure Beratungsmandate ausgegeben werden, ohne dass die zuständigen Amtsstellen bereit sind, genau hinzuschauen, wo das eigentliche Problem liegt.»

Verhalten von Führungspersonen nicht kommentieren

Im Namen des Rektors reagiert Christof Spöring, Leiter der kantonalen Dienststelle Berufs- und Weiterbildung auf die Vorwürfe. Das Schreiben sei ihm bekannt. Via Medien möchte er aber weder das Verhalten von Führungspersonen noch das Verhalten von Lehrpersonen kommentieren, schreibt er in einer Stellungnahme. «Über die Situation am Berufsbildungszentrum Wirtschaft, Informatik und Technik sind wir hinlänglich im Bild und wir nehmen diese ernst. Wir pflegen einen intensiven Kontakt mit Schulleitung und Lehrpersonen und sind bestrebt, langfristige Lösungen für die derzeit angespannte Situation zu finden.»

Ein Führungsentwicklungsprozess sei initiiert, so Spöring weiter, in dessen Rahmen die Schulleitungsmitglieder gemeinsam eine neue Führungsstruktur erarbeitet hätten. Diese Struktur werde ab Schuljahr 2014/15 zum Tragen kommen und eine Stärkung der Fachbereichsleitungen zur Folge haben.

Reto Wyss: «Es läuft nicht nach Wunsch»

Auch Erziehungsdirektor Reto Wyss äusserte sich heute im Rahmen der Kantonsratssitzung zur Sache. Der Anfrage von Kantonsrätin Angela Pfäffli (FDP, Grosswangen) wurde die Dringlichkeit zwar abgesprochen (siehe Box). Aber Pfäffli könne gewiss sein, so Reto Wyss, dass das Thema nicht auf die lange Bank geschoben werde. «Ich habe in rund einem Drittel aller Sitzungen der Kommission Erziehung, Bildung und Kultur (EBKK) während meiner Amtszeit das Thema offen angesprochen, weil ich mir sehr wohl bewusst bin, dass da nicht alles so läuft, wie ich mir das wünsche», sagte der Luzerner Bildungsdirektor. Auf Nachfrage sagte er gegenüber zentral+, er könne vorerst nicht mehr dazu sagen. «Es würde nicht verstanden, wenn die Presse schon vor dem Kantonsrat Antworten bekäme.»

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