Deftige Beats und dröhnende Bässe

Drei Lieder – und der neue King Pepe hat alle am Haken

Der Berner Musiker heizte dem Publikum ein. (v.l.n.r. Sibill Ureider, Giulin Stäubli, Simon Hari, Rico Baumann, Jeremias Keller)

(Bild: Laura Livers)

«King Pepe macht jetzt Musik mit Nullen und Einsen! Ohne troubadourigen Restmief, dafür mit Brätsch-Drums und Knarz-Bässen!» So lautet in etwa die Pressemitteilung zum neusten Streich aus dem Hause Hari mit dem klingenden Namen «Karma OK». Am Mittwochabend gab’s den Beweis dafür im Südpol Club.

King Pepe – alias Simon Hari – ist so was wie der heimliche König der Mundart-Troubadouren. Wo die meisten in der schweizerdeutschen Musikszene sich in Liebesliedern und Heimatgesülz verlieren, singt King Pepe roh und ungeniert vom Alltag von Herr und Frau Schweizer.

Pointiert und selbstironisch hält er sich und seinen Zuhörern den Spiegel vor – Hooks wie «Doof isch ändlos, Schönheit leider nid» oder «Chönnti bitte mitcho, we du mi verlahsch?» sind beim ersten Hören lustig, beim Zweiten tragisch, beim Dritten treffen sie mitten ins Herz und beim vierten Mal werden sie hemmungslos mitgebrüllt.

«Alternativ-Superstar» erfindet sich neu

Für Karma OK hat sich der selbsternannte «Alternativ-Superstar» wieder einmal neu erfunden. Der Roaring-Twenties-angehauchte Sound vom vorherigen Album «70% Wasser» wurde durch 80er-Musik getauscht. Er hat Co-Produzent Rico Baumann ins Boot geholt sowie die renegade Brassband Le Rex durch die extra für dieses Projekt gegründete Band The Queens ersetzt.

Mit deftigen Beats und dröhnenden Bässen zeigte sich King Pepe und die neugeschaffene Band «The Queens».

Mit deftigen Beats und dröhnenden Bässen zeigte sich King Pepe und die neugeschaffene Band «The Queens».

(Bild: Laura Livers)

Besser, schlechter oder einfach nur neu?

Veränderungen sind immer schwierig. Das zeigte sich auch am Publikum, das sich zum Auftakt des Auffahrtswochenendes im Südpol einfand. So sehr man sich im Voraus auf das neue Projekt eingestellt hat, war das, was da auf der Bühne erklang, im ersten Moment doch schwer zu vereinbaren mit der Erwartungshaltung, die bei einem King-Pepe-Konzert mitschwingt.

Wo früher schrullige Rhythmen, verstimmte Gitarrenklänge und offensichtlicher Wortwitz zu Gange waren, wurden die Zuhörer nun – wie versprochen – mit deftigen Beats, dröhnenden Bässen und einer völlig neuen Ästhetik konfrontiert. Es dauerte einen Moment, genauer etwa drei Lieder, bis dieser neue King Pepe das Publikum am Haken hatte.

Köpfe wippten, Hüften schwangen und lauter Applaus nach jedem Song. Denn bei aller Neuerung schimmert auch beim neuen Set der alte Pepe durch.

Mehr Gewicht für seine lakonischen Worte

Subtiler als früher, aber nicht weniger treffend. Subtil, weil Hari es mit seinem neusten Wurf geschafft hat, seinen oft lakonisch anmutenden Worten noch mehr Gewicht zu verleihen, indem er sie nicht mehr auf dem Silbertablett präsentiert. Stattdessen platziert er sie geschickt in diesen fast Charts-tauglichen Arrangements, komplett mit Breakdowns, Drumsolos und R&B Backingvocals.

Der polierte Elektroniksound, der genauso gut in irgendeinem Club laufen könnte, kämpft unermüdlich mit den Texten um die Vorherrschaft. Und er lässt das Publikum langsam, aber stetig in Ekstase geraten.

Wie ein ausgeklügeltes Theaterstück

Hie und da blitzen alte Songs auf, in neuem Gewand, und vom Publikum mit viel Gebrüll goutiert. Das Konzert mutet wie ein ausgeklügeltes Theaterstück an, dessen Dramaturgie das Publikum auf eine Reise in sich selbst mitnimmt, bis zum eigentlichen Höhepunkt – man will nicht zu viel verraten, aber es sind Handpuppen und Masken im Spiel.

Kurz gefasst:

Mit deftigen Beats und dröhnenden Bässen zeigte sich King Pepe und die neugeschaffene Band The Queens.

Mit deftigen Beats und dröhnenden Bässen zeigte sich King Pepe und die neugeschaffene Band The Queens.

(Bild: Laura Livers)

Karma OK von King Pepe & The Queens ist neu, anders, sehr, sehr gut, und muss live gehört werden.

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